Während Politik und Öffentlichkeit über die scheinbare geringe Impfbereitschaft der Pflegefachpersonen diskutieren, gibt die Bundespflegekammer Entwarnung: „Die Impfbereitschaft ist groß und Aufklärung der zentrale Schlüssel“, erklärt Dr. Markus Mai, Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer und Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. Geschätzt 75 Prozent der rheinland-pfälzischen Pflegefachpersonen seien bereit, sich impfen zu lasse. Nach einer Aufklärungsoffensive der Landeskammer Rheinland-Pfalz konnte diese Zahl nochmal erhöht werden.
Auch in Schleswig-Holstein „herrscht generell eine sehr hohe Impfbereitschaft unter den Pflegefachpersonen“, sagt Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein und ebenfalls Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer. Aus den Kliniken im Land werde zurückgemeldet, dass sich 80 bis 90 Prozent der Pflegenden impfen lassen wollen. Auch im ambulanten Bereich sei die Impfbereitschaft hoch, berichtet Drube. Generell gäbe es im hohen Norden kaum absolute Impfgegner. „Solange nicht all diejenigen Pflegenden, die sich impfen lassen wollen, einen Termin bekommen, sollte man es unterlassen, über die Impfbereitschaft von Pflegenden zu debattieren“, hält sie fest.
Nadya Klarmann, Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer und Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, geht für Niedersachsen von durchschnittlich 60 bis 70 Prozent impfbereiten Pflegefachpersonen aus. Ihre Schätzung ruht unter anderem auf Rückmeldungen von Alten- und Pflegeeinrichtungen, die bei sich intern die Bereitschaft zur Covid-Impfung abgefragt haben. „In den Krankenhäusern liegt die Impfbereitschaft ungefähr bei 80 Prozent“, berichtet Klarmann.
In allen Pflegekammern hat man gute Erfahrungen mit sachlichen Informationen gemacht. „Wir haben eine eigene Corona-Seite ins Leben gerufen, auf der es auch umfängliche Informationen zum Thema Corona-Impfung gibt“, sagt Drube. „Mit einer Online-Fragestunde zur Corona-Impfung bieten wir unseren Mitgliedern am 26. Januar um 10 Uhr und am 28. Januar um 18 Uhr zudem die Möglichkeit, einer Expertin konkrete Fragen zu stellen. In einem Zoom-Meeting nimmt diese sich 120 Minuten Zeit und beantwortet alle Fragen rund um das Thema Corona-Impfung.“
Die bundesweite Debatte zur Impfpflicht kommt bei den Pflegefachpersonen vor Ort nicht gut an, berichtet die Bundespflegekammer. Auch die mediale Berichterstattung zur fehlenden Impfbereitschaft der Pflegefachpersonen führe in der Berufsgruppe zu Unmut. „Die Grundlage für viele Äußerungen, auch in den sozialen Netzwerken, stammen leider aus nicht zuverlässigen Quellen. Diese haben sich wie ein Lauffeuer verbreitet“, erklärt Dr. Mai. Die jüngste Diskussion um eine Impfpflicht bringe für viele Pflegefachpersonen jetzt das Fass zum Überlaufen. „Das Vertrauen in die Politik hat dadurch einen weiteren Riss erhalten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass den Pflegefachpersonen öffentlich Impfverweigerung nachgesagt wird und dabei vielerorts der Impfstoff fehlt, um sich impfen zu lassen“, so Dr. Mai.