Laut wissenschaftlicher Studie sind typische Verletzungen im Mundraum ein klassisches Indiz
Verbreiteter als vermutet
„Ziel unserer Studie ist es, Zahnärzte und andere Berufsgruppen, die sich mit der Gesundheit des Mundraums befassen, für den Nachweis von häuslicher Gewalt zu sensibilisieren“, sagt Timothy Ellis, der an der Midwestern University Zahnmedizin studiert. „In unserer Gesellschaft und in vielen anderen Ländern ist häusliche Gewalt weiter verbreitet als allgemein angenommen wird“, so Ellis.
Laut Ellis und Jonathan Lifshitz, Privatdozent Am Medizin-Kolleg, haben 41,5 Mio. Amerikaner irgendwann in ihrem Leben häusliche Gewalt erdulden müssen. 20,75 Mio. davon erlitten Gehirntraumata. Von diesen tragen 8,3 Mio. bleibende Schäden davon. „Wir appellieren an alle Menschen, die im medizinischen Bereich tätig sind, am Kampf gegen häusliche Gewalt teilzunehmen“, erklärt Lifshitz. Zahnärzte könnten als Frühwarnsystem fungieren. Indizien seien Risse in den Zähnen, Brüche und Absplitterungen sowie Verletzungen im Mundraum, die sich mit der Krankengeschichte des jeweiligen Patienten nicht vereinbaren lassen.
Zusätzliche Schulung für Zahnärzte
Die Autoren der Studie beklagen, dass angehende Zahnärzte über die Möglichkeiten, Häusliche Gewalt zu erkennen, nicht informiert würden. Sheri Brownstein, selbst Zahnärztin an der Midwestern University, sagt, sie sei sensibel, wenn es um Kopf- oder Nackenverletzungen gehe. Doch sie hätte nicht gedacht, dass auch orale Schäden aufgrund von häuslicher Gewalt entstanden sein können.
„Alle Zahnärzte müssten im Erkennen von Indizien, die auf häusliche Gewalt zurückgeführt werden könnten, geschult werden, fordert sie. Und sie müssten sich verpflichtet fühlen, diese Erkenntnisse an Behörden weiterzugeben. Ich empfinde das nicht als zusätzliche Last für einen Zahnarzt“, unterstreicht Brownstein abschließend.