DE: Verzerrtes Bild des Pflegeberufs kann Nachwuchsgewinnung gefährden

17. Oktober 2020 | News Deutschland | 0 Kommentare

Fünfteilige Miniserie „Ehrenpflegas“ stößt auf viel Kritik – Landespflegekammer steht als kommunikationserfahrener Ansprechpartner zur Verfügung

„Als Landespflegekammer begrüßen wir jede Initiative, die der Jugend die gesamtgesellschaftliche Bedeutung unserer Berufsgruppe vor Augen führt. Die Videoreihe „Ehrenpflegas“ des Bundesfamilienministeriums, ein Teil der Kampagne „Mach Karriere als Mensch“ mit dem Ziel der Gewinnung von Ausbildungsinteressenten, verfolgt ganz offensichtlich einen richtigen Zweck, aber eben mit sehr strittigen Mitteln. Daher ist die Empörung vieler Pflegefachpersonen durchaus verständlich. Es besteht die große Sorge, dass das Ansehen unseres Berufsstandes durch solche Kampagnen immer mehr leidet. Das ist nicht hinnehmbar. Eine gute Nachwuchsförderung ist gerade in der beruflichen Pflege essentiell, um Mehrbelastungen in Einrichtungen und Kliniken längerfristig zu unterbinden und Pandemien besser bekämpfen zu können. Daher ist es kontraproduktiv, ein so verzerrtes Bild des Pflegeberufs in die Öffentlichkeit zu tragen. Weder Pflegefachpersonen noch den Pflegebedürftigen ist damit geholfen. Wir empfehlen daher, die Videos aus der Kampagne herauszunehmen. Nur so kann verhindert werden, dass die positive Intention der ganzen Kampagne weiterhin gefährdet bzw. negativ konnotiert überlagert wird. Insbesondere das illustrierte Bild der Altenpflege wird der außerordentlichen Leistung vieler Kolleginnen und Kollegen nicht einmal ansatzweise gerecht“, so Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.

Mit einer fünfteiligen Miniserie möchte das Bundesfamilienministerium Jugendliche auf den Pflegeberuf aufmerksam machen. Die Videoreihe begleitet drei angehende „Ehrenpflegas“ in der neuen generalistischen Ausbildung, die seit Anfang Januar alle Bereiche der Pflege in den ersten zwei Jahren lehrt. 700 000 Euro hat sich das Ministerium die Imagekampagne kosten lassen. Erst durch den „Reality Check“ am Ende der Videoreihe wird dem Zuschauer vermittelt, dass es sich um offensichtliche Fehlschlüsse handelt.

„Auch in Zukunft werden wir Ausbildungsoffensiven in der Pflege unterstützen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass bei der Konzipierung solcher Kampagnen unsere Berufsgruppe viel stärker miteinbezogen wird. Daher steht die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz künftig gerne als berufsfeldkompetenter aber auch durchaus kommunikationserfahrener Ansprechpartner zur Verfügung, um solche Initiativen noch ein Stückchen besser an die Berufssettingperspektive anzupassen. Durch eine gute Zusammenarbeit wird es uns gelingen, die professionelle Pflege für die nächsten Generationen wieder attraktiv zu machen. Die Pandemie zeigt uns gerade eindrucksvoll, wie sehr wir auf eine gute Personalausstattung und eine Entlastung der derzeit tätigen Pflegefachpersonen angewiesen sind“, so Mai.

Hintergrund: Mittlerweile wurden in allen Bundesländern umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus getroffen. Die Zahl der in Rheinland-Pfalz bestätigten Fälle ist mittlerweile auf 12.647 (Stand: 15.10.) gestiegen.

Die Landespflegekammer steht in engem und ständigen Austausch mit sämtlichen relevanten Stellen und Behörden zur aktuellen Lage. Das gemeinsame Ziel aller Anstrengungen ist es, die aktuelle Lage laufend zu bewerten und Maßnahmen zu treffen, die die adäquate Versorgung im Gesundheitswesen kurz-, mittel- und langfristig sicherstellen.

Als Pflegekammer Rheinland-Pfalz haben wir eine Task-Force einberufen, die insbesondere die Situation in den Pflegesettings laufend analysiert und Maßnahmen mit den Partnern in Rheinland-Pfalz und auf der Bundesebene abstimmt. Schwerpunkte sind derzeit die Versorgungslage innerhalb des Gesundheitswesens, Sonder-Qualifizierungsmaßnahmen für Pflegefachpersonen und die Sicherstellung der personellen Ressourcen in der pflegerischen Versorgung.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)