Mittelmeer: Rettungsschiff Ocean Viking bringt 403 Gerettete nach Tarent in Italien

28. Januar 2020 | Gastkommentare | 0 Kommentare

Die italienischen Behörden haben dem von SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen betriebenen Rettungsschiff einen sicheren Hafen zugewiesen. Noch nie waren so viele Gerettete an Bord. Trotz widrigster Umstände fliehen weiterhin Menschen über das Mittelmeer aus Libyen.
Das von SOS Mediterranee und Médecins sans frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) betriebene Rettungsschiff Ocean Viking hat in der Nacht zu Dienstag von der italienischen Rettungsleitstelle Tarent/Taranto als sicheren Hafen zugewiesen bekommen und befindet sich auf dem Weg dorthin. Die 403 in den vergangenen Tagen aus Seenot geretteten Menschen werden voraussichtlich am Mittwochvormittag dort an Land gehen können. Unter den Geretteten, von denen viele aus Somalia, Eritrea und Bangladesch stammen, befinden sich 38 Frauen, davon zwölf Schwangere, und 149 Minderjährige, davon 132 unbegleitet.

Lage in Libyen verschlechtert sich täglich

„Trotz des Winters, trotz des schlechten Wetters und trotz der sehr geringen Zahl an Rettungsschiffen fliehen Menschen aus Libyen und riskieren die potentiell tödliche Überfahrt“, sagt Aloys Vimard, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Ocean Viking. „Es gab in den vergangenen Tagen Berichte über mindestens acht Boote in Seenot. Die Menschen erzählen uns, dass sich die Sicherheitslage in Libyen täglich verschlechtert.

Alle EU-Staaten und die UN-Organisationen wissen sehr gut, dass Libyen nicht sicher ist, doch erneut wurden 49 Menschen auf dem Mittelmeer aufgehalten und nach Libyen zurückgezwungen. Als wir nach unserer ersten Rettung einen sicheren Hafen zur Ausschiffung der 92 Geretteten von den libyschen Behörden angefragt haben, haben sie uns Tripolis angegeben. Das ist vollkommen inakzeptabel, Libyen ist nicht sicher.“

Lebensgefährliche Überfahrt

Die Ocean Viking hatte bislang noch nie so viele gerettete Menschen an Bord. Von Freitag bis Sonntag hatten die Teams von SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen 407 Menschen aus fünf Booten in Seenot gerettet, sowohl in der libyschen als auch der maltesischen Such- und Rettungszone. Eine Frau, die ernste Verätzungen durch das Gemisch aus Treibstoff und Salzwasser in dem Boot erlitten hatte, wurde bereits am Montag per Hubschrauber gemeinsam mit ihren drei Kindern zur medizinischen Behandlung nach Malta gebracht.

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)