Die Schwere der Covid-19 Pandemie überraschte den gesamten Bildungssektor in Finnland. Plötzlich wurden die Campusse geschlossen. Die Pandemie veränderte die Art und Weise, wie Bildung SchülerInnen und Studierenden zur Verfügung gestellt werden muss. Die Laurea Fachhochschule mit ihren sechs Campussen ist ein großes regionales Unternehmen in Helsiniki und den umliegenden Städten und der größte Ausbildungsstandort für Pflegepersonal in Finnland. Der Laurea Otaniemi Campus ist auf „blended learning“ spezialisiert, was bedeutet, dass der vollständige Pflegeabschluss hauptsächlich online und unabhängig vom Wohnort des Studierenden erworben werden kann. Dies kam uns sehr zu Gute, als wir schnell auf die neue, von Covid-19 verursachte Situation reagieren mussten.
Laurea begann, das online Studium zur Verfügung zu stellen, um die Kompetenzen, die mit den digitalen Diensten in Zusammenhang stehen, sicher zu stellen, und den Studierenden zu helfen, besser auf die Herausforderungen der zukünftigen Gesellschaft vorbereitet zu sein. Der Pflegelehrplan ist derselbe, unabhängig von der Lernmethoden, denn die Kernkompetenzen in der Pflege können mit blended learning genau so erreicht werden, wie auf traditionellem Weg. Die Möglichkeit, großteils online zu studieren, ist bei den Bewerbern sehr beliebt und dieses Angebot erreicht auch die höchsten Punktezahlen im Bewerbungsprozess. Die Bewerber wertschätzen die Möglichkeit, neben ihrer Arbeit studieren zu können. Diese Option erfreut sich auch großer Beliebtheit bei den Hilfspflegepersonen, um sich weiterzubilden, und bei Personen, die einen neuen Karriereweg in der Pflege einschlagen möchten.
Um den Pflegeabschluss in Finnland zu absolvieren, braucht es 210 credits, bzw. 3,5 Jahre Studium (angelehnt an den internationalen ECTS Standard). Im derzeitigen Pflegelehrplan bei Laurea sind fünf Kernkompetenzmodule im Wert von 180 credits vorgesehen:
- Grundlagen der Pflege
- Gesundheitsförderung und Pflege von nicht übertragbaren Krankheiten
- Entscheidungsfindung in der Fachpflege
- Pflege und Förderung der Beteiligung von Patienten an ihrem Wohlbefinden in den verschiedenen Lebensabschnitten
und schließlich
- innovative und effektive Förderung und Verbesserung der Entwicklung von Neuerungen am Arbeitsplatz.
Alle Module sind basierend auf dem online-Unterricht geplant, diese beinhalten 2 bis 3 Tage Präsenz am Campus, der Rest passiert im Online Unterricht. Die Studierenden kommen nur für den Unterricht im Labor, für Workshops und Simulationen und manchmal für Tests und Prüfungen an die Fachhochschule. Diese „umgedrehte“ Unterrichtsmethode ist ein pädagogischer Zugang, in dem die konventionelle Vorstellung von Lernen im Klassenraum umgekehrt wird. Sie bedeutet, dass die Studierenden, bevor sie zum Campus ins Übungslabor oder zu den Simulationen kommen, sich selbständig darauf vorbereiten, indem sie die online Lernaufgaben erledigen. Diese Aufgaben sind von den Vortragenden gestaltet, um die Fähigkeit der Studierenden zu unterstützen, Grundlagen für jene Pflegeprozesse zu erarbeiten, die dann in den Übungslabors simuliert werden. Wir halten immer noch Vorlesungen ab, allerdings online. Diese Vorlesungen werden üblicherweise auf Lernplattformen aufgezeichnet und gespeichert, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, die Vorlesungen dann anzusehen, wenn es für sie passt.
„Lernen durch Entwicklung“ (Learning by development = LbD)ist eine einzigartige pädagogische Methode, die von Laurea entwickelt wurde. Sie fokussiert sich auf praktische Projekte in Zusammenarbeit mit Firmen und deren Angestellten. Die Studierenden lernen, Ziele zur Weiterentwicklung des Arbeitsplatzes und der Kompetenzen zu erkennen, neue Lösungsansätze, Produkte und Handlungsweisen zu kreieren und ihr eigenes Vorgehen für die Beobachtung und Veränderung von Bedürfnissen am Arbeitsplatz zu entwickeln. Die erforderliche Kompetenz dafür wird durch praktische Aktivitäten in Workshops und im Labor erworben. Die LbD Projekte können online in Zusammenarbeit mit Vertretern verschiedener Gesundheitsorganisationen erarbeitet werden. Studierende nehmen im Durschnitt an drei bis vier Projekten während ihrer Studienzeit bei Laurea teil.
Wir verwenden verschiedene „Werkzeuge“, wie zum Beispiel CANVAS als Lernplattform, oder Teams und Zoom für Webinare und zur Kommunikation. Es gibt auch einige online apps, zum Beispiel für die Stundenpläne, für die Registrierung und Anmeldung für die einzelnen Semester und Kurse und oder für Folgeausbildungen. Über die Laurea Bibliothek haben die Studierenden auch von zu Hause aus Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken.
In den Feedbacks sprechen die Studierenden offen die vielen Vorteile des blended learnings aus. Es ermöglicht den Studierenden die freie Planung wann und wo man studiert, sich den Stundenplan an seine individuellen Bedürfnisse anzupassen und sogar während des Studiums zu arbeiten. Auf der anderen Seite machen die Studierenden auch die herausfordernde Erfahrung, verschiedene online tools zu verwenden, und sich ihren Stundenplan reibungslos einzuteilen. Laurea verfolgt und vergleicht auch ständig den Erfolg und Fortschritt der Ausbildung mit der blended learning Methode im Gegensatz zu den traditionellen Lehr- und Lernmethoden. Bis jetzt waren noch keine signifikanten Unterschiede zu erkennen.
Für die Studierenden bringt die blended learning Methode jene Kompetenzen mit sich, die in der Pflege wichtig sind, als auch digitale und IT Kompetenzen, die Fähigkeit, digitale „Werkzeuge“ zu nutzen und in einem sich ständig ändernden, digitalen Umfeld zu arbeiten. Das online Lernen verlangt vom Studierenden selbstbestimmt und lösungsorientiert zu sein. Blended learning fordert auch das pädagogische Geschick der Vortragenden und verlangt die Innovative, die Studierenden zu unterstützen, damit sie das bestmögliche Resultat erreichen. Nach zwei Jahren Erfahrung mit blended learning gibt es noch immer viel zu lernen, wie man die online Methoden weiter verbessern kann. Hohe Qualität in der Pflege setzt eine qualitativ hochwertige Ausbildung voraus. Die Covid-19 Pandemie schloss den Campus und stellte auch Laurea vor die Herausforderung, die Studiengänge trotzdem weiterzuführen. Alle Unterrichtsmaterialen und Vorlesungen, die auf dem online Unterricht basieren und bereits vorhanden waren, werden nun voll einsetzt.