DE: Professionell Pflegende brauchen mehr Kompetenzen

15. Oktober 2017 | News Deutschland, Pflegende Angehörige | 0 Kommentare

Im Rahmen des 1. Meisenheimer Pflegetags diskutiert der Präsident der rheinland-pfälzischen Landespflegekammer, Dr. Markus Mai, heute über dir dringend notwendige weitergehende Professionalisierung der Berufsgruppe auch anhand der international anerkannten Advanced Nursing Practice (ANP). „ Komplexe Krankheitsbilder, Multimorbidität sowie eine älter werdende Gesellschaft bedingt eine professionelle und spezialisierte Pflege.  Der Bedarf an professioneller Pflege ist massiv gestiegen. Dieser Bedarf muss sich in der Ausbildung und der sich anschließenden lebenslangen Spezialisierung niederschlagen.“

In der Vergangenheit wurde Pflege häufig auf eine assistierende Tätigkeit für den ärztlichen Bereich reduziert. Auch aufgrund der wachsenden Anzahl an grundständig pflegeberufsausbildender Studiengänge und der fortschreitenden Akademisierung im Bereich von Management, Forschung und Lehre stellt Pflege, mittlerweile auch in Deutschland, eine Profession dar. Somit eröffnen sich den Pflegefachpersonen weitere Entwicklungs- und Karrierechancen in einem immer ausdifferenzierteren und spezialisierten Handlungsfeld der Gesundheitsversorgung. Eine Ausprägung ist die erweiterte und vertiefte praktische Pflege analog der ANP.

Das neue Pflegeberufegesetz, um das viel zu lange in viel zu unwürdiger Weise geschachert wurde, legt den Grundstein für eine generalistische Pflegeausbildung mit anschließender Spezialisierung. „Die Spezialisierungen der Kolleginnen und Kollegen werden in den Fort- und Weiterbildungsordnungen geregelt. Damit werden wir als Pflegende dem wachsenden Bedarf an steigender Professionalisierung unserer Berufsgruppe selbst gerecht“, stellt Mai dar und fordert gleichzeitig einen weitergehenden Einbezug der professionell Pflegenden an Entwicklungsprozessen im Gesundheitswesen.

„Pflegeexpertinnen und –experten ANP APN verfügen in einigen Ländern über die Kompetenzen

Diagnosen zu stellen, Sachmittel und Medikamente zu verordnen, Therapien zu verordnen und Ein- bzw. Überweisungen ins Krankenhaus, an die Hausarztpraxis oder an weitere Gesundheitsberufe durchzuführen. Diese Kompetenzen verbunden mit dem notwendigen Erwerb der entsprechenden Fähigkeiten brauchen wir auch in Deutschland. Dafür müssen die Ausbildungsstätten und die Hochschulen im Land, an denen diesbezügliche Studiengänge zu etablieren sind, bedarfsgerecht ausgestattet werden. Rheinland-Pfalz müsse hier auch im Rahmen der Fachkräfteinitiative 2.0 Leuchtturmfunktion übernehmen. Es gelte nicht nur die Perspektiven für pflegeunterstützende Berufsfelder weiterzudenken. Vielmehr muss Pflege auch für Personen mit unterschiedlichen, auch mit höheren, Bildungsabschlüssen attraktive Entwicklungsperspektiven vorhalten.

Im Rahmen der ANP werden Forschung, Studieninhalte und Managementkenntnisse intensiv miteinander verbunden. Von großer Relevanz ist dabei der Transfer pflegewissenschaftlicher Standards in die pflegerische Praxis. Damit können die professionell Pflegenden den gestiegenen Anforderungen an Qualität und Effektivität der pflegerischen Versorgung  gerecht werden.

„Die Entgelte für die derart ausgebildeten und spezialisierten Berufsangehörigen müssen natürlich auch entsprechend angepasst werden. Diese Aufgabe müssen die Tarifparteien dann ordentlich lösen“, so Mai.

Hintergrund: Mit der einstimmigen Verabschiedung des Heilberufsgesetzes durch den rheinland-pfälzischen Landtag im Dezember 2014 ist die Landespflegekammer errichtet worden. Seit dem 01. Januar 2016 haben die Pflegenden im Land damit eine kraftvolle Interessenvertretung erhalten. Die Landespflegekammer mit ihren gewählten Vertreterinnen und Vertretern nimmt die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Belange der Mitglieder wahr.

Die Vertreterversammlung hat in der Sitzung vom 02. März 2016 den Vorstand der Landespflegekammer gewählt. Präsident der Kammer ist Dr. Markus Mai. Zur Vizepräsidentin wurde Frau Sandra Postel gewählt. Die weiteren Mitglieder des Vorstandes sind Andrea Bergsträßer, Hans-Josef Börsch, Angelika Broda, Karim Elkhawaga, Esther Ehrenstein, Renate Herzer und Christa Wollstädter.

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)