DE: Steigende Infektionszahlen erfordern weitere Schutzmaßnahmen in Heimen

22. Oktober 2020 | Covid19 | 0 Kommentare

Einheitliche Corona-Regeln sollen Besuchsverbote in Einrichtungen verhindern – Öffentliche Finanzierung zur Umsetzung von Maßnahmen notwendig

„Die steigenden Infektionszahlen sind mehr als besorgniserregend. Daher müssen schnellstmöglich weitere Maßnahmen getroffen werden, um die Ausbreitung in Pflegeeinrichtungen in den Griff zu bekommen. Mit mehr als 10.000 Neuinfektionen am Tag haben wir in Deutschland bereits jetzt schon einen Wert erreicht, den Experten erst im Dezember erwartet hätten. Ich teile die Ansicht von Andreas Westerfellhaus, dass einheitliche Corona-Regeln in Heimen notwendig sind. Besuchsverbote sollten gerade hinsichtlich der anstehenden Weihnachtszeit vermieden werden. Daher unterstützen auch wir die Forderung nach mehr Einheitlichkeit und Nachvollziehbarkeit. Eine wie im Frühjahr praktizierte Isolation wäre unsäglich. Es liegt nun an der Politik, den Trägern und den Verbänden, entsprechende Konzepte zu erarbeiten. Auch bei steigenden Infektionszahlen sollte der Besuch der Angehörigen möglich sein. Klar ist aber auch, dass die Gefahren der Pandemie noch lange nicht gebannt sind. An erster Stelle steht somit weiterhin die Sicherheit des Personals, der Pflegebedürftigen und der Besucher“, so Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, plant bundesweit einheitliche Corona-Regeln in Pflegeheimen umzusetzen. Diese Regeln sollten ihm zufolge von „wissenschaftlichen Grundlagen untermauert“ sein. Bei der Erarbeitung wolle man Einrichtungen aktiv miteinbinden. Als Grund dieser Initiative nannte Westerfellhaus die Angst vor einem weiteren Lockdown der Heime.

„Ich appelliere hier auch an Bund und Länder, Einrichtungen bei der Bewältigung dieser so verheerenden Situation auch gegebenenfalls mit Steuermitteln zu unterstützen, um das Gebotene an Sicherheit zu ermöglichen. Jeder sollte sich mal kurz in die Lage einer Pflegefachperson versetzen, die tagtäglich unter diesen besonderen Umständen für die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung zuständig ist. Sicherheit ist gerade hier das oberste Gebot, sowohl für das Personal als auch für Bewohner und Besucher. Damit sie gewährleistet wird und es nicht zeitgleich zu Besuchsverboten kommt, müssen öffentliche Gelder auch für investive Maßnahmen zeitnah zur Verfügung gestellt werden. Eine erhöhte finanzielle Belastung für Einrichtungen und Bewohner muss kategorisch ausgeschlossen werden. Die Versorgung unserer älteren pflegebedürftigen Mitbürger ist eine gesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung!“, sagt Mai.

Hintergrund: Mittlerweile wurden in allen Bundesländern umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus getroffen. Die Zahl der in Rheinland-Pfalz bestätigten Fälle ist mittlerweile auf 14.640 (Stand: 22.10.) gestiegen.

Die Landespflegekammer steht in engem und ständigen Austausch mit sämtlichen relevanten Stellen und Behörden zur aktuellen Lage. Das gemeinsame Ziel aller Anstrengungen ist es, die aktuelle Lage laufend zu bewerten und Maßnahmen zu treffen, die die adäquate Versorgung im Gesundheitswesen kurz-, mittel- und langfristig sicherstellen.

Als Pflegekammer Rheinland-Pfalz haben wir eine Task-Force einberufen, die insbesondere die Situation in den Pflegesettings laufend analysiert und Maßnahmen mit den Partnern in Rheinland-Pfalz und auf der Bundesebene abstimmt. Schwerpunkte sind derzeit die Versorgungslage innerhalb des Gesundheitswesens, Sonder-Qualifizierungsmaßnahmen für Pflegefachpersonen und die Sicherstellung der personellen Ressourcen in der pflegerischen Versorgung.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)