Pflegekammer sieht die Versorgungsqualität massiv gefährdet und bietet Unterstützung
„Es ist gut zu sehen, dass die katastrophale Personalsituation in der Pflege zunehmend an öffentlicher Aufmerksamkeit gewinnt“, kommentiert der Präsident der Landespflegekammer, Dr. Markus Mai, die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion zu unbesetzten Stellen in der beruflichen Pflege. „Die Versorgungsqualität ist massiv gefährdet, das muss in Berlin dringend verstanden werden. Wie unzureichend die 8000 zusätzlichen Stellen des geplanten Sofortprogramms der Bundesregierung sind, wird schnell deutlich, wenn man dieser Zahl einmal die über 13.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland gegenüber stellt. 8000 zusätzliche Stellen wären allenfalls für Rheinland-Pfalz allein ein guter Ansatz“, so Mai weiter.
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz macht seit Ihrer Gründung auf die alarmierenden Zustände in der Pflege aufmerksam. Sie fordert vehement ein Maßnahmenpaket, um den jahrzehntelang steigenden Kostendruck zu Lasten der beruflich Pflegenden zu beenden und Strukturen zu schaffen, die eine gute und professionelle Pflege ermöglichen. „Wir können nicht einfach neue Stellen herbeizaubern. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass sich Menschen für den Pflegeberuf entscheiden. Und sich dauerhaft für ihn entscheiden. Dazu zählt, Zeit zu haben für den Bewohner oder den Patienten. Dazu zählt, die eigene Profession leben und entwickeln zu können. Dazu zählt aber auch ein anständiges Gehalt. Wir brauchen deshalb das Jahrzehnt der Pflege“, erläutert Mai die Ziele des Maßnahmenpakets der Landespflegekammer.
Die Landespflegekammer fordert im Rahmen des „Jahrzehnts der Pflege“ u.a. eine Neustrukturierung der Ausbildungsberufe, fachlich geeignete, gesetzliche Personalbemessungsinstrumente, gute gesetzliche Fachkraftquoten, die Einbindung von beruflich Pflegenden in die Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens und vor allem eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel im System. Mai: „Wir brauchen dringend gesetzliche Regelungen und Investitionen in Milliardenhöhe. Wir schätzten den Bedarf an zusätzlichen Pflegefachpersonen auf über 120.000 Vollzeitkräfte, um gute Pflege sicherstellen zu können“.
„Die Öffentlichkeit nimmt das Problem nun stärker wahr. Hierdurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger erhöht“, erläutert Mai und führt aus: „Das ist ein wichtiger Aspekt, denn wir wissen, dass eine gute Versorgung für alle Menschen nicht alleine durch den freien Markt sichergestellt werden kann. Wir brauchen gesetzliche Regelungen und sowohl staatliche Mittel, als auch Mittel aus den Sozialversicherungen, wenn wir gute Pflege und damit eine gute Versorgung für unsere Eltern, Großeltern, Kinder und natürlich auch uns selbst wollen. Die Frage lautet: Was ist uns gute Pflege wert?“
Wir wollen die Probleme in der Pflege lösen und das Gesundheitswesen im Sinne aller entwickeln. Herzu stehen wir als Partner und Berater für die politischen Entscheidungsträger bereit und sind darüber hinaus auch bereit, Verantwortung zu übernehmen“, so Mai abschließend.
Hintergrund: Mit der einstimmigen Verabschiedung des Heilberufsgesetzes durch den rheinland-pfälzischen Landtag im Dezember 2014 ist die Landespflegekammer errichtet worden. Seit dem 01. Januar 2016 haben die Pflegenden im Land damit eine kraftvolle Interessenvertretung erhalten. Die Landespflegekammer mit ihren gewählten Vertreterinnen und Vertretern nimmt die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Belange der Mitglieder wahr.
Die Vertreterversammlung hat in der Sitzung vom 02. März 2016 den Vorstand der Landespflegekammer gewählt. Präsident der Kammer ist Dr. Markus Mai. Zur Vizepräsidentin wurde Frau Sandra Postel gewählt. Die weiteren Mitglieder des Vorstandes sind Andrea Bergsträßer, Hans-Josef Börsch, Esther Ehrenstein, Renate Herzer und Christa Wollstädter.