Die Zahl der Pflegenden und Ärzte, die sich weltweit mit dem Corona-Virus angesteckt haben, steigt – auch in Deutschland. Der fehlende Zugang zu angemessener Schutzausrüstung ist oftmals die Ursache. Die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein fordert, dass alle Pflegenden und andere Mitarbeiter, die mit dem Virus infiziert sind, landesweit zentral erfasst werden.
Mehr als 100 Pflegende sind weltweit bei der Ausübung ihres Berufes an den Folgen von COVID-19 gestorben. Das berichtet der Internationale Rat der Pflegenden (International Council of Nurses, ICN, www.icn.ch), der bei dieser Zahl noch von einer sehr viel höheren Dunkelziffer ausgeht. Mindestens 23.000 Beschäftigte des Gesundheitswesens in mehr als 50 Ländern sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem Virus infiziert. „Auch in Deutschland erkranken immer mehr Pflegende an COVID-19“, sagt Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein. „Das ist umso tragischer, weil sie in vielen Fällen keinen Zugang zu angemessener persönlicher Schutzausrüstung hatten und damit zusätzlichen Risiken ausgesetzt waren.“
Das Thema Schutzausrüstung sei nach wie vor ein Problem. „Es kommt immer noch vor, dass Pflegende sich ihren Mund-Nasen-Schutz selbst nähen, sich Schutzvisiere mit Laminierfolie basteln und sich Ganzkörper-Overalls aus dem Baumarkt besorgen müssen. Das zeigt, dass wir immer noch ein Versorgungs- und Verteilungsproblem haben“, sagt Drube. Die Sicherheit des Gesundheitspersonals müsse in der Pandemie oberste Priorität haben. Ein unzureichender Schutz gefährde nicht nur das Pflegepersonal, sondern mittelbar auch die Menschen, die auf eine pflegerische Versorgung angewiesen seien, denn Pflegende stehen täglich in engem Kontakt mit Hochrisiko-Patienten, die sie im schlimmsten Fall ebenfalls infizieren können.
„Es ist dringend notwendig, alle Infektionen mit SARS-COV-2 von Beschäftigten im Gesundheitswesen landesweit zentral zu erfassen“, fordert Drube. Diese Infektionen müssen nicht nur nach Berufsgruppen aufgeschlüsselt werden, sondern auch nach Bereichen – Klinik, Pflegeeinrichtung und ambulanter Pflege. „Nur so können wir die Erkrankungsrate des Gesundheitspersonals mit der der Bevölkerung vergleichen und Rückschlüsse daraus ziehen, welche Schutzmaßnahmen in welchen Settings ausreichend sind und in welchen nicht.“ Das seien wichtige Zahlen zur Prävention und Eindämmung der Pandemie. Diese wichtigen Daten fehlten im Moment komplett.
„Weder Applaus, Lobeshymnen noch Einmalzahlungen können den Schaden ausgleichen, der entsteht, wenn Pflegende durch den Mangel an Schutzausrüstung selbst gefährdet werden“, hält Drube fest. „Ein ausreichender Schutz des Gesundheitspersonals ist das Mindestmaß an Sicherheit und Respekt für diejenigen, die die Corona-Pandemie in der ersten Reihe bekämpfen.“