Flüchtlinge in Bosnien: „Kein Mensch sollte so leben müssen“

14. November 2019 | Gastkommentare | 0 Kommentare

Flüchtlinge in Bosnien: „Kein Mensch sollte so leben müssen“ Im behelfsmäßigen Lager Vujcak leben derzeit rund 4.000 Menschen bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Ärzte ohne Grenzen warnt: „Wir fürchten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir Menschen sterben sehen.“

Die Lebensbedingungen für Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina sind katastrophal. Rund um die Grenzstädte Bihac und Velika Kladusa leben derzeit fast 4.000 Menschen in verlassenen Gebäuden, behelfsmäßigen Unterkünften oder im Lager Vucjak– bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Vucjak wurde von den örtlichen Behörden als Provisorium eingerichtet, um jenen eine Unterkunft zu geben, die nicht in den offiziellen Zentren unterkommen. Das Lager erfüllt keine humanitären Standards und liegt in einem mit Landminen verseuchten Gebiet. Der Boden ist getränkt mit Methan, einem leicht entzündlichen Gas. Dennoch gaben die Behörden am 13. November bekannt, dass das Lager den ganzen Winter über als Erstaufnahmezentrum betrieben werden soll.

Flipflops im November

„Das Lager Vujcak ist ein gefährlicher und unmenschlicher Ort – kein Mensch sollte so leben müssen“, sagt Nihal Oman, stellvertretender Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Die Menschen aus Vucjak kommen zu uns in Flipflops, ohne Socken und Jacken. Durch die schrecklichen Lebensbedingungen leiden viele von ihnen an Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten. Hören zu müssen, dass dieses Lager weiterhin betrieben wird, ist inakzeptabel. Es sollte geschlossen werden.“

Viele sind minderjährig

Seit August hat Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit dem bosnischen Gesundheitsministerium medizinische Programme an zwei Orten wieder aufgenommen. Hier werden jene Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge behandelt, die außerhalb der offiziellen Zentren leben. Inzwischen haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen rund 1.200 Menschen behandelt, die sonst keine medizinische Versorgung bekommen hätten. Viele der Patientinnen und Patienten von Ärzte ohne Grenzen sind unbegleitete Minderjährige.

„Menschen, die nicht in offiziellen Lagern registriert sind, haben keinen Zugang zu jeglicher Art von Dienstleistungen und sind stärker dem Risiko von Gewalt ausgesetzt“, sagt Oman. „Wenn es weder sichere und winterfeste Unterkünfte noch eine angemessene Betreuung gibt, ist es, so fürchten wir, nur eine Frage der Zeit, bis wir Menschen sterben sehen.“

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)