Benachteiligung besteht laut Wissenschaftlern noch immer in vielen Entwicklungsländern
Arm sein heißt oft kürzer leben
„Unsere Studienergebnisse haben eine optimistische und eine pessimistische Interpretation. Familien aller sozioökonomischen Gruppen haben profitiert. Gleichzeitig bleiben die Benachteiligungen jedoch auch bestehen“, so Marchant. Zu den grundlegenden Problemen gehört unter anderem, dass mehr Arbeit erforderlich ist, um die ärmsten Familien zu erreichen. Gerade bei diesen Familien ist jedoch die Sterblichkeit bei Müttern und Neugeborenen am höchsten.
Für die Beurteilung der Gesundheitsprogramme, die in Zusammenhang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen stehen, hat das internationale Forscher-Team acht grundlegende Indikatoren untersucht. In diesen Bereich entfallen 22 Mio. Menschen. Zu den Indikatoren gehören unter anderem die Gesundheitsversorgung vor und nach der Geburt, Geburten in entsprechenden Einrichtungen, die hygienische Nabelschnurpflege und das Stillen.
Mehr Schwangerschaftsbetreuung
Die Forscher konnten Fortschritte feststellen. Zum Beispiel verfügten in Äthiopien und Uttar Pradesh (Indien) 2015 mehr Frauen über einen Zugang zur Schwangerschaftsbetreuung. In Gombe (Nigeria) verhinderten sowohl sozioökonomische Probleme als auch die Bedrohung durch die Boko Haram bei den meisten Frauen eine entsprechende Versorgung. Trotzdem gab es in den Familien wie bei der Nabelschnurpflege deutliche Verbesserungen.
Trotz all dieser Fortschritte konnte jedoch in allen drei Regionen keine Verbesserung bei der Zahl der Neugeborenen festgestellt werden, die bereits kurz nach der Geburt eine medizinische Versorgung erhielten. Laut den Autoren reichen strukturelle Veränderungen allein nicht aus. Entscheidend für einen Erfolg der Bemühungen seien auch Veränderungen bei Menschen, Gemeinden und Gesundheitsdienstleistern. „Die Umsetzung derartiger Veränderungen braucht viel Zeit, deutlich mehr als die Laufzeit dieser Studie“, heißt es.