DE: Wir brauchen keine Legislatur der vergebenen Chancen

2. April 2017 | News Deutschland | 0 Kommentare

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) appelliert an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, sich auf ihren Auftrag des politischen Gestaltens zu besinnen. „Das Gezerre um das Pflegeberufsgesetz nimmt immer groteskere Züge an, so verspielt man Vertrauen. Die Bevölkerung kann mit Recht von ihren Mandatsträgern erwarten, dass sie weiterdenken. Für die Pflege heißt das, dass jetzt die Weichen gestellt werden müssen, um in einer alternden Bevölkerung gute pflegerische Versorgung sicherzustellen. Pflege- und Bildungspolitik müssen künftige Szenarien und Bedarfe vordenken – und jetzt die dafür erforderlichen Voraussetzungen schaffen. Mit der Entscheidung über das Pflegeberufsgesetz wird eine Richtungsentscheidung für oder gegen professionelle Pflege in Deutschland getroffen“, sagt DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel. „Eine Legislatur der Pflege hatte dies werden sollen – mit Blick auf die Pflegebildung könnte es eine weitere Legislatur der vergebenen Chancen werden. Und die Anforderungen der Zukunft sind schon jetzt kaum noch lösbar! Die Probleme überholen uns tagtäglich; es ist unverantwortlich, notwendige Richtungsänderungen nun erneut auszubremsen. Wer hat eigentlich das Sagen im deutschen Gesundheitssystem?“ fragt die DBfK-Sprecherin. „Es wäre fatal, wenn sich erneut diejenigen durchsetzen, die alles beim Alten belassen wollen – nicht etwa, weil dies vernünftig, sondern weil es billig und bequem ist. Statt von den eigennützigen Wirtschaftsinteressen der Reformgegner sollte sich die Politik von den langjährig guten internationalen Erfahrungen mit generalistischer Pflegeausbildung leiten lassen. Verabschieden Sie die Reform wie vorgelegt – ohne faule Kompromisse!“ lautet die Forderung des DBfK.

Im Koalitionsvertrag wurde zugesagt: „Wir wollen die Pflegeausbildung reformieren, indem wir mit einem Pflegeberufegesetz ein einheitliches Berufsbild mit einer gemeinsamen Grundausbildung und einer darauf aufbauenden Spezialisierung für die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege etablieren.(…) Ziel sollte ein transparentes und durchlässiges Aus- und Weiterbildungssystem sein.“ Soll sich diese Zusage am Ende als hohl erweisen? So verspielt man jedes Vertrauen der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen – nachhaltig.

Wer Qualität der Pflege-Versorgung will, muss auch die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen. Eine fundierte Berufsausbildung, genügend Fachpersonal und Aufbau und Erhalt von Wissen und Erfahrung gehören zuallererst dazu. Das Zugangs- und Ausbildungsniveau in den Pflegeberufen immer weiter abzusenken hat sich als gravierender politischer Fehler erwiesen. Er gehört jetzt endlich korrigiert!

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)