Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2021 weist die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein auf die noch immer bestehenden Gehaltsunterschiede zwischen Frauen- und Männerberufen hin. Sie fordert: Pflege als Frauenberuf verdient mehr. Wenn Pflegende nicht angemessen bezahlt werden, wird uns bald der dringend benötigte Nachwuchs ausgehen.
Berufe mit hohem Frauenanteil sind noch immer schlechter bezahlt als ähnlich fordernde Berufe mit hohem Männeranteil. „Das muss sich dringend ändern“, sagt Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein. „Pflegende sind in hochkomplexen Arbeitsfeldern tätig und übernehmen eine immens hohe Verantwortung in der Versorgung schwerstkranker Patientinnen und Patienten. Es ist völllig unverständlich, dass sie in der Pandemie mit mageren Boni abgespeist werden sollen anstatt für eine nachhaltig bessere Bezahlung zu sorgen.“ Während es in traditionellen Männerberufen kein Problem für Verbraucher*innen darstelle, zum Beispiel für eine Stunde KfZ-Reparatur 85 Euro zu zahlen, zeige sich, dass die Pflege als traditionelle Frauenleistung auch in der Gesellschaft weniger monetären Wert habe. „Verlangt man für eine Stunde Pflege 50 Euro, wird das schon als überteuert empfunden“, kritisiert Drube.
Dabei verdienen in frauendominierten Berufen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer vergleichsweise schlecht. „Das hängt vor allem mit der fehlenden Lobby zusammen“, sagt Drube. „Viele klassische Frauenberufe waren nie auf eine Karriere ausgelegt. Daher ist der Organisationsgrad dieser Berufe im Vergleich zu Männerberufen immer sehr gering gewesen.“
Frauen arbeiten zudem häufiger in systemrelevanten Berufen, die für die Gesellschaft unersetzlich sind, wie die Corona-Pandemie zeigt. „Wenn wir hier nicht ein besseres Gehalt zahlen und für bessere Arbeitsbedingungen sorgen, wird uns auf Dauer der Nachwuchs ausgehen. Wir steuern schon jetzt auf einen dramatischen Engpass in der pflegerischen Versorgung zu. Wir müssen dringend etwas tun. Als Pflegeberufekammer setzen wir uns deshalb mit unserer Kampagne #Pflege verdient mehr für mehr Gehalt, mehr Personal, mehr Anerkennung und mehr Entscheidungskompetenzen für Pflegende ein.“
Zum Hintergrund: Der Internationale Frauentag wird weltweit jährlich am 8. März begangen. Er entstand vor über 100 Jahren als Initiative sozialistischer Organisationen im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Auch wenn sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft seitdem gewandelt hat, wird der Tag weiter genutzt, um auf bestehende Probleme aufmerksam zu machen.
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Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)
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