Schlaganfall-Patienten leiden an Depressionen

22. Februar 2023 | News international, Psyche

Beide Erkrankungen noch immer mit Vorurteilen behaftet – Rasche und effektive Therapien wichtig

Laut der American Stroke Association sind Depressionen bei Überlebenden eines Schlaganfalls eine häufige Erfahrung. Aktuellen Daten nach leidet rund ein Drittel der Betroffenen an Depressionen. Bei Erwachsenen ohne Schlaganfall liegt dieser Wert zwischen fünf und 13 Prozent. Werden die Depressionen nicht behandelt, verschlechtert sich die Lebensqualität und die gesundheitliche Wiederherstellung verzögert sich.

Selbstfürsorge entscheidend

Dem Neurologen Lee H. Schwamm von der Harvard Medical School zufolge handelt es sich bei Depressionen nach einem Schlaganfall um eine normale psychologische Reaktion. In anderen Fällen könnten Depressionen durch strukturelle, elektrische oder biochemische Veränderungen im Gehirn auftreten. Werden bestimmte Regionen des Gehirns verletzt, können jene Bereiche, die Gefühle regulieren, geschädigt werden und bei den Überlebenden eines Schlaganfalls Depressionen, Ängste oder PTBS-ähnliche Symptome verursachen.

Depression und Schlaganfall gelten beide als Beispiele für die vielen Erkrankungen, die eine Bedrohung für das Gehirn darstellen. Schwamm rät dazu, dass Schlaganfall-Überlebende, die unter Depressionen leiden, ihren Zustand überprüfen lassen und sich in Behandlung zu begeben. Da ein Schlaganfall zu Störungen bei Schlaf, Nahrungsaufnahme, Kontinenz und anderen Körperfunktionen führen kann, sei die Selbstfürsorge elementar. Dazu gehört das Zugehen auf Familie und Freude für emotionale Unterstützung sowie das Überwinden der Stigmata, die mit dem Suchen nach Hilfe in Verbindung stehen.

Stigma und Scham belasten

Unglücklicherweise sind Schlaganfall und Depression immer noch mit einem sozialen Stigma und Scham behaftet, so Schwamm. Viele Betroffene würden sich scheuen, Hilfe zu suchen. Sie könnten eine zusätzliche Unterstützung benötigen, um die Symptome einer Depression zu akzeptieren und sich in Behandlung zu begeben. Da es sich bei Depressionen um eine ernste Erkrankung handelt, sei es wichtig, eine Behandlung rasch und effektiv zu beginnen. Der American Stroke Association zufolge stehen Schlaganfälle in den USA bei den Todesursachen an fünfter Stelle. Zusätzlich gelten sie als eine der führenden Ursachen für Behinderungen.

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)