Wissenschaftler der University of Leeds fordern Schnelltest zur Vermeidung von Resistenzen
Verschreibungen problematisch
Die Forscher haben fast 500.000 Erkrankungen in England analysiert, die zwischen 2011 und 2015 behandelt wurden. Die Aufzeichnungen stammten aus 390 Praxen praktischer Ärzte. Bei weniger als einem von fünf gegen eine Harnwegsinfektion behandelten Patienten wurde der Urin im Labor getestet. Diese Tests wurden bei Männern häufiger durchgeführt als bei Männern oder bei jenen, die für eine zweite Behandlung in die Praxis zurückkehrten. Aus diesem Grund haben laut den Experten diese Tests kaum eine Auswirkung auf die Verschreibung von Antibiotika.
Zusätzlich zeigte sich, dass einem von fünf Patienten, der ein zweites Mal behandelt wurden, wieder das gleiche Antibiotikum verschrieben wurde. Das entspricht nicht den gängigen Empfehlungen und kann die Wahrscheinlichkeit einer Resistenz erhöhen. Der Großteil der Patienten wurde mit Antibiotika behandelt. Vier Prozent mussten erneut zum Arzt, da sich keine Besserung einstellte. Von diesen rund 17.000 Patienten erhielten nur 80 Prozent ein anderes Antibiotikum als bei der ersten Behandlung.
Resistenzen gegen Antibiotika
Besorgnis erregend ist laut den Forschern, dass der Prozentsatz der männlichen Patienten, bei denen die erste Behandlung nicht geholfen hatte, im Beobachtungszeitraum um 20 Prozent angestiegen ist. 2011 waren es 5,2 Prozent. 2011 lag dieser Wert bereits bei 6,2 Prozent. Patienten, denen Antibiotika erst kürzlich verschrieben worden waren, benötigten wahrscheinlicher eine weitere Behandlung ihrer Harnwegsinfektion. Patienten, die in den vergangenen drei bis sechs Monaten Antibiotika eingenommen hatten, verfügten über ein um 37 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit.
Als Vergleich wurden Patienten herangezogen, die im vergangenen Jahr keine derartigen Medikamente eingenommen hatten. Patienten, die in den vergangenen ein bis drei Monaten Antibiotika erhalten hatte, benötigten fast zwei Mal so wahrscheinlich eine zweite Behandlung. Bei einer Einnahme innerhalb des letzten Monats war diese Wahrscheinlichkeit um mehr als das Dreifache erhöht. Laut den Forschern legen alle diese Ergebnisse nahe, dass die Resistenz gegen Antibiotika Ursache für den Misserfolg der Behandlung war. Die Forschungsergebnisse wurden in „EClinicalMedicine“ veröffentlicht.