DE: Personalmix in stationären Pflegeeinrichtungen sinnvoll aber nur ein Teil der Lösung

28. April 2018 | News Deutschland | 0 Kommentare

Im Abschlussbericht zum Forschungsprojekt PERLE in Baden-Württemberg wird deutlich, dass ein Mix an Qualifikationen und unterschiedlichen Expertisen im Pflegeheim sinnvoll ist. Den Pflegefachpersonalmangel und die hohe Belastung in der stationären Pflege löst er allerdings nicht.

Für den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe, DBfK Südwest e.V., sind die Ergebnisse des Landesmodellprojektes „Personalmix in der stationären Langzeitpflege“ (PERLE) wenig überraschend. Die Äußerungen im qualitativen Teil der Studie erschrecken, stellen sie doch deutlich die allzu bekannten Missstände dar. Man muss aber auch eine Lanze brechen für die gute Arbeit in der stationären Pflege, die tagtäglich geleistet wird. Unbestritten bleibt die Tatsache, dass wir in Deutschland, gemessen am BIP, im Vergleich mit anderen Ländern nur sehr wenig für die Pflege ausgeben.

Die Forschungsergebnisse zur Frage des Zusammenhangs von Lebensqualität der Bewohner und Personalmix basieren auf dem Status quo der Jahre 2015-2018. Sie zeigen bei aller Limitation der Studie, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Quote an Pflegefachpersonal und Lebensqualität der Bewohner gibt. Den Äußerungen von Bewohnern und Personal im qualitativen Forschungsteil hingegen können die Befunde entnommen werden, die der DBfK seit langem kritisiert. Zu wenig Zeit für die Pflege. Der Zeitmangel wird kompensiert durch eine weitere Differenzierung der pflegerischen Arbeit auf Personengruppen mit unterschiedlichen Kompetenzniveaus, meist Helfer mit geringer oder gar ohne jegliche Qualifikation. Um daraus nun direkt Verbesserungen für die Lebensqualität der Bewohner und die Arbeitszufriedenheit für die Pflegefachpersonen abzuleiten, lohnt sich ein Blick auf den Kern und das Wesen des Pflegeberufes. Denn hieraus kann sich dieser Befund aufgrund des Status Quo erklären lassen.

Pflegefachpersonen betreten das Bewohnerzimmer, nehmen die aktuelle Situation des Bewohners vor dem Hintergrund seiner Biographie wahr. Der Pflegeprozess läuft dabei im Hintergrund ab und eine Handlung, ein Gespräch oder auch ein schweigsames Hinnehmen der Situation ist dann der professionelle Ausdruck von Pflege.

„Es ist daher kaum verwunderlich, dass die schleichende weitere Taylorisierung der pflegerischen Arbeitsprozesse zur Unzufriedenheit beim Pflegepersonal führt“, meint Andrea Kiefer, Vorsitzende des DBfK Südwest e.V. Sie führt dazu weiter aus: „Wenn wir den Personalmangel durch Image- und Attraktivitätssteigerung lösen wollen, dann muss sich unsere Berufsgruppe ihre originären Aufgaben und Werte wieder zurück holen. Dazu brauchen wir Konzepte wie das Primary Nursing und klare Zuständigkeiten auf den Wohnbereichen. Es steht außer Frage, dass auch weitere Berufsgruppen in den Pflegeeinrichtungen ihre Berechtigung haben. Es kann aber nicht sein, das Pflegefachpersonen am Ende die Empfänger von Berichterstattung von ungelerntem Personal sind. Das ist ein ungutes Zerpflücken des Pflegeprozesses.“

Letztlich bleibt zu hoffen, dass dieses Landesmodellprojekt ein Anstoß zur visionären Organisations- und Personalentwicklung ist. In den Pflegesatzverhandlungen müssen sich diese Konzepte dann auch wiederfinden und ausfinanziert werden. Ein Ausspielen unterschiedlicher Berufsgruppen vor dem Hintergrund begrenzter Mittel kann tatsächlich nicht zu einer Verbesserung von Lebensqualität auf der einen und Arbeitszufriedenheit auf der anderen Seite führen.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)