Kennen Sie dies, dass Sie von einem Pflege-Symposium in die Alltagsarbeit zurückkehren und voller Impulse und Inspirationen sind? Wo wochen- und monatelang Enttäuschung und Entmutigung gewesen sind, spüren Sie Ermutigung. Mit dem Symposium der Pflege-Fachzeitschrift „Pflege Professionell“ an der Fachhochschule in Krems ist es mir in dieser Woche so ergangen. Der Geist des Symposiums wird mir in der kommenden Zeit wieder Hoffnung geben.
So hat die Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin Pflegende in den unterschiedlichen Versorgungssettings aufgefordert, stolz auf die eigene Arbeit zu sein. Pflegerische Arbeit habe einen unschätzbaren persönlichen wie gesellschaftlichen Wert. Über die Jahre hinweg habe sie eine Berufsgruppe erlebt, die ein schwaches Selbstbewusstsein pflegten. Heute lebe Pflege jedoch nicht mehr ein stummes Dienen im Schatten der Medizin.
Hätte ich einen Gedanken daran verschwendet, mich dieser Ermunterung entziehen zu wollen, es wäre mir in Krems schwergefallen. Denn egal, ob es um die Demenz-Versorgung oder die Kinderkrankenpflege, um die psychiatrische oder die ambulante Versorgung gegangen ist, die Referentinnen und Referenten des „Pflege Professionell“ – Symposiums haben den Ruf nach einer herausgestellten Brust in den beiden Tagen immer lauter werden lassen.
Noch mehr: der Pflegepädagoge Gerhard Schoßmaier hat beispielsweise die Aufgabe angesprochen, pflegerisches Handeln im psychiatrischen Setting als psychosoziale Pflege zu beschreiben. Wer den Fokus auf die medizinische Klassifikation schizophren, depressiv oder manisch lege, werde dem betroffenen Menschen nicht gerecht. Pflegende im psychiatrischen Versorgungskontext müssten sich mit den Interaktionen der Betroffenen beschäftigen, müssten bei der Bewältigung psychosozialer Folgen Verantwortung übernehmen.
Würden Pflegende in den unterschiedlichen Versorgungskontexten diese Deutlichkeit bewusst aussprechen, wäre hoffentlich keine Abgrenzung zu den Medizinerinnen und Medizinern nötig. Als Pflegende haben wir ausreichend Kompetenzen, unser Können in der täglichen Praxis zu zeigen. Dies gilt in der Betreuung heimbeatmeter Menschen in gleicher Weise wie in der Intensivpflege.
Schwester Liliane Juchli, die Ikone der professionellen Pflege im deutschsprachigen Raum, hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „Pflege Professionell“ – Symposiums in Krems veranschaulicht, wie Pflegende das Steuer in die Hand nehmen können. Die innere Präsenz der Pflegenden sei gefragt. Es brauche nicht nur Energie und Zeit, einen Menschen funktional zu duschen. Auch bei der Körperhygiene sei ein Miteinander von personaler, fachlicher und sozialer Kompetenz gleichermaßen nötig.
So ist in Krems deutlich geworden, dass keine Zeit und Energie verbraucht werden müsse, um über die beschwerliche Arbeit in der Pflege zu klagen. Es ist unsere Aufgabe als Pflegende, den Blick nach vorne zur richten. Nicht nur dies. Wir müssen uns in die Richtung der eigenen Visionen bewegen.
Der Organisator und Inspirator des „Pflege Professionell“ – Symposiums in Krems, Markus Golla, wäre nicht er selbst, wenn er Pflegende nicht weiterhin aus dem Schlaf rüttelt. Das Symposium-Format hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Dies verkündete er selbstbewusst. Da er in einigen Jahren jedoch nicht als grauer Vater einer alljährlichen Tagung dastehen will, passt er im Jahre 2020 das Veranstaltungsformat an.
Kurzum: Pflegende können selbstbewusst den gesellschaftlichen Wandel mitgehen – ob in der Fortbildung oder im Versorgungssetting. Ich werde es auf jeden Fall tun.