DE: Bereits 38 Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen und Kliniken: „Risikogruppen müssen besser geschützt werden“

31. August 2020 | Covid19, News Deutschland | 0 Kommentare

In Schleswig-Holstein ist es bereits zu 23 Corona-Ausbrüchen in Pflegeheimen und 15 Ausbrüchen in Kliniken und Reha-Einrichtungen mit insgesamt 36 Todesfällen gekommen. Das zeigt der Infektionsepidemiologische Bericht über meldepflichtige Krankheiten in Schleswig-Holstein für das erste Halbjahr 2020. Angesicht dieser Daten und steigender Infektionszahlen fordert die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein einen besseren Schutz für Risikogruppen und umfangreiche Testungen.

Pflegeheime und Kliniken sind von der Corona-Pandemie besonders betroffen. Insgesamt kam es zu 23 Ausbrüchen mit Corona bzw. Nachweishäufungen in schleswig-holsteinischen Alten- und Pflegeheimen. 235 Personen erkrankten infolge dieser Ausbrüche, von denen 32 verstarben. Zudem gab es 13 Ausbrüche in Kliniken mit 62 Infektionsfällen sowie 2 Ausbrüche in Reha-Einrichtungen mit 16 Infektionsfällen. Insgesamt infizierten sich in Schleswig-Holstein im ersten Halbjahr 3.161 Personen. Davon wurden 507 Personen stationär behandelt (16,0 %), und 153 verstarben (4,8 %). 83,7 % dieser Todesfälle betraf die Altersgruppe über 70 Jahre. Männer verstarben mit 61,4 % häufiger an COVID-19 als Frauen.

Diese Zahlen sind dem Infektionsepidemiologischen Bericht über meldepflichtige Krankheiten in Schleswig-Holstein für das Jahr 2020 entnommen, der am 17. August online gestellt wurde (1). Der Bericht beschreibt die Verbreitung und das Ausmaß der Coronavirus-Pandemie in Schleswig-Holstein für das erste Halbjahr 2020.

Risikogruppen besser schützen, Infektionsketten unterbrechen

„Die Zahlen belegen eindringlich, wie wichtig es ist, sowohl die zu betreuenden Personen als auch die Mitarbeitenden in Kliniken und Pflegeeinrichtungen bestmöglich zu schützen“, sagt Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein. „Die hohen Infektionszahlen in Pflege- und Altenheimen könnten auch die Quittung dafür sein, dass gerade hier während der ersten Monate der Pandemie ein dramatischer Mangel an Schutzausrüstung vorlag.“ Dass es hier nicht zu noch höheren Infektionszahlen gekommen sei, sei vor allem dem Einsatz und der Vorsicht der Pflegefachpersonen in den betroffenen Einrichtungen zu verdanken.

„Es geht um den Schutz von Risikogruppen wie ältere, pflegebedürftige und gesundheitlich vorbelastete Menschen, die besonders gefährdet sind, an dem Virus zu versterben“, betont Drube. „Solange wir keinen Impfstoff und kein Medikament gegen Corona haben, müssen wir alles tun, um Risikogruppen besser zu schützen und Infektionsketten zu unterbrechen.“

Testen, testen, testen

Angesichts der bundesweit steigenden Infektionszahlen plädiert die Pflegeberufekammer erneut für regelmäßige und umfängliche Testungen von Pflegefachpersonen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. „Was allen Reiserückkehrern gerade kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, sollte für Pflegende und andere Gesundheitsberufe schon lange eine Selbstverständlichkeit sein“, betont Drube. Auch eine sichere Versorgung mit Schutzmaterialien sei in allen pflegerischen Settings ein Muss.

Nach wie vor seien großflächige Tests in Kliniken und Pflegeeinrichtungen nicht die Regel. Sinnvoll seien bei Pflege- und Gesundheitspersonal bis zu zwei Tests pro Woche, sagt Drube. Auch sollten in Pflegeeinrichtungen alle Bewohner*innen getestet werden, die neu aufgenommen werden oder nach einem Klinikaufenthalt in die Einrichtung zurückkehren. „Nur mit umfangreichen Testungen kann es gelingen, Infektionsketten frühzeitig zu unterbinden und besonders gefährdete Menschen in Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus besser zu schützen“, sagt Drube. „Das sollte uns das Leben dieser Menschen wert sein.“

(1) https://www.infmed.uni-kiel.de/de/epidemiologie/coronavirus-pandemie-in-schleswig-holstein-im-ersten-halbjahr-2020

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)