Facebookdiskussion: Was braucht es für uns in der Pflege, um eine weitere Runde in der Pflege von Patientinnen und Patienten,die an COVID erkrankt sind, durchzuhalten? 

1. Februar 2021 | Covid19, Gastkommentare | 0 Kommentare

Was braucht es für uns in der Pflege, um eine weitere Runde in der Pflege von Patientinnen und Patienten,die an COVID erkrankt sind, durchzuhalten?  Diese Diskussion wurde in der Facebookgruppe von Pflege Professionell als Thema der Woche ausgerufen. Kommentare wie „Mehr Geld“ und „Mehr Personal“ galten in dieser Diskussion nicht, denn es ging um neue Optionen herauszufinden. (Natürlich sind Geld und mehr Personal relevant)

Dieses Thema wurde von 27 Kolleginnen und Kollegen in 115 Kommentaren diskutiert. Die Ergebnisse lassen sich folgendermassen zusammenfassen:

Aus 189 Nennungen kann man sechs verschiedene Themenbereiche, die interessante Ansatzpunkte aufzeigen, darstellen. Diese wurden in der nachfolgenden Tabelle wurden nach ihren Nennungen und Likes geordnet:

Bei den Rahmenbedingungen wurde unter anderem über Dienstzeitänderungen diskutiert. Vorschläge wie kürzere Dienstzeiten, weniger Dienste hintereinander und zusätzliche freie Tage wurden angesprochen. Auch der schnelle Umstieg auf den Normalbetrieb nach einer Coronawelle wurde thematisiert – hier wünschte man sich nach der anstrengenden Phase eine kurze Verschnaufpause. Die Möglichkeit der Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen im Rahmen einer Jobrotation wurde ebenso diskutiert, wie der Einsatz des Personals anhand der verschiedenen Skills und Grades. Dazu wurde erwähnt, dass es hilfreich wäre, eine Mappe anzulegen, in der bestimmte Handlungsabläufe und Kompetenzen verschriftlicht sind. Wichtig war, dass das Pflegemanagement auch «nein» sagen kann und wenn nötig Betten sperren soll, wurde ebenfalls angeregt. Die Schaffung von Erholungszonen, die es zum Teil schon in der letzten Welle gab, fand sehr grosses Echo.

Eine Erwähnung gab es dahingehend, dass der Dienstgeber Essen und Trinken zur Verfügung gestellt hat – eine schöne Geste, um auch Wertschätzung zu zeigen. Wichtig ist auch die Möglichkeit, sich über dieses Thema fortbilden zu können, und zwar auch in der Coronafreien Zeit. Da man unter einer grösseren Belastung und unter anderen Bedingungen arbeitet, wurden Gesprächsrunden als hilfreich empfunden – Reflexionsrunden oder Debriefings waren schon in der letzten Welle positiv aufgenommen worden. Aber auch Wiederholungen der Hygienebestimmungen wurden erwähnt. Was hier überdies noch wichtig war: ein Ansprechen aller Auffälligkeiten!

Das Thema Kommunikation spiegelt mit 37 Likes diese Wichtigkeit auch gut wider. In diesem Bereich gab es nicht viele Differenzierungen – 31 Nennungen gab es zum Wunsch, dass klar und transparent kommuniziert wird. Es gab immer wieder verschiedene Anweisungen und oftmals musste man in kurzer Zeit ändern, was gerade erst vorbereitet worden war. Mit dem Ausfall ihrer Teamsitzungen verloren Kolleginnen und Kollegen aus der Hauskrankenpflege einen wichtigen Teil ihrer Kommunikation, ihre Anregung für die nächste Welle ist, Teamsitzungen im Rahmen von Zoom – Meetings zu veranstalten.

Im Krisenmanagement spielt die Versorgungssicherung eine zentrale Rolle. Es wäre wünschenswert, wenn schon vor der nächsten Welle klare Versorgungspläne existierten. Krisenstäbe sollten Personen, die eine Ausbildung im Krisenmanagement haben, beschäftigen. Notfallpläne für etwaige Ausfälle wären ein guter Rückhalt für alle an der Basis Arbeitenden. Was auch hier oftmals gewünscht wurde war, dass man Entscheidungen gemeinsam trifft – unter Einbeziehung der Pflege, die ihre Expertise im Aufnahme- und Entlassungsmanagement einbringt sowie unter der Einbeziehung von Bewohnervertreterinnen oder Bewohnervertretern von Pflegeheimen. Zuletzt sei in diesem Bereich noch der Ausbau der ambulanten Pflege genannt, der in der Zwischenzeit auch gut vorangetrieben werden könnte.

Einen weiteren wichtigen Punkt sieht man in der Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem die Aufklärungsarbeit erachtet man hier als absolut notwendig. Es gab und gibt so viele Falschmeldungen zu Corona, dass die Pflege auch hier einen Ansatzpunkt sieht. Die Zusammenarbeit mit den Medien erscheint auch unter dem Aspekt nötig, als man mehr Wert auf Sachinformation legen sollte als auf Negativschlagzeilen. Und um unsere Arbeit transparenter zu machen und Erfahrungen aus dieser Welle weitergeben zu können, sind die Themen Publizieren und Forschen ebenfalls einige Male genannt worden.
Zuletzt ist auch noch die Frage: «Was kann ich selbst tun, um gut durch die Krise zu kommen? » zu beantworten. Das Thema Psychohygiene hat mit 17 Nennungen auch seinen Platz in dieser Diskussion gefunden. Eine Kollegin regte eine Änderung der eigenen Sichtweise an. Schliesslich geht es uns Pflegenden wirtschaftlich gut – wir haben einen krisensicheren Job. Die Förderung der eigenen Gesundheit mit der wichtigen Säule der Bewegung und dem richtigen Maß von Entspannung ist beim Arbeiten in einer Krisensituation nicht wegzudenken. Wenn es aber einmal gar nicht mehr geht, ist es keine Schande, sich Hilfe zu holen. Hier kann die Betriebspsychologin oder der Betriebspsychologe helfen. Negative Gefühle soll man nicht unterdrücken, deshalb ist es wichtig einen Platz zu haben, wo man diese auch aussprechen darf und kann. In diesem Zusammenhang wurden auch Supervisionen über Zoom angeregt.
Was aus der letzten Krise mitgenommen wurde, ist nicht auf unsere Auszubildenden zu vergessen. Es besteht auch ein Bedarf an Maßnahmen und Schulungen für Schülerinnen und Schüler.

Anregungen für die Zukunft bestehen im Ausbau der Telemedizin und der Telecare. Außerdem sähe man in den Bereichen Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit auch ein Einsatzgebiet für eine Community Nurse. Da diese aber nicht in der nächsten Welle verfügbar sein wird, ist dieses Thema eben als Wunsch und Anregung für mögliche weitere Krisensituationen zu sehen.

Abschließend wurde auf ein Dokument des Sozialministeriumsverwiesen: DOKUMENT

Hier wurden die Erfahrungen aus der letzten Welle aufgenommen und verschriftlicht. Als ein wesentlicher weiterer Punkt ist hier noch die Regelung für Besuche genannt. Wichtige Bezugspersonen in so schwierigen Phasen im Leben nicht um sich haben zu können bedarf einer dringenden ethischen Debatte und einer raschen Lösung.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)