Vor Kurzem wurde von einer Pflegekraft in Facebook die Frage gestellt, ob es strafbar ist, wenn die PflegekrÀfte eine Leistung abzeichnen oder ein Kreuz hinter einer Leistung machen, die nicht erbracht wurde.
Die Antwort ist einfach und simpel: Ja es ist eine Straftat. Bei genauerer Betrachtung sind sogar zwei StraftatbestĂ€nde nach dem Deutschen Strafgesetzbuch erfĂŒllt. Eine Leistung zu dokumentieren, welche nicht erbracht wurde stellt zunĂ€chst einmal den Straftatbestand der UrkundenfĂ€lschung und in aller Regel auch noch den Straftatbestand des Betrugs dar. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass dies allen PflegekrĂ€ften bewusst ist und dass sie darĂŒber in irgendeiner Form belehrt wurden. SchlieĂlich gibt es eine FĂŒlle von Vorschriften, welche Inhalte den PflegekrĂ€ften bei Fortbildungen beigebracht werden mĂŒssen. Sie werden jedoch keine Fortbildung finden, welche diese Falschdokumentation zum Inhalt hat. In wie weit dies zum Unterrichtsinhalt der Pflegeschulen gehört, ist mir nicht bekannt. Das fehlende Wissen ĂŒber diese tĂ€glich stattfindenden Straftaten ist aber tĂ€glich erkennbar. Warum sonst werden in fast allen Heimen tĂ€glich eine Vielzahl von Leistungen dokumentiert, die ĂŒberhaupt nicht leistbar sind. Nicht weil die PflegekrĂ€fte zu faul sind, sondern weil mit dem gegenwĂ€rtigen Personaleinsatz die geforderten Pflegeleistungen schlicht und ergreifen nicht zu erbringen sind.
Wenn dann groĂe TrĂ€ger auch noch durch Outsourcing und Einsparungen beim Hauswirtschaftspersonal die PflegekrĂ€fte noch mir fachfremden Leistungen wie Kochen Putzen und Waschen belasten sind die pflegerischen Aufgaben erst recht nicht zu erbringen.
In § 267 StGB â UrkundenfĂ€lschung steht:
Wer zur TĂ€uschung im Rechtsverkehr eine unechte Urkunde herstellt, eine echte Urkunde verfĂ€lscht oder eine unechte oder verfĂ€lschte Urkunde gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fĂŒnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Bei den Dokumentationen der einzelnen Bewohnern handelt es sich, wie der Name schon sagt um ein Dokument, also eine Urkunde. Wer dann in dieser Urkunde einen falschen Eintrag macht, begeht eben dann eine Straftat, nĂ€mlich das VerfĂ€lschen einer Urkunde. Jetzt haben findige StaatsanwĂ€lte daraus eine schriftliche LĂŒge gemacht und somit die Straftat legalisiert. Das Gesetz sieht diesen Umstand zwar tatsĂ€chlich vor. Aber nur wenn diese Urkunde nicht benutzt wird.
Die Urkunden werden aber benutzt und zwar wenn die Heimaufsicht oder der Medizinische Dienst der Kassen die Heime ĂŒberprĂŒft. Deshalb geht dieses Vorgehen ĂŒber die schriftliche LĂŒge hinaus und stell ein Vergehen dar.
So und jetzt sind wir bei einer weiteren Straftat, welche die PflegekrĂ€fte bei einem Falscheintrag begehen. NĂ€mlich den Straftatbestand des Betrugs, oder zumindest Beihilfe zum Betrug. Warum denn Betrug wird sich nun manche Pflegekraft fragen. Weil die Heime fĂŒr die Leistungen, die sie zu erbringen haben von den Pflegekassen und den Bewohner Geld bekommen.
In § 263 StGB â Betrug steht:
Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschĂ€digt, dass er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder UnterdrĂŒckung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhĂ€lt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fĂŒnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Die Heime bekommen fĂŒr die vertraglich vereinbarten Leistungen, gemÀà den mit den Kassen abgeschlossenen VersorgungsvertrĂ€gen, Geld. Einen Teil zahlt die Pflegekasse und den Rest der Bewohner. Wenn ein Heim diese Leistungen aber nicht erbringt, dann dĂŒrfte es theoretisch auch kein Geld fĂŒr diese nicht erbrachte Leistung verlangen. Wenn nun aber die Pflegekraft wahrheitswidrig, durch einen falschen Eintrag in der Dokumentation vortĂ€uscht, die vertraglichen Leistungen erbracht zu haben und der Bewohner bzw. die Pflegekasse fĂŒr diese nicht erbrachten Leistungen dem Heim ein Entgelt bezahlt, dann wurde der Bewohnen schlicht und ergreifend betrogen.
So und spĂ€testens hier stellt sich die Frage, wo der Unterschied zu den mafiös organisierten russischen Pflegediensten und vielen Pflegeheimen in Deutschland ist? Gut die Pflegeheime haben echte Bewohner, diese Pflegedienste zum Teil nur vorgetĂ€uschte Patienten. Der gröĂte Unterschied aber ist, dass die Pflegeheime unter staatlichen Schutz stehen. Der Grund dafĂŒr ist die Verflechtung vieler Politiker mit den groĂen TrĂ€gern und Investoren in der Pflege- und Gesundheitsbranche. Viele Politiker sind Mitglieder in den WohlfahrtsverbĂ€nden und haben teilweise ihre politische Karriere diesen zu verdanken. Andere sitzen in AufsichtsrĂ€ten dieser Investoren und lassen sich dies gut entlohnen. Jegliches objektive Handeln und Denken ist somit verloren gegangen.
Die Probleme in der Pflege sind schon so oft in sĂ€mtlichen Medien geschildert worden, dass heute eigentlich jeder weiĂ, dass die dokumentierten Leistungen nicht erbracht werden können. Aber alle schauen weg. Das Wegschauen hat System. Unsere Politiker machen Gesetze, die von den Lobbyisten geprĂ€gt sind und den groĂen TrĂ€gen Millionengewinne sichern. SchlieĂlich werden zum Teil fĂŒhrende Politiker von den TrĂ€gern und Heuschrecken im Gesundheitssystem bezahlt. Sie verdienen also selbst an diesem fragwĂŒrdigen und zum Teil kriminellen System mit.
Warum aber machen die PflegekrĂ€fte dabei mit. Warum begehen sie mit einer SelbstverstĂ€ndlichkeit tĂ€glich Straftaten. Diese Frage stellt sich immer wieder. SchlieĂlich sind die PflegekrĂ€fte diejenigen, die von den ihnen begangenen Straftaten keinerlei Vorteil haben. Ganz im Gegenteil. Durch diese falschen EintrĂ€ge in den Dokumentationen suggerieren sie, dass in der Pfleg eigentlich alles in Ordnung ist und mit dem momentanen Personalstand die geforderten Leistungen machbar sind.
Die PflegekrÀfte tragen somit selbst dazu bei, dass sie nicht besser entlohnt werden und die Arbeitsbedingungen weiter schlecht bleiben. Man kann sagen, dass die PflegekrÀfte sich ihr eigenen Grab schaufeln. Sie begehen Straftaten, machen sich selbst zu Kriminellen und haben keinen Vorteil. Im Gegensatz, sie schÀdigen sich selbst.
Es wird höchste Zeit, dass die PflegekrĂ€fte dies einmal begreifen. Die TrĂ€ger und Heimleitungen werden ihnen dies nicht sagen, denn sie sind die Profiteure dieses Handelns. Die Investoren können sich getrost zurĂŒcklehnen und sich der Gewinne die sie dadurch machen, erfreuen.
Um das ganze AusmaĂ in Zahlen auszudrĂŒcken. Der gröĂte europĂ€ische Betreiber, hat im GeschĂ€ftsjahr einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 422 Millionen gemacht. Die PflegekrĂ€fte haben es selbst in der Hand die Rahmenbedingungen zu verĂ€ndern. Sie mĂŒssen sich aber dazu ihrer Macht erst einmal bewusst werden. In Zeiten des Pflegenotstandes sind die Heime auf gutes Personal angewiesen. Also liebe PflegekrĂ€fte: Lasst euch nicht lĂ€nger ausnutzen.