Menschen mit Depression sind deutlich stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen als die Allgemeinbevölkerung. Das zeigt das im November veröffentlichte vierte „Deutschland-Barometer Depression“, eine repräsentative Befragung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, an der 5.178 Personen zwischen 18 und 69 Jahren teilnahmen. Depressiv Erkrankte hatten zwar nicht mehr Angst, sich mit dem Corona-Virus anzustecken als die Allgemeinbevölkerung (43 % versus 42 %), sie erlebten den Lockdown aber deutlich belastender als Menschen ohne Depression (74 % versus 59 %). So litten depressiv Erkrankte fast doppelt so häufig unter der fehlenden Tagesstruktur wie die Allgemeinbevölkerung (75 % versus 39 %) und blieben in der häuslichen Isolation deutlich häufiger tagsüber im Bett (48 % versus 21 %). Auch Wochen nach dem Lockdown fühlten sich Betroffene durch die Situation belastet. Im Juli 2020 gaben 68 Prozent der depressiv Erkrankten und nur 36 Prozent der Allgemeinbevölkerung an, die Situation als bedrückend zu empfinden.
Die Corona-Maßnahmen führten zudem zu massiven Einschnitten in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen: Jeder zweite Betroffene (48 %) berichtete von ausgefallenen Behandlungsterminen beim Facharzt oder Psychotherapeuten während des Lockdowns. Jeder zehnte an Depression erkrankte Befragte erlebte sogar, dass ein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden konnte. 13 Prozent der Betroffenen gaben an, von sich aus Behandlungstermine aus Angst vor Ansteckung abgesagt zu haben. „Hieran wird deutlich, dass niedrigschwellige und schnell verfügbare Erstkontakte, die die ersten notwendigen Schritte zur Behandlung einleiten und mitgestalten, dringend erforderlich sind“, sagt Frank Vilsmeier, Vizepräsident der Pflegeberufekammer. „In Schleswig-Holstein fehlt eine flächendeckende Versorgung mit Häuslicher Psychiatrischer Pflege, die mit der Befähigung zur Behandlungskoordination ausgestattet ist. Gerade jetzt würden dadurch Menschen mit chronischen Depressionen erreicht werden können.“
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