Gegen Pharma-Giveaways und für Bedingungen, die garantieren, dass ein künftiger COVID-19-Impfstoff allen Menschen zur Verfügung steht: Weil wir alle dafür zahlen. Mehr dazu erläutert Marcus Bachmann, humanitärer Berater von Ärzte ohne Grenzen Österreich im Video.
Anlässlich des abschließenden Spendenmarathons, den die Europäische Kommission morgen zur Finanzierung von Impfstoffen, Medikamenten und Tests gegen COVID-19 veranstaltet, warnt Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) vor einem Zwei-Klassen-Zugang bei der Bereitstellung von Impfstoffen gegen das Coronavirus. Konkret warnt die medizinische Hilfsorganisation davor, dass der von der globalen Impfallianz GAVI neu eingeführte sogenannte COVAX-Mechanismus („COVID-19 Vaccine Global Access“) nicht dem von der WHO entwickelten, gerechten Zuteilungsrahmen entspricht. Dieser soll eigentlich sicherstellen, dass am stärksten gefährdete Bevölkerungsgruppen – nicht die reichsten – vorrangig geimpft werden.
„Wir fordern Solidarität“
„Wir können nicht riskieren, dass der COVAX-Mechanismus ein weiteres großes Pharma-Giveaway ist. Im Gegenteil: Es braucht Bedingungen, die garantieren, dass ein künftiger COVID-19-Impfstoff erschwinglich ist und gerecht auf der ganzen Welt verteilt wird.
Der absolut ungerechte Ansatz, der für den COVAX-Mechanismus vorgeschlagen wird, ist keine Lösung. Anstelle einer Zweiklassengesellschaft brauchen wir ein wirklich faires System zur Verteilung eines künftigen COVID-19-Impfstoffes. Und Pharmaunternehmen müssen ein für alle Mal die Kosten für die Impfstoffproduktion offenlegen. Wir fordern Transparenz, wie viel die Herstellung dieser Impfstoffe tatsächlich kostet.
Die österreichische Bundesregierung muss sich entschieden dafür einsetzen, dass ein Impfstoff gegen COVID-19 ein gemeinsames Gut ist, das gerecht, fair und transparent verteilt wird. Eine Pandemie kennt keine Grenzen; auch Landesgrenzen schützen nicht vor einer Ausbreitung. Daher müssen Impfstoffe auf der ganzen Welt zugänglich sein.
Anlässlich des Gebermarathons fordern wir daher eine Pandemie der Solidarität. Wir dürfen in so schwierigen Zeiten keine Bevölkerungsgruppen zurücklassen.“
Marcus Bachmann, Epidemie-Experte und humanitärer Berater von Ärzte ohne Grenzen Österreich