Neulich wurde ich gefragt, warum ich mich – wie übrigens alle beruflichen Fachverbände sowie die Kolleginnen und Kollegen der pflegewissenschaftlichen Studiengänge in Bayern- so vehement gegen die geplante Vereinigung der Bayerischen Pflege aussprechen würde?
„Stellen Sie sich vor, habe ich geantwortet, Sie werden urtypisch als bayerischer Hopfenbauer zu einer Fachkommission berufen, die sich mit dem Schutz des Bayerischen Reinheitsgebots befasst. Im Vorfeld bemerken Sie jedoch, dass die Politik weder über Hopfen, Malz oder Braugerste verhandeln will, sondern lediglich den Wasseranteil im Bier erhöhen. Die anderen Ingredienzien sollen durch günstige Aromastoffe und Geschmacksverstärker sowie Färbungsmittel ersetzt werden, was vor allen Dingen den Braukonsortien Kosten erspart. Die bayerischen Hopfenbauern laufen verständlicherweise Sturm! Es wird deswegen von deren Seite um jeden Preis versucht, das Kulturgut Bier zu schützen. Hier muss zuerst die Hopfenbauernzunft geeint werden, dann die Bevölkerung für den gesellschaftlichen Auswirkungen sensibilisiert werden“ (Bossle 2016).
Was für eine grauenvolle Vorstellung, wenn man Bierliebhaber und -kenner ist! Was für das Brauwesen unvorstellbar ist, ist allerdings problemlos machbar, wenn man in Bayern pflegebedürftig oder beruflich Pflegender ist. Kulturverfall und Professionsverlust zu Gunsten der Interessen einer Unternehmensbranche ist Pflegebedürftigen und Pflegenden also jederzeit zuzumuten, antworte ich dem Fragesteller….
Wenn Sie ordentliche und berufsständisch fachgerechte Zustände in der bayerischen Pflege unterstützen wollen und eine sogenannte Vereinigung der Bayerischen Pflege kritisch finden, kommen Sie zur
Demo am 11.10.2016 um 10 Uhr nach München, Odeonsplatz!
geschrieben von Prof. Dr. M Bossle
Literaturnachweis:
Bossle, M (2016): Editorial zum Schwerpunkt Politische Bildung. PADUA, 5. Veröffentlichungsdatum, 2.11.16