Das Haus Triesterstraße

16. Mai 2020 | Gastkommentare | 0 Kommentare

Welch ein simpler Titel und doch verbergen sich so viele Geschichten dahinter. So viele Menschen, die zusammengearbeitet haben und halfen, den Ort zu einem Ort der Geborgenheit zu machen. Am 6.5.2020 zogen 19 Bewohner im Haus Triesterstraße ein.

Anfangs war´s sehr turbulent. Aber mit Unterstützung wurde alles menschlich gemeistert.

Menschlichkeit – zusammen für die Sicherheit sorgen und miteinander für eine kurze Zeit das gemeinsame Leben in dem Haus gestalten. Immer wieder miteinander reden und aufeinander achten. Geht es allen gut? Haben alle geschlafen und auch regelmäßig gegessen? Sind alle Bedürfnisse gedeckt und wenn Ängste auftauchen, können diese gemindert werden? Darum ging es im Haus Triesterstraße.

Unparteilichkeit – niemand wird bevorzugt. Jeder Bewohner und jeder aus dem Team hat seine Sicht. Partei beziehen wir nur für die Schwachen, für die, die Hilfe brauchen. Denn manches macht gerade jetzt oft Angst. Zum Beispiel die Möglichkeit, sich angesteckt zu haben. In Quarantäne zu müssen, raus aus seiner gewohnten Wohnumgebung, Dann ist es wichtig, für diese Menschen da zu sein. Die Männer wollten, hier nicht einziehen – sie hatten keine andere Wahl. Der Einzug war zu Beginn nicht einfach, spielte sich nach einiger Zeit ein und schnell konnte Ruhe im Haus einkehren. Ab und zu kamen immer wieder dieselben vorbei und fragten nach, wie es weiter geht. Wir informierten ausführlich und versuchen für alle Bewohner da zu sein. Darum ging es im Haus Triesterstraße.

Neutralität – wir mischen uns nicht ein, wir helfen. Auch in diesem Haus wurde geholfen. Es wurde gekocht, Wäsche gewaschen, auf die Gesundheit geachtet und auf das soziale Beisammensein. Aber keiner ist besser oder schlechter – alle sind wichtig. Bewohner, Freiwillige, Zivildiener, Security, Reinigungsdamen und alle anderen Kolleginnen und Kollegen. Verschiedene Nationen und unterschiedlichste Sprachen, aber das Miteinander bereichert. Im Hof wurde im Freien miteinander diskutiert und ausgetauscht – natürlich mit genügend Abstand untereinander. Darum ging es im Haus Triesterstraße.

Unabhängigkeit – wenn man in dieser Pandemiezeit auch noch in Quarantäne muss, ist man schnell von anderen abhängig. Alleine nur damit jemand da ist, der fürs Essen sorgt. Oder für die medikamentöse Versorgung. Auch dafür, dass es frische Wäsche und ein sauberes Bett gibt. Das Rote Kreuz ist unabhängig. Aber wir sind alle voneinander abhängig. Darum ging es im Haus Triesterstraße.

Freiwilligkeit – sie ist nötig und wichtig. Eine sorgende Gesellschaft darf nicht immer darauf warten, bezahlt zu werden – freiwillige Hilfe, ohne großer Erwartungshaltung. Der Dank und die geteilten Geschichten, die Freude im Gesicht des Anderen, Offenherzigkeit und Wertschätzung. Geteilte gemeinsame Momente. Es machte mich stolz, als sich alle vom Team zum Bus begaben, sich verabschiedeten, wie die Männer nacheinander das Haus zufrieden verließen, dem Team alles gute wünschten und sich bedankten sie! Wo doch eigentlich wir ihnen alles Gute wünschen wollten. Darum ging es im Haus Triesterstraße.

Einheit – wenn es darum geht, für andere, hilfsbedürftige Menschen gemeinsam da zu sein und etwas zu Bewegen. Dann merkt man, wie sich alle zusammen tun und als Einheit im Team helfen. Nur so kommt man ans Ziel. Gesundheitsversorgung wird sichergestellt. Sicherheit wird hergestellt und Gemeinsamkeit gelebt. Darum ging es im Haus Triesterstraße.

Universalität – Menschenrechte gelten immer und für alle gleich. Universalität gerät in Konfrontation mit lokalen, kulturellen und rechtsphilosophischen Perspektiven. Aber Wertschätzung und Empathie kann – universell gelebt -„Häuser“ bewegen.

Aus Liebe zum Menschen.

 

Autor:in

  • Karin Eder

    Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Advanced Practice Nurse, akademische Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege, Demenzberaterin, Direktorin im Haus Hetzendorf, Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser