Bereitstellung von schnellen Tests in Einrichtungen muss zeitnah erfolgen – Deutlicher Ausbau der Rettungsschirme alternativlos
„Die Infektions- und Sterberaten steigen derzeit in Pflegeeinrichtungen exorbitant an. Daher fordern wir den Bund und die Länder dazu auf, diesen Negativtrend mit entsprechenden Maßnahmen zu stoppen. Zunächst bedarf es hierbei einer regelhaften Durchführung und prioritären Auswertung von Tests für Bewohner und Mitarbeiter. Finanzielle Aspekte dürfen dabei kein Hindernis darstellen. In den Einrichtungen sind zudem nach unserer Einschätzung umfassende Schulungen erforderlich, um Pflegefachpersonen noch besser auf die große Herausforderung der Pflege von Infizierten oder an Covid-19-Erkrankten vorzubereiten. Allein das richtige An- und Ablegen von Schutzrüstung und die erforderliche Zeit, die man hierfür benötigt, spielt bei der Bewältigung der Krise eine große Rolle. Das Erweitern von praxisnahem Wissen ist in diesem Feld somit essentiell“, so Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.
„Die Bundesregierung muss dagegen ihren Beitrag leisten und die Rettungsschirme deutlich ausbauen, damit die Pflegeverantwortlichen vor Ort schnell und flexibel nach ihrer professionellen Expertise handeln können, ohne dass sie sich groß Gedanken über die finanziellen Grundlagen machen müssen. Ohne ein zielorientiertes Handeln wird die Ausbreitung in Pflegeeinrichtungen, bei denen in den letzten Jahrzehnten durch politische Vorgaben die Pflege zusammengespart wurde, nicht zu stoppen sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Anteil der Risikogruppe in Heimen besonders hoch ist. Das muss Grund genug sein, um schnell und effektiv zu handeln“, betont Mai.
Die Zahl der Covid-19-Erkrankungen steigt in Pflegeheimen dramatisch. Das ARD-Magazin FAKT berichtet von Fällen in mindestens 520 Einrichtungen. Eine Forschergruppe der London School of Economics ist zusätzlich zu dem Ergebnis gekommen, dass in fünf europäischen Ländern jeder zweite Todesfall in einem Pflegeheim gemeldet wird. Zwischen 42 und 57 Prozent aller Todesfälle in Heimen sollen demnach in Verbindung mit dem neuartigen Erreger stehen. Auch Deutschland ist hiervon betroffen. Bundesweit kam es in vielen Einrichtungen bereits zu mehreren Todesfällen. Selbst wenn die Bewohner an den Infektionen nicht versterben, so führt sie in der Regel doch häufig zu weiteren Einschränkung der Lebensqualität und der Selbstständigkeit.
Hintergrund: Mittlerweile wurden in allen Bundesländern umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus getroffen. Die Zahl der in Rheinland-Pfalz bestätigten Fälle ist mittlerweile auf 5.004 (Stand: 15.04.) gestiegen.
Die Landespflegekammer steht in engem und ständigen Austausch mit sämtlichen relevanten Stellen und Behörden zur aktuellen Lage. Das gemeinsame Ziel aller Anstrengungen ist es, die aktuelle Lage laufend zu bewerten und Maßnahmen zu treffen, die die adäquate Versorgung im Gesundheitswesen kurz-, mittel- und langfristig sicherstellen.
Als Pflegekammer Rheinland-Pfalz haben wir eine Task-Force einberufen, die insbesondere die Situation in den Pflegesettings laufend analysiert und Maßnahmen mit den Partnern in Rheinland-Pfalz und auf der Bundesebene abstimmt. Schwerpunkte sind derzeit die Versorgungslage innerhalb des Gesundheitswesens, Sonder-Qualifizierungsmaßnahmen für Pflegefachpersonen und die Sicherstellung der personellen Ressourcen in der pflegerischen Versorgung.