Wien (OTS) – Seit 1.4.2015 ist die Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes in Kraft. Es erlaubt unter restriktiven Bedingungen auch die Präimplantationsdiagnostik. Diese ist bei jenen Patientinnen zugelassen, die zumindest dreimal miterleben mussten, dass eine Schwangerschaft eintritt und dann doch in einer Fehl- oder Totgeburt endet. „Bei multiplen Aborten liegt eine genetische Ursache nahe, die dann dazu führt, dass kein lebensfähiges Kind heranwächst“, erklärt Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer, Gründer und Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz.
Bei der PID wird aus dem Embryo im Blastocystenstadium am fünften Tag der Entwicklung, eine kleine Zellprobe aus dem späteren Mutterkuchen, dem Trophoblast, entnommen. In einem Labor wird genetisch bestimmt, bei welchen Embryonen die normale Anzahl von 46 Chromosomen vorliegt. „Der Transfer einer dieser Embryonen ermöglicht Paaren nach einem jahrelangen Leidensweg schließlich doch noch ein Kind zu bekommen“, so Strohmer.
Nach fünf Aborten ein gesundes Mädchen
Vor wenigen Tagen wurde in Österreich nun das erste Kind mit Hilfe von Präimplantationsdiagnostik geboren. Die Behandlung erfolgte im Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz in Wien. Die Patientin war fünf Jahre in Behandlung und hatte zahlreiche IVF-Versuche. „Wir sind überglücklich und sehr dankbar, nach fünf Fehlgeburten nun endlich unsere Tochter in unseren Armen zu halten“, freut sich die frisch gebackene Mutter.
Gleichzeitig hofft sie, dass sich die öffentliche Diskussion über diese und ähnliche Techniken zukünftig auf die tatsächlichen Sorgen und Bedürfnisse der Paare, anstatt auf hypothetische, jedoch ohnehin verbotene Szenarien, wie Designerbabies oder genetische Selektion, konzentriert. „Wir sind sehr froh, dass wir diese Möglichkeit dank der, aus unserer Sicht überfälligen Gesetzesnovelle, in Österreich und somit im Kinderwunschzentrum des Goldenen Kreuzes nutzen konnten. Die Vertrauensbasis zum Team des Kinderwunschzentrums, von dem wir mehrere Jahre sehr professionell und zugleich einfühlsam betreut wurden, hat uns diesen Schritt stark erleichtert.“
Durchbruch nach intensiver Vorbereitung
Für diesen Erfolg war eine intensive Vorarbeit im Kinderwunschzentrum nötig: Bei der sogenannten Trophoblastbiopsie handelt es sich um eine aufwendige Technik, die ein spezialisiertes Know-How verlangt. Sie wird mit Miniaturinstrumenten und einem speziellen Laser-Gerät unter dem Mikroskop durchgeführt. Die Embryologen des Kinderwunschzentrums absolvierten dafür zahlreiche Schulungen im Ausland. Zusätzlich ist bereits viel Erfahrung mit ähnlichen Methoden, wie der Polkörperbiopsie, nötig. Es ist daher zu erwarten, dass nur wenige IVF-Zentren in Österreich diese Methode anbieten werden.
Für Strohmer ist es ein Meilenstein: „Die erfolgreiche Durchführung dieser Methode gibt jenen Paaren, die wiederholt negative IVF-Versuche hatten oder bereits zahlreiche Schwangerschaften verloren haben, wieder Hoffnung auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches.“
Über das Kinderwunschzentrum:
Das Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz wurde im Juni 2000 von Univ. Prof. Dr. Andreas Obruca und Univ. Prof. Dr. Heinz Strohmer gegründet. Das Spitzeninstitut bietet ein breites Spektrum an Behandlungen, von der In-Vitro-Fertilisation (IVF) bis zur PCOS-Behandlung. Moderne Therapieansätze wie die „Einnistungsspritze“ und „-spülung“, der „Ferti-“ und „SpermFertilityCheck“ wurden im Kinderwunschzentrum entwickelt bzw. erstmals angewandt. Kinderwunschzentren bestehen neben Wien, in Bratislava / Slowakei, in Łódź / Polen, in Sibiu und Bukarest / Rumänien und in Sofia / Bulgarien.