Eschborn, 19.06.2017 – Eine aktuelle deutsche In-vitro-Studie[1] liefert neue Hinweise für die bereits in früheren Forschungsarbeiten belegte antiphlogis-tische Wirkung von Inhaltsstoffen des Meerrettichs[2-6]. Die Wissenschaftler konnten in einem Meerrettichwurzel-Extrakt, neben den bisher bekannten Isothiocyanaten, noch weitere antientzündlich wirksame Substanzen nach-weisen[1]. Mit den antiinflammatorischen Eigenschaften bedeutender Heil-pflanzen befasst sich auch ein aktuelles umfangreiches Review spanischer Wissenschaftler[7], in dem einhundertzwanzig entsprechende Studien aus-gewertet wurden. Dazu gehört auch die Kapuzinerkresse, Arzneipflanze des Jahres 2013, die wie der Meerrettich ebenfalls gegen Bakterien und Viren sowie antientzündlich wirkt. Die beiden Arzneipflanzen werden daher in kombinierter Form (ANGOCIN® Anti-Infekt N) seit Jahrzehnten erfolgreich bei unkomplizierten Atem- und Harnwegsinfektionen eingesetzt. „Durch die Kombination von Kapuzinerkresse und Meerrettich ergibt sich ein breites Spektrum therapeutisch relevanter Wirkstoffe, die sich in ihrer Wirkung zum Teil noch gegenseitig verstärken“, betont der Mikrobiologe und Infektiologe Prof. Uwe Frank, Freiburg. „Aufgrund dieses multimodalen Wirkmechanismus bietet das Naturstoff-basierte Arzneimittel eine antiinfektive Therapieoption bei Blasenentzündungen, die besonders gut verträglich ist“, so Frank weiter.
Die Entzündungsreaktion ist ein wichtiger Bestandteil der angeborenen Immunität, die die Beseitigung der Infektion und Wiederherstellung der normalen Gewebestruktur und -funktion zum Ziel hat. Gleichzeitig ist die Inflammation bei Infektionserkrankungen wie zum Beispiel Blasenentzündungen primär für die Beschwerdesymptomatik verantwortlich. Daher sollten neueren Erkenntnissen zufolge bei Zystitiden nicht nur die bakteriellen Erreger beseitigt, sondern begleitend auch die entzündliche Reaktion bekämpft wer-den[8].
Multimodal wirksamer Meerrettich – neben Isothiocyanaten noch weitere entzündungshemmende Stoffe enthalten
Für den Nachweis des antiinflammatorischen[1-6, 9-11] und antibakteriellen [12-18] Potenzials der in Meerrettich sowie auch in der Kapuzinerkresse enthaltenen Isothiocyanate liegen zahlreiche Forschungsarbeiten vor. Die aktuelle In-vitro-Untersuchung liefert nun einen zusätzlichen Beleg, dass noch weitere Inhaltsstoffe des Meerrettichs eine antientzündliche Wirkung besitzen[1]. Die durch einen Meerrettichwurzel-Extrakt – welcher keine Isothiocyanate enthielt – induzierte antientzündliche Wirkung in mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMC) ist auf die Wirkung anderer Bestandteile aus dem Meerrettich zurückzuführen, heben die Wissenschaftler hervor. In nach-folgenden Untersuchungen sollen diese therapeutisch relevanten Substanzen nun identifiziert werden. Die Ergebnisse lassen weiter vermuten, dass die über den MAP-Kinase-Weg initiierte Regulation des COX- und LOX-Signalpfads verantwortlich für die entzündungshemmende Wirkung in PBMC ist. Zudem konnten die Forscher eine Hemmung der COX-2-Expression feststellen, ohne gleichzeitige Beeinflussung der COX-2 Enzymaktivität. Auf COX-1 konnte hingegen keine Wirkung beobachtet werden. Darüber hinaus wurde auch die Freisetzung von TNF-alpha reduziert. Mit der Studie wurde zudem erstmals eine weitreichende biochemische Analyse eines wässrigen Meerrettichextrakts umgesetzt. „In der Kombination mit Kapuzinerkresse ergibt sich ein einzigartiges Phytopharmakon, dessen Wirkstoffe im Sinne einer Multi-Target-Therapie an verschiedenen Punkten im Krankheitsgeschehen angreifen und sich teilweise sogar gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken“, erläutert Frank. „Das multimodale Wirkungsprofil der Arzneipflanze Meerrettich erklärt ihren erfolgreichen nebenwirkungsarmen Einsatz bei Blasenentzündungen“, so der Mikrobiologe weiter.
Zunehmende Relevanz antiphlogistisch wirksamer Phytotherapeutika: Review untersucht einhundertzwanzig Studien
Zur frühzeitigen Therapie in der Anfangsphase von akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen sowie bei bereits bestehenden akuten Zystitiden rücken zunehmend Phytotherapeutika, die ein breites antibakterielles Wirkspektrum aufweisen und gleichzeitig der Entzündungsreaktion entgegenwirken[8], in den Fokus der Wissenschaft. Die große Anzahl an Forschungsarbeiten der letzten Jahre, die sich mit der antiphlogistischen Wirksamkeit von pflanzlichen Inhaltsstoffen befasst, spiegelt den zunehmenden Stellenwert entsprechender Phytoarzneien wider. So wurden beispielsweise in einem aktuellen Review mehrerer spanischer Universitäten einhundertzwanzig Studien ausgewertet, die die antiinflammatorische Wirksamkeit arzneilich bedeutsamer Heilpflanzen fokussieren[7] – darunter zum Beispiel auch die Kapuzinerkresse, die in den letzten Jahren das wissenschaftliche und öffentliche Interesse verstärkt auf sich gezogen hat und 2013 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt wurde. Die Wirksamkeit und Sicherheit eines Phytopharmakons aus Kapuzinerkresse und Meerrettich ist bei Erwachsenen und Kindern durch mehrere klinische Studien belegt, sogar auch bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen[19-21]. „Die Vorteile für eine Therapie von unkomplizierten Zystitiden mit einem derartigen pflanzlichen Arzneimittel liegen damit auf der Hand“, so Frank. „Eine gute und schnelle, sowohl anti-bakterielle als auch antiinflammatorische Wirkung bei zugleich guter Verträglichkeit“, resümiert der Forscher.
Literatur:
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2. Marzocco, A. et al.: Anti-inflammatory activity of horseradisch (Armoracia rusticana) root extracts in LPS-stimulated macrophages. Food Func. 6 (12): 3778-88 (2015)
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7. Villanueva, J.R. et al.: Solving the puzzle: What is behind our forefathers’ anti-inflammatory remedies? Journal of Intercultural Ethnopharmacology, Vol. 6, Issue 1 (2017)
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