Berlin. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) vergibt nun schon zum siebten Mal den Deutschen Preis für Patientensicherheit. Die in diesem Jahr prämierten Projekte haben eines gemeinsam: Sie verbessern nicht nur die Patientensicherheit in der eigenen Einrichtung, sondern sind darauf ausgerichtet, auch darüber hinaus zu einer sicheren Versorgung beizutragen. So bietet der Erstplatzierte, die Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine kostenlose überregionale Anlaufstelle für ÄrztInnen, ApothekerInnen und Pflegekräfte bezüglich der Arzneimitteltherapie in Palliativsituationen an. Den Sonderpreis erhält das Evangelische Klinikum Bethel, das einen in den sozialen Medien beliebten Clip erstellt hat, mit dem die Bevölkerung über das richtige Verhalten bei Verdacht auf Schlaganfall informiert wird.
„Ansätze für Verbesserungen der Patientensicherheit sind dann besonders wertvoll, wenn sie möglichst breit, also über die eigene Einrichtung hinaus, die Versorgung besser und sicherer machen. Das bedeutet aber auch, dass sie sich finanziell nicht immer rechnen. Wir freuen uns deshalb besonders, dass wir den Preis an Projekte vergeben können, die dieser gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden“, sagt Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende im Aktionsbündnis Patientensicherheit. Die Verleihung des Preises, der von B. Braun, dem Ecclesia Versicherungsdienst, der MSD Sharp & Dohme GmbH sowie der Thieme Gruppe unterstützt wird, war eigentlich anlässlich der Jahrestagung des APS am 14. und 15. Mai vorgesehen, die aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste.
Der erste Platz, der mit 10.000 Euro dotiert ist, geht an die Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin der LMU München für das Projekt „Arzneimittelinformation Palliativmedizin“. Hier können sich ÄrztInnen, ApothekerInnen und Pflegekräfte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum bezüglich einer sicheren Arzneimitteltherapie für die von ihnen betreuten palliativen PatientInnen beraten lassen. Mehr als 1000 Anfragen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden bereits beantwortet. Die Befragung der Anfragenden hat ergeben, dass die Praxisrelevanz der Auskünfte als hoch eingeschätzt wird und auch positive Effekte auf die Symptomkontrolle und somit die Lebensqualität der PatientInnen zu verzeichnen waren. „Mit der Verleihung des Preises wollen wir die Anlaufstelle noch bekannter machen und das zweckgebundene Preisgeld soll dazu beitragen, dass das kostenfreie Angebot weiter fortgesetzt werden kann“, erklärt Ruth Hecker die Entscheidung der zehnköpfigen Preisjury, die sich aus den Bereichen Ärzteschaft, Pflege, Apotheke, Selbsthilfe und Kostenträger zusammensetzt.
Der mit 6000 Euro dotierte zweite Platz geht an das Interdisziplinäre Ultraschallzentrum und Ultraschallforschungslabor der Klinik für Radiologie an der Charité für ein Projekt zur Erhöhung der Patientensicherheit durch automatisierte Aufbereitung von semikritischen Ultraschallsonden. Ultraschallsonden, über die trotz Schutzhülle Erreger verbreitet werden können, werden üblicherweise mittels manueller Wischdesinfektion gereinigt, was bereits von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) als bisher ungelöstes Infektionsrisiko identifiziert wurde. Das automatisierte Verfahren mit möglicher Integration in die Dokumentation im Krankenhausinformationssystem, das von den Preisträgern entwickelt und mittlerweile schon auf weitere Krankenhäuser ausgerollt wurde, verspricht wesentliche Verbesserungen beim Schutz der Patienten vor Infektionen während einer interventionellen Untersuchung. „Hier wird eine schon lange bekannte Lücke in der Hygiene praxistauglich geschlossen“, lobt Ruth Hecker das Projekt von Dr. Lerchbaumer und seinem Team an der Charité.
Der dritte Platz und damit 3500 Euro Preisgeld gehen dieses Jahr an ein Projekt in der Anästhesiologie. Die elektronische Gedächtnis- und Entscheidungshilfe für Notfälle in Anästhesie (eGENA) ist eine elektronische Gedächtnisunterstützung, die per Computer oder Tablet im Operationssaal bei Notfällen hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie stellt Informationen und Entscheidungshilfen zur Verfügung, die für die PatientInnen lebensrettend seinen können. „In einem Flugzeug gibt es Checklisten, um im Notfall zu helfen – wenn alles schnell gehen muss und die handelnden Personen unter Druck stehen – keine wichtigen Schritte oder entscheidungsrelevante Fragen zu vergessen. Eine solche Hilfe entlastet auch im Operationssaal und erhöht so die Sicherheit der Patientinnen und Patienten“, weiß Ruth Hecker, selbst Anästhesistin, aus eigener Erfahrung.
Auch in diesem Jahr hat sich die Preisjury entschlossen, einen Sonderpreis zu vergeben. Der Preis geht an das Evangelische Klinikum Bethel, das zusammen mit dem bekannten Cartoonisten Ralph Ruthe ein Aufklärungsvideo zur Erkennung und richtigen Reaktion bei Schlaganfallsymptomen erstellt und anlässlich verschiedener Aktionstage über die Sozialen Medien verbreitet hat. Insgesamt wurde das Video seit Mai 2017 auf den unter-schiedlichen Kanälen 1.337.978 Mal (Stand: 30.10.2019) aufgerufen. Das Video wurde seit Veröffentlichung insgesamt 36.920 Mal von Usern geteilt. Es ist verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=SmZZLGnbWxc. „Genauso stellen wir uns eine gelungene Aufklärung der Bevölkerung vor“, fasst Ruth Hecker die Einschätzung der Preisjury zusammen.
Die Vorstellung der prämierten Projekte findet sich auch auf der Webseite des APS unter:
https://www.aps-ev.de/Preistraeger/dpfp2020/
Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS):
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Industrie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden.
Mehr Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de