Die nunmehr vierte Corona-Welle füllt erneut die Intensivbetten. Diesmal sind es jedoch fast ausschließlich Ungeimpfte oder Personen mit nur teilweise verabreichter Corona Impfung und es sind jüngere Patientinnen und Patienten, die nun um ihr Leben ringen. Diese Entwicklung und der momentane Anteil von knapp 60 Prozent Geimpfter zeigen sehr deutlich, dass die Corona-Impfkampagne ins Stocken geraten ist. Es ist evident: Die Impfung gegen das Coronavirus ist der Weg aus der Pandemie. Durch die Impfung wird das Gesundheitswesen entlastet, ebenso werden weitere wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Konsequenzen der Pandemie verhindert. Die Verbreitung von Mythen über die Impfung aus der Ecke der Impfskeptiker ist daher aus mehreren Gründen unverantwortlich.
Leider gibt es nach wie vor auch einen nicht unerheblichen Anteil an Pflegepersonen, die eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus ablehnen. Das ist besonders irritierend, da eine zentrale Aufgabe der Gesundheits- und Krankenpflege die Verhütung von Krankheit ist. Ungeimpfte Pflegepersonen ignorieren demnach ein sehr wichtiges Handlungsfeld ihres Berufes, das übrigens auch im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz verankert ist.
Für all Jene, die diesbezüglich Zweifel hegen, die Definition des International Council of Nurses (ICN) von Pflege:
Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung, allein oder in Kooperation mit anderen Berufsangehörigen, von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften, sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen (Settings).
Pflege schließt die Förderung der Gesundheit, Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Weitere Schlüsselaufgaben der Pflege sind Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse (Advocacy), Förderung einer sicheren Umgebung, Forschung, Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie im Management des Gesundheitswesens und der Bildung. (www.icn.ch/definition.htm)
Somit kommen ungeimpfte Pflegepersonen einer wesentlichen Berufspflicht nicht nach.
Zudem fehlen bis dato klare Positionen der Interessensvertretung der Pflegeberufe zum Thema Corona – Impfung. Hier gilt es deutlich auszusprechen, dass es wahrlich nicht die Zeit ist, um mit geglätteten Statements berufspolitisches Kleingeld einheimsen zu wollen. Augenhöhe in Entscheidungsprozessen und die Mitgestaltung der Gesundheitspolitik ist auch und jedenfalls in Krisenzeiten zu leben und in die Pflegepraxis zu bringen. Die Impfung von Pflegepersonen als Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie ist mit aller Kraft zu unterstützen, denn sie ist keine Privatangelegenheit sondern gesamtgesellschaftlicher Auftrag.