Der erste Eindruck des 4. Deutschen Pflegetags, der vergangene Woche in Berlin stattfand, war: Professionelle Pflege wird immer mehr dieser Bezeichnung gerecht!
Deutlichstes Zeichen dieser Aufbruchsstimmung ist ohne Zweifel die Pflegekammerbewegung. Im letzten Jahr bei der gleichen Veranstaltung noch eher ein Randthema ist sie DIE zentrale und unaufhaltbare Entwicklung dieser Tage. Daran wird auch ein „Bayerischer Weg“ im südlichen Freistaat nichts ändern. Denn, entgegen dem Glauben der Politiker*innen in Bayern, orientieren sich andere Bundesländern keineswegs am bayerischen Alternativmodell zu einer Pflegekammer.
Berufliche Pflege stellt sich erfreulicherweise zunehmend selbstbewusst und emanzipiert dar. Sie findet vor allem deutliche Worte gegenüber den politisch Verantwortlichen, wie Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, in seiner Grundsatzrede deutlich zum Ausdruck brachte. Zugegebenermaßen, an der Frauenquote auf dem Hauptpodium, könnten wir selbst noch etwas nachbessern…
Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe berichtete, dass es weiter ein intensives Ringen um einen tragfähigen Kompromiss in der Pflegeberufereform gebe und mit einem Ergebnis in den nächsten Tagen zu rechnen sei. Karl-Josef Laumann, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und Bevollmächtigter für Pflege, sprach von roten Linien, die selbst bei Kompromissen nicht überschritten werden könnten. Das gibt Hoffnung.
Enttäuschend, um nicht zu sagen geradezu indiskutabel, der Auftritt der pflegepolitischen Sprecher der vier größten Bundestagsfraktionen. Einmal mehr wurde die berufliche Pflege Zeuge, dass Politiker*innen noch keineswegs erkannt haben, dass ihnen auf einem Pflegekongress Fachpublikum gegenübersitzt. Hier wurde erneut der sinnlose Versuch von Seiten der Podiumsteilnehmer unternommen, ein völlig tradiertes und längst überholtes Bild von „Pflege“ zu bedienen, das bedauerlicherweise durch eine unglückliche Auswahl des Moderators noch verstärkt wurde. Befremdlich mutet an, dass die anwesenden MdB, bis auf eine rühmliche Ausnahme, keine Antworten auf die fundierten und differenzierten Anmerkungen und Fragen des Fachpublikums geben konnten. Was für eine blamable Vorstellung!
Fazit: Die berufliche Pflege wird sich weiter emanzipieren in allen Bereichen, sie wird ihre Geschicke und Belange noch mehr in die eigenen Hände nehmen und selbstverantwortlich gestalten und zwar landesweit. Ob die politisch Verantwortlichen diese Entwicklung begleiten oder nicht bleibt ihnen überlassen. Denn, auch wenn wir die genaue Anzahl der Menschen in diesem Land die der Profession Pflege angehören nur schätzen können, so sind dies Wähler*innenstimmen.
UND IN DIESEM JAHR HABEN EBEN DIE PFLEGENDEN DIE WAHL!