
Wer eine zeitgemäße Parkinson-Therapie ernst nimmt, muss Parkinson-PatientInnen individuell behandeln. Mit diesem Appell verweisen Spezialisten auf die wichtige Rolle der multidisziplinären Versorgung: ÄrztInnen, Pflegefachkräfte und TherapeutInnen arbeiten eng zusammen. „Der fachliche Austausch zwischen den verschiedenen Disziplinen ist eine wichtige Voraussetzung für eine ganzheitliche und effiziente Versorgung von Menschen mit Parkinson“, sagt Prof. Dr. med. Georg Ebersbach, Leiter des Parkinson-Zentrums Beelitz-Heilstätten. Wie die multidisziplinäre Behandlung im Krankenhaus konkret aussehen und verbessert werden kann, diskutieren ÄrztInnen und andere Berufsgruppen am 5. März 2021 in der „Multidisziplinären Akademie“, einer kostenlosen Online-Fortbildung für Pflege- und Gesundheitsfachberufe. Das Angebot ist Teil des virtuellen Live-Kongresses „Parkinson und Bewegungsstörungen – Highlights Digital“ der von der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) und dem Arbeitskreis Botulinumtoxin (AkBoNT) veranstaltet wird.
Dass Parkinson-Netzwerke keine Utopie bleiben müssen, zeigt eine Arbeit, die 2020 in Fortschritte Neurologische Psychiatrie erschienen ist (10). Ausgewertet wurden Erfahrungen aus bestehenden Netzwerken. Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass es zwar vielfältige integrierte Versorgungsansätze gibt, es sich dabei jedoch meist um Initiativen an einzelnen Standorten handelt, getragen von hohem persönlichem Engagement – ohne verbindliche Voraussetzungen durch den Gesetzgeber oder die Kostenträger. Eine ebenfalls 2020 erschienene Arbeit zeigt, dass in der Versorgung von Parkinson-Patienten häufig noch zu sehr von der Krankheit und zu wenig vom Patienten ausgegangen wird (11). Die Autoren nehmen einen Perspektivenwechsel vor und entwickeln einen proaktiven und patientenzentrierten Ansatz, der in integrierte Netzwerke eingebettet ist, in denen speziell geschulte Fachkräfte aus verschiedenen Disziplinen effektiv zusammenarbeiten.
Schon jetzt steht ein breites Spektrum an Therapieansätzen zur Verfügung, es werden aber mehr und bessere Studien benötigt, um das Potenzial der aktivierenden Therapien wissenschaftlich genauer zu evaluieren. Funktionierende Netzwerke können die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen und deren Parkinson-spezifische Qualifikation fördern. Eine zunehmende Rolle bei der Weiterentwicklung der Versorgung werden smarte Technologien zur Unterstützung und Evaluation aktivierender Therapien spielen. „Wichtig ist letztlich, dass die Betroffenen eine möglichst ,hohe Dosis‘ an wirksamen aktivierenden Therapien erhalten und der Transfer der Trainingsinhalte in den Alltag begleitet und gefördert wird“, so Prof. Ebersbach.
Referenzen
1. Marlies van Nimwegen et al. J Neurol 2011
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21614433/
2. Kirsti K Martikainen et al. Mov Disord 2006
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17183549/
3.Maries A Hely et al. Mov Disord 2008
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18307261/
4. Palasz E et al. Front Neurol; 10:1143. 1. November 2019
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31736859/
5. Fang X et al. JAMA Network Open, 21. September 2018
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2703134
6. Ypinga JHL et al. Lancet Neurol, Vol. 17 Iss 2, 2017
https://www.thelancet.com/journals/laneur/article/PIIS1474-4422(17)30406-4/fulltext
7. InEK Datenportal (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus)
8. Rajan R et al. Movement Disorders, Vol. 35, No. 9, 2020
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32598094/
9. Radder DLM et al. Jour of Parkinson’s Dis 10, 1087–1098, 2020
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32444563/
10. Eggers C et al. Fortschr Neurol Psychiatr; 88:586–590, 2020
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1113-7751
11. Bloem B et al. Lancet Neurol. 25. Mai 2020
https://doi.org/10.1016/S1474-4422(20)30064-8
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG)
fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der PatientInnen. Organisiert sind in der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft Parkinson-ÄrztInnen sowie GrundlagenforscherInnen. Die Zusammenarbeit dieser beiden Zweige ist entscheidend für die Fortschritte in Diagnostik und Therapie.
1. Vorsitzender: Prof. Dr. Günter Höglinger, Hannover
2. Vorsitzende: Prof. Dr. Karla Eggert, Marburg
3. Vorsitzender: Prof. Dr. Alexander Storch, Rostock
Schriftführer: Prof. Dr. Rüdiger Hilker-Roggendorf, Recklinghausen
Schatzmeister: Prof. Dr. Dirk Woitalla, Essen
Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V.
Hauptstadtbüro: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin
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