Der Demenz entgegenwirken und die Pflege unterstützen – sprechen, erinnern, kommunizieren

10. Juni 2021 | Altern, Demenz, News Österreich | 0 Kommentare

Es braucht viele Wege um Bewohner*innen mental zu unterstützen und zu fördern. Ein digitales Multi-sensorisches Medizinprodukt des Wiener Start-ups Memocorby soll genau hier angreifen und neue Wege aufzeigen.

Noch nie war der Pflegeberuf so sehr im Fokus, wie im letzten Jahr und die vergangenen Monate. Traurig genug, dass es zu einer Pandemie kommen musste, bis öffentlich aufgezeigt wurde wie unterbesetzt diese Berufsgruppe ist, und wieviel sie für uns und unserer Gesellschaft leisten muss.

Menschen in Pflegeeinrichtungen oder Altersheimen sind oft abhängig von dem Kontakt mit dem Personal und bekommen dadurch ihren einzigen körperlichen und mentalen Stimulus. Gerade die Stimulation über mehrere Sinne ist sehr wichtig, den Sehsinn, den Hörsinn und auch taktil-haptisch. Durch den Mangel an Personal stehen oftmals zu wenige PflegerInnen pro BewohnerIn zur Verfügung. Es ist daher nur möglich die Grundversorgung der PatientInnen abzudecken und es bleibt kaum Zeit, dass sinnvolle Beschäftigungen oder Aktivitäten durchgeführt werden, vor allem, wenn sie aufwendiger Planung im Vorfeld bedürfen. Eine Konsequenz der mangelnden Stimulierung von Körper und Geist ist ein mentaler Abbau, der oft in einer fortschreitenden Demenz endet. Wird diese nicht behandelt, dann schreitet sie umso schneller voran und führt zu einem höheren Pflegebedarf.

Eine nicht medikamentöse Demenztherapie kann dabei helfen, dass Betroffene selbstständiger agieren und grundsätzlich zufriedener und ausgeglichener wirken.  Denn das Gehirn von demenzkranken Personen arbeitet weiterhin und ist bis zum Schluss aktivierbar. Gerade die verbale Kommunikation braucht kontinuierliche Stimulation um diese Fähigkeit nicht zu schnell zu verlieren.

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass die beste Art Sprache zu lernen und das Gedächtnis zu trainieren durch gleichzeitige Stimulation des Gehirns durch visuelle, auditive und haptische Reize stattfindet. Das heißt, man lernt Sprache am besten, wenn man sie sehen, hören und begreifen kann. Um diese Lernfähigkeit zu nutzen und eine einfache und unkomplizierte Lösung für Patient*in sowie Pflegekraft zu finden, hat ein Wiener Start-up, multi-sensorische Medizinprodukte für das Gedächtnistraining und die Sprachtherapie für SchlaganfallpatientInnen mit Aphasie und Demenzkranken sowie für Kinder mit Sprachproblemen, entwickelt. Das Ziel ist es Menschen mit Sprach- und Gedächtnisproblemen zu helfen und ihre TherapeutInnen zu unterstützen. Mit Memocorby kann man Worte sehen, hören, anfassen und damit im wahrsten Sinne begreifen. So bleiben Worte länger im Gedächtnis und das Lernen macht Spaß.

Gerade für Menschen mit einer Demenzdiagnose kann dies bedeuten, dass sie auf spielerisch einfache Art und Weise ihren Sprachwortschatz länger beibehalten oder sogar manche Fähigkeiten wieder reaktivieren können.

Zum Beispiel konnte eine Bewohnerin der Tag.Familie im Haus Hetzendorf nach kontinuierlichem Einsatz des Memocorby die Fähigkeit zu Lesen wieder ausüben. Nach ihrer Covid Infektion hatte sich auch ihr kognitiver Zustand verschlechtert, sie wollte mit dem Memocorby arbeiten und wir konnten aktiv eine Verbesserung feststellen. Derzeit wird für einige Bewohner*innen mit Demenz jeweils individuell ein Übungsprogramm am Memocorby zusammengestellt und die aktive Teilnahme zeigt Erfolg.

Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.memocorby.at

Autor:in

  • Karin Eder

    Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Advanced Practice Nurse, akademische Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege, Demenzberaterin, Direktorin im Haus Hetzendorf, Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser