Münchner Studie: DBfK warnt vor weiterer Absenkung der Fachkraftquote / Der Einsatz von Pflegehelfern und technischen Hilfsmitteln verschlimmert das Problem / Berufsverband fordert höhere Bezahlung und Aufwertung der professionellen Pflege / „Volksbegehren bitter nötig“
München, 16. Juli 2019 – Die Ergebnisse der Münchner Studie spiegeln den desolaten Zustand der Pflegelandschaft. „Die daraus resultierenden politischen Ideen gehen an der Realität vorbei, sie führen nicht dazu, den Pflegeberuf zukunftsfest zu machen“, sagt DBfK-Geschäftsführerin Dr. Marliese Biederbeck. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe fordert neben einer deutlich höheren Bezahlung vor allem die Aufwertung des Berufsstands. Der Einsatz von Pflegehelfern und technischen Hilfsmitteln, wie jetzt vorgeschlagen, geht völlig am Bedarf vorbei und verschlimmert das Problem, warnt der DBfK.
Sehr irritiert zeigt sich der DBfK über das Maßnahmenbündel der Münchner Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs, die „den Bedarf an Pflegekräften senken“ und stattdessen Hilfskräfte und technische Hilfsmittel zur Behebung des Pflegenotstands einsetzen will, so wird sie in der Süddeutschen Zeitung zitiert. „Diese Politik, vermehrt Hilfskräfte statt Fachpersonal einzusetzen, hat das Imageproblem des Pflegeberufs erst so richtig befeuert“, so Dr. Biederbeck. „Unsere einzige Chance ist es, das Gegenteil zu tun, nämlich den Beruf aufzuwerten. Der Mangel an den Kliniken zeigt doch schon seit vielen Jahren, dass wir mehr qualifizierte Pflegekräfte brauchen und nicht weniger, alles andere senkt die Qualität in der Versorgung weiter ab“, so Dr. Biederbeck. Internationale Studien(z.B. RN4Cast) belegen: Je besser die Ausbildung und die Personalausstattung in der Pflege sind, desto niedriger ist das Sterberisiko der Patienten/-innen. Und was den von Jacobs vorgeschlagenen Einsatz von technischen Hilfsmitteln anbelangt, so könne dieser zwar organisatorische Prozesse verbessern, was selbstverständlich dringend nötig ist, aber niemals Fachpersonen ersetzen.
Um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern, möchte die Gesundheitsreferentin ferner bei den Auszubildenden ansetzen und die Abbrecherquote senken. „Aus unserer Sicht sollten wir gleichermaßen die langjährig Erfahrenen wertschätzen. Ein wichtiger Schritt wäre es, die Pflegefachpersonen deutlich besser zu bezahlen“, so Dr. Biederbeck. Schließlich ergab die Studie, dass mehr als drei Viertel mit dem Gehalt unzufrieden sind. Bezahlbare Wohnungen sind in München kaum zu finden und aus Sicht des DBfK ein zweiter wichtiger Baustein, wenn es um die Attraktivität des Berufs in Ballungsräumen geht.
Weil politische Lösungen oft am tatsächlichen Bedarf vorbeigehen, sind Initiativen wie das Volksbegehren zum Personalnotstand, das heute vom Verfassungsgericht leider für unzulässig erklärt wurde, bitter nötig. Ein Weg aus der Pflegekrise führe nur über mehr qualifizierte, gut ausgebildete Pflegefachpersonen. „Dafür werden wir uns als Interessensvertreter der professionell Pflegenden weiter einsetzen“, so Dr. Biederbeck. Nur hervorragend ausgebildete Pflegefachpersonen sind in der Lage, Menschen mit komplexen Mehrfacherkrankungen adäquat zu versorgen. Eine gesetzliche Regelung zur Personalquote auf der einen Seite und eine hohe Fachlichkeit auf der anderen Seite hält der DBfK für die zentrale Stellschraube, um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern und Arbeitsbedingungen zu verbessern.