Folgen der Volkskrankheit werden noch immer unterschätzt – Beruflich Pflegende bringen sich in Prävention aktiv ein
„Der Diabetes mellitus gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Volkskrankheiten und doch werden seine Folgen häufig unterschätzt. Wir müssen daher gemeinsam alle nötigen Präventionsmaßnahmen treffen, um eine weitere Ausbreitung dieser Erkrankung zu verhindern. Für die berufliche Pflege wünsche ich mir, dass man in Zukunft die Kompetenzen von Pflegefachpersonen und Pflegefachkräften dauerhaft ausweitet. Ihre Expertise ist im Kampf gegen Diabetes Gold wert und sollte daher bei künftigen Debatten miteinbezogen werden. Kaum eine andere Berufsgruppe hat einen so guten Überblick über die Gesundheitsentwicklung bei einzelnen Patienten und kaum eine andere kann daher so fundierte Einschätzungen und Unterstützung bieten. Es muss weiterhin ein Kernanliegen sein, die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für das Pflegepersonal weiter auszubauen und sie so verstärkt auf dieses so zentrale Thema zu sensibilisieren. Gerade im jungen Alter ist es wichtig, sich über die Ursachen und Folgen von Diabetes im Klaren zu werden. Beratende und unterstützende Programme wie das School Nursing oder die Familiengesundheitspflege, mit denen im Ausland bereits sehr gute Erfahrungen gesammelt werden konnten, sollten deswegen auch in Deutschland flächendeckend etabliert und entsprechend öffentlich ausfinanziert werden. Gute Prävention ist sicher nicht billig, aber immer noch besser als jahrzehntelange hohe Therapiekosten“, sagt Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.
Nach den Zahlen des 8. IDF Diabetes Atlas (2017) sind europaweit etwa 58 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, weltweit wird von 425 Millionen Betroffenen ausgegangen. Allein in Deutschland wird die Zahl der Betroffenen auf 9 bis 10 Millionen geschätzt. In einem Antrag hat der Bundestag daher die Bundesregierung dazu aufgerufen, die im Koalitionsvertrag verankerte „Nationale Diabetes-Strategie“ zu initiieren. Dabei soll insbesondere die Präventionsarbeit im Gesundheits- und Sozialbereich gefördert werden.
„Es wäre fatal, unsere Berufsgruppe bei der Konzipierung von Präventionsmaßnahmen außen vor zu lassen. Mein Appell richtet sich daher an die zuständigen Ministerien auf Bundes- und Landesebene, die bei der Ausarbeitung von Strategien unbedingt die fachliche Expertise und Erfahrung der Pflegefachpersonen berücksichtigen sollten. Der Diabetes mellitus stellt insbesondere für die pflegerische Versorgung eine immense Herausforderung dar. Aus meiner Sicht sollte es daher selbstverständlich sein, dass dementsprechend auch beruflich Pflegende bei der Bekämpfung der Ursachen und Folgen dieser Volkskrankheit ein Wörtchen mitzureden haben“, so Mai.
Hintergrund: Mit der einstimmigen Verabschiedung des Heilberufsgesetzes durch den rheinland-pfälzischen Landtag im Dezember 2014 ist die Landespflegekammer errichtet worden. Seit dem 01. Januar 2016 haben die Pflegenden im Land damit eine kraftvolle Interessenvertretung erhalten. Die Landespflegekammer mit ihren gewählten Vertreterinnen und Vertretern nimmt die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Belange der Mitglieder wahr.
Die Vertreterversammlung hat in der Sitzung vom 2. März 2016 erstmals den Vorstand der Landespflegekammer gewählt. Präsident der Kammer ist Dr. Markus Mai. Zur Vizepräsidentin wurde Sandra Postel gewählt. Die weiteren Mitglieder des Vorstandes sind aktuell Prof. Dr. Anderl-Doliwa, Andrea Bergsträßer, Hans-Josef Börsch, Esther Ehrenstein, Renate Herzer, Oliver Weidig und Nina Benz.