Zahlreiche DNA-Änderungen tragen letztlich zur Krankheit und deren weiteren Verlauf bei
„Kein Tourette-Gen“
„Es gibt tatsächlich kein Tourette-Gen. Das Tourette-Syndrom kann sich mit der Zeit ändern oder auch ganz verschwinden. Meistens werden die Ticks in der Pubertät stärker, im Erwachsenenalter können sie aber wieder schwächer werden. Grundsätzlich gilt aber: Wer es einmal hat, hat es. Es kann immer wieder zurückkommen“, sagt Elisabeth Maria Schön von der Österreichischen Tourette-Gesellschaft http://www.tourette.at im Gespräch mit pressetext.
Für die Studie wurden die Ergebnisse verschiedener Gendatenbanken herbeigezogen. Laut Scharf haben Personen mit Tourette die gleichen mentalen Prozesse wie Menschen, die es nicht haben. Für Scharf gibt es keinen Unterschied zwischen Menschen mit oder ohne Tourette-Syndrom, was durch die Studie auch auf genetischer Ebene bewiesen sei. Dazu Schön: „Man kann beim EEG vom Gehirn von Menschen mit Tourette-Syndrom keine Besonderheiten erkennen, allerdings ist die Funktion des Gehirns schon anders. Aus psychologischer Sicht gibt es hier keine einzigartigen Charaktereigenschaften. Das Tourette-Syndrom kommt aber oft nicht allein. Es gibt in vielen Fällen Kombinationen mit Zwangs- oder Angststörungen und auch Depressionen.“
Verlauf vorhersagen
Durch die Studie sollen Ärzte künftig feststellen können, ob sich die Symptome des Tourette-Syndroms bei Patienten verstärken werden. Dafür wurde eine Punktetabelle aus genetischen Risikofaktoren erstellt. Indem ermittelt wird, wie viele Risikofaktoren zusammenarbeiten, lässt sich der Krankheitsverlauf prognostizieren. Dafür gab es zuvor noch keine Möglichkeit. Es braucht laut den Wissenschaftlern aber noch mehr Proben, um weitere Risikofaktoren zu entdecken.
Scharf zufolge können so neue Arten der Therapie entstehen, die weniger unerwünschte Nebenwirkungen auslösen als momentane Methoden. Schön sagt über die Behandlung: „Man behandelt das Tourette-Syndrom medikamentös, mit Neuroleptika und Antidepressiva. Laut einer Studie des AKH Wien helfen Antiepileptika auch. Es wird auch mit Verhaltenstherapie gearbeitet. Dabei geht es darum, Ticks zu reduzieren oder zu unterdrücken. Wichtig ist aber, dass jeder Patient individuell zu behandeln ist.“