Jahrelang wurden Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen auf Effizienz getrimmt und am Personal gespart. Die Corona-Krise hat diese Schwächen erneut schonungslos offengelegt. Zugleich ist der Öffentlichkeit deutlich geworden, dass Pflegefachpersonen systemrelevant sind, große Verantwortung und hohe gesundheitliche Risiken tragen. Seit Jahren wird über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und bessere Pflege in Deutschland diskutiert. Geschehen ist bisher wenig. Leidtragende sind Patienten, Pflegebedürftige und Angehörige.
Der 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflegenden. Zudem ist 2020 das Internationale Jahr der Pflegekräfte und Hebammen (WHO). Aus diesem Anlass und inmitten der Corona-Pandemie wendet sich die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Bundespflegekammer an die Öffentlichkeit:
Die Corona-Krise ist ein Weckruf an die Politik: Endlich handeln!
Die Krise ist eine Chance zur Kehrtwende: Bessere Pflege für Deutschland!
Gesundheit von Pflegefachpersonen schützen
Durch ihre Arbeit kommen Pflegefachpersonen täglich Menschen sehr nahe, die zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören. Bei ihrer Arbeit geht es jeden Tag auch um Leben und Tod. Der Schutz von Pflegefachpersonen ist auch der Schutz der Pflegebedürftigen.
„Die Pflegekammer fordert, dass der Staat seiner Fürsorgepflicht nachkommt und ausreichend Schutzausrüstung für Pflegefachpersonen bereitstellt. Testkapazitäten müssen ausgebaut und Pflegefachpersonen regelmäßig auf Covid-19 getestet werden. Pflegefachpersonen sind mit Impfstoffen prioritär zu berücksichtigen“, so Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.
Personalausstattung verbessern
Bereits vor der Corona-Krise gab es viel zu wenig Personal im Krankenhaus und in der stationären und ambulanten Langzeitpflege. In den letzten Jahren wurden in den Krankenhäusern tausende Pflegestellen abgebaut, das Gesundheitssystem immer mehr auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz getrimmt.
„Notwendig ist eine Umkehr in der Gesundheitspolitik. Krankenhäuser und Pflegedienste müssen als Angebote der Daseinsvorsorge betrachtet werden, nicht als Wirtschaftsunternehmen. Für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen müssen verbindliche Personalbemessungssysteme eingeführt werden“, so Drube.
Corona-Prämie für alle, Pflege dauerhaft besser bezahlen
Die Bundespflegekammer begrüßt ausdrücklich, dass Beschäftigte in der Altenpflege eine steuer- und abgabenfreie Prämienzahlung von bis zu 1.500 Euro erhalten sollen. Erfreulich ist, dass auch die Auszubildenden nicht vergessen werden. Völlig unverständlich ist, dass Beschäftigte in anderen Bereichen der Pflege komplett leer ausgehen. Der Bundestag muss hier dringend nachbessern.
„Die Corona-Prämie muss allen Pflegefachpersonen zugutekommen, egal ob sie in der Altenpflege, in der Psychiatrie, in der Behindertenhilfe, in Rehakliniken oder im Krankenhaus tätig sind. Sie soll bundeseinheitlich gleich sein. In der Altenpflege muss ein bundesweiter Tarifertrag abgeschlossen werden und die Gehälter für alle Pflegefachpersonen müssen in einem überschaubaren Zeitraum stufenweise deutlich angehoben werden“, so die Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.
Pflege an politischen Entscheidungen beteiligen
Eine gute pflegerische Versorgung gibt es nur, wenn die beruflich Pflegenden bei allen Entscheidungen einbezogen und auf Augenhöhe behandelt werden. Leider ist die Pflege in vielen Beratergremien und Krisenstäben der Politik nicht beteiligt.
„Um eine starke pflegerische Selbstverwaltung zu schaffen, müssen in allen Ländern Pflegekammern eingerichtet und auf Bundeseben eine starke Bundespflegekammer gefördert werden“, so Drube.
Pflege gerecht finanzieren
Gute Arbeitsbedingungen und gute Pflege müssen in allen Sektoren gerecht finanziert werden. Mehr Personal und eine bessere Bezahlung kosten Geld. Nach der derzeitigen Finanzierungslogik der Pflegeversicherung müssen die Mehrkosten die Pflegebedürftigen und deren Angehörige tragen.
„Die derzeitige Finanzierungslogik ist ungerecht. Deshalb ist eine Reform der Pflegefinanzierung notwendig. Die Eigenanteile dürfen nicht weiter steigen“, so Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.