DE: Schwangere Frauen mit Diabetes benötigen engmaschige Betreuung

1. November 2017 | Diabetes, News Deutschland | 0 Kommentare

Berlin/Mannheim – Als Frau mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 ein Kind zu gebären, ist trotz verbesserter diabetologischer und geburtsmedizinischer Betreuung in den letzten 20 Jahren auch heute noch mit Risiken verbunden. Und bei bislang stoffwechselgesunden werdenden Müttern zählt Gestationsdiabetes (GDM) in den Industrienationen zu den häufigsten Komplikationen. Im Jahr 2016 waren in Deutschland mehr als fünf Prozent aller Schwangeren betroffen. Die Hälfte aller Betroffenen entwickelt zehn Jahre später Diabetes Typ 2. Welche Lebensstilmaßnahmen dem vorbeugen können und welche ärztliche Betreuung werdende Mütter mit Diabetes benötigen, diskutieren Experten auf der Kongress-Pressekonferenz der 11. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und des 41. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Hochdruckliga DHL® am 10. November 2017 im Congress Center Rosengarten in Mannheim. Außerdem berichtet eine Mutter mit Typ-1-Diabetes über ihre Erfahrungen während der Schwangerschaft.

Im Jahr 2016 haben etwa 3500 Frauen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland ein Kind geboren. Noch heute nimmt bei jeder 200. Frau mit Typ-1-Diabetes eine Schwangerschaft einen lebensbedrohlichen Verlauf. „Die Hauptprobleme sind im Vergleich zu nichtdiabetischen Müttern erhöhte Sterblichkeitsraten der Babys vor, während und kurz nach der Geburt, vermehrt große Fehlbildungen besonders am Herzen, den herznahen großen Blutgefäßen und dem knöchernen Rückenmarksrohr mit Nervensystem, außerdem Frühgeburten und die ‚Schwangerschaftsvergiftung‘ Präklampsie“, erklärt Dr. med. Helmut Kleinwechter, niedergelassener Diabetologe aus Kiel. Die Risiken bei Schwangeren mit Typ-2-Diabetes seien genauso hoch wie bei Typ-1-Diabetes, obwohl ihre Diabetesdauer deutlich kürzer ist. Er rät Frauen mit Diabetes daher, ihren Kinderwunsch mit guter Vorplanung zu verwirklichen: „Der Stoffwechsel sollte schon vorher möglichst gut eingestellt sein, der Langzeitblutzuckerwert möglichst unter sieben Prozent liegen“, betont Dr. Kleinwechter. „Insulinbehandelte Frauen sollten in Perinatalzentren der Stufen 1 und 2, Frauen mit Diabetes Typ 2 mindestens in einer Geburtsklinik mit angeschlossenem Kinderkrankenhaus entbinden.“

Bei rund 40650 Schwangeren wurde in 2016 Gestationsdiabetes festgestellt, eine Glukosetoleranzstörung, die durch einen oralen Blutzuckerbelastungstest nachweisbar ist. Seit März 2012 ist die Untersuchung auf einen GDM als Kassenleistung in die Mutterschaftsrichtlinien und damit verbindlich in die Schwangerschaftsvorsorge aufgenommen, trotzdem wird GDM häufig übersehen. „GDM hat in den letzten 15 Jahren um das viereinhalbfache zugenommen“, sagt Dr. med. Helmut Kleinwechter. Damit ist GDM mittlerweile eine der häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft. Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht, höheres Lebensalter, Bewegungsmangel und ein hoher Konsum von Softgetränken sowie rotem Fleisch. Außerdem essen werdende Mütter im Verlauf der Schwangerschaft nicht selten zu kalorienreich und nehmen übermäßig zu. Da die Hälfte aller betroffenen Mütter zehn Jahre später Diabetes Typ 2 entwickelt und ihre Kinder häufig mit zu hohem Gewicht geboren werden, ist es wichtig, GDM vorzubeugen: „Frauen mit Kinderwunsch sollten ihren Nachwuchs in jüngeren Lebensjahren planen und etwaiges Übergewicht nach Möglichkeit schon vor der Schwangerschaft abbauen.“

Eröffnet werden die 11. Diabetes Herbsttagung und der 41. Wissenschaftliche Kongress der Deutschen Hochdruckliga DHL® am Freitag, den 10. November 2017, um 10:30 Uhr im Saal Mozart des Congress Centers Rosengarten, die Vorträge beginnen jedoch schon um 8.45 Uhr! Die Fort- und Weiterbildung aller mit Diabetes und Bluthochdruck befassten Berufsgruppen ist ein wichtiges Anliegen der DDG und der DHL. Das Tagungsprogramm ist im Internet unter https://www.herbsttagung-ddg.de bzw. www.hypertonie2017.de abrufbar. Interessierte können sich dort direkt online anmelden.

Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz in Berlin
Termin: Dienstag, 7. November 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort:
Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4
Anschrift:
Schiffbauerdamm 40/ Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin

Ihre Themen und Referenten sind:
Highlights der Diabetes Herbsttagung und des Hypertonie-Kongresses

Medizin vor Ökonomie: Erforschung und Versorgung der Volkskrankheiten Diabetes und Bluthochdruck sicherstellen
Professor Dr. med. Monika Kellerer
Tagungspräsidentin Diabetes Herbsttagung 2017, Vizepräsidentin der DDG,
Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I
(Diabetologie, Endokrinologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin, Kardiologie, Allgemeine Innere Medizin)
Marienhospital Stuttgart

Digitale Transformation: Chancen für die Diabetes-Versorgung und ein „Code of Conduct Digital Health“ der DDG
Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland
Präsident der DDG
Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum der RWTH Aachen

Schwer einstellbare Hypertonie: Eine große Herausforderung für die Therapie und die Versorgungsstrukturen!
Professor Dr. med. Walter Zidek
ehemaliger Vorstandsvorsitzender der DHL®, Sprecher der Sektion „Versorgungsstrukturen / Hypertoniezentren DHL®“, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat, Klinikdirektor im CC13 – Schwerpunkt Nephrologie, Endokrinologie und Transplantationsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Kongress-Pressekonferenz in Mannheim
Termin: Freitag, 10. November 2017, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Raum Johann Wenzel Stamitz
Anschrift: Congress Center Rosengarten, Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

Ihre Themen und Referenten sind:
Highlights der Diabetes Herbsttagung und des Hypertonie-Kongresses
Professor Dr. med. Monika Kellerer
Tagungspräsidentin Diabetes Herbsttagung 2017, Vizepräsidentin der DDG,
Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I, (Diabetologie, Endokrinologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin, Kardiologie, Allgemeine Innere Medizin) Marienhospital Stuttgart

Professor Dr. med. Martin Hausberg
Kongresspräsident des 41. wissenschaftlichen Kongresses der DHL®, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der DHL®,
Direktor der Medizinischen Klinik I für Allgemeine Innere Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Pneumologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe

Zielblutdruck nach SPRINT: Empfehlungen für Bluthochdruckpatienten mit und ohne Diabetes
Professor Dr. med. Bernhard Krämer
Kongresspräsident des 41. wissenschaftlichen Kongresses der DHL®, Vorstandsvorsitzender der DHL®,
Direktor V. Medizinische Klinik, Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie, Universitätsklinikum Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg

DDG fordert von der neuen Koalition „Bundesbeauftragten für Diabetes, Adipositas und Prävention“
Professor Dr. med. Baptist Gallwitz
Mediensprecher der DDG,
Stellvertretender Direktor, Medizinische Klinik IV, Eberhard Karls Universität Tübingen

Diabetes und Schwangerschaft – Gestationsdiabetes vermeiden und früh erkennen; werdende Mütter mit Diabetes Typ 1 durch die Schwangerschaft begleiten
Dr. med. Helmut Kleinwechter
Diabetologikum Kiel, Diabetes-Schwerpunktpraxis und Schulungszentrum Kiel

Während der Schwangerschaft Diabetes Typ 1 entdeckt – Erfahrung einer Betroffenen
Dr. med. Daniela Renz

Blutdruck messen – aber richtig!
Professor Dr. med. Bernd Sanner
Vorstandsmitglied der DHL®,
Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Medizinischen Klinik mit Kardiologie, Lungenheilkunde und Schlafmedizin, Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal

Eröffnungsveranstaltung
am Freitag, den 10. November 2017
(Vortragsbeginn am Freitag, den 10. November 2017 um 8.45 Uhr!)
10.30 bis 12:15 Uhr, Saal Mozart, Congress Center Rosengarten

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Über die Deutsche Hochdruckliga DHL®– Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention:

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® bündelt die Expertise zur arteriellen Hypertonie in Deutschland. Gegründet 1974, engagiert sie sich seitdem für eine bessere Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck. Weltweit bleibt Bluthochdruck die größte Gefahr für die Gesundheit. Deshalb verfolgt die DHL® das Ziel „30-50-80“: Jeder Mensch ab 30 Jahren sollte seinen Blutdruck kennen. Ab 50 sollte der Blutdruck bei jedem kontrolliert und gut eingestellt sein. Menschen mit 80 sollten nicht an Folgeschäden des Bluthochdrucks wie Schlaganfall oder Herzinfarkt leiden.

 

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)