DE: Stigmatisierung von Pflegefachpersonen inakzeptabel

2. Dezember 2020 | News Deutschland | 0 Kommentare

Umfragen belegen Zunahme psychischer Erkrankungen bei beruflich Pflegenden

Neben der körperlich anstrengenden Arbeit stellt auch die psychische Mehrbelastung für Pflegefachpersonen eine große Herausforderung dar. Mit Blick auf die weiterhin hohen Infektionszahlen warnt Vorstandsmitglied Hans-Josef Börsch dabei vor möglichen Folgeschäden für das deutsche Gesundheitswesen:

„Unsere Berufsgruppe ist maßgeblich für die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung verantwortlich. Wir können daher aus gleich zwei Gründen nicht verantworten, dass Pflegefachpersonen völlig ausgebrannt ihrer Tätigkeit nachgehen. Zum einen sollte ihr gesundheitliches Wohlbefinden selbstverständlich stets an erster Stelle stehen. Zum anderen wirkt sich die Überlastung direkt auf die Versorgungssicherheit in Einrichtungen und Kliniken aus.“

Im vergangenen Jahr führte das Allensbacher Institut eine Umfrage unter den Mitgliedern der Landespflegekammer durch. Rund 78 Prozent der Befragten gaben an, dass die Belastung im Beruf sehr hoch sei. Zudem dachten 72 Prozent zum Zeitpunkt der Befragung über einen Berufsausstieg nach. Laut dem neuesten Pflegereport von Barmer wird Pflegefachpersonen zudem mehr Arznei verschrieben als Beschäftigten anderer Berufsgruppen.

„Diese Ergebnisse sind alarmierend. Durch die Corona-Pandemie kommt nun noch eine weitere psychische Belastung auf die Pflegefachpersonen hinzu: Sie werden stigmatisiert. In einigen Geschäften weist man Pflegefachpersonen einfach ab, weil sie in Einrichtungen arbeiten, die sich in Corona-Hotspots befinden. Wenn dann noch die Kinder ausgegrenzt werden und die Partner ebenfalls unter dieser Stigmatisierung leiden, ist eindeutig eine Grenze überschritten. Das ist nicht hinnehmbar. Da kann auf den Balkonen noch so viel geklatscht werden. Hier sind wir als Gesellschaft gefordert. Wir reden nicht umsonst über eine Berufsgruppe, die tagtäglich ihre eigene Gesundheit für das Wohl der Bevölkerung aufs Spiel setzt. Es ist wenig verwunderlich, dass sich so ein Verhalten stark auf die Psyche der Pflegefachpersonen auswirkt“, so Börsch.

Hintergrund: Mittlerweile wurden in allen Bundesländern umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus getroffen. Die Zahl der in Rheinland-Pfalz bestätigten Fälle ist mittlerweile auf 45.169 (Stand: 2.12.) gestiegen.

Die Landespflegekammer steht in engem und ständigen Austausch mit sämtlichen relevanten Stellen und Behörden zur aktuellen Lage. Das gemeinsame Ziel aller Anstrengungen ist es, die aktuelle Lage laufend zu bewerten und Maßnahmen zu treffen, die die adäquate Versorgung im Gesundheitswesen kurz-, mittel- und langfristig sicherstellen.

Als Pflegekammer Rheinland-Pfalz haben wir eine Task-Force einberufen, die insbesondere die Situation in den Pflegesettings laufend analysiert und Maßnahmen mit den Partnern in Rheinland-Pfalz und auf der Bundesebene abstimmt. Schwerpunkte sind derzeit die Versorgungslage innerhalb des Gesundheitswesens, Sonder-Qualifizierungsmaßnahmen für Pflegefachpersonen und die Sicherstellung der personellen Ressourcen in der pflegerischen Versorgung.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)