Wen wundert es, dass die Corona-Pandemie Menschen das Gefühl gibt, dass nur noch wenig so ist, wie es war. Orientierungslosigkeit und Haltlosigkeit sind die unerwünschten Folgen. Die Psychotherapeutin Gabriele Frohme will mit dem Buch „Corona – Wie Sie die psychischen Herausforderungen meistern“ der Haltlosigkeit entgegenwirken.
Gut so, geht es einem während der Lektüre durch den Kopf. Denn Frohme gewichtet die Beschreibung der Veränderungen des Lebens durch die Corona-Krise genauso wie die Möglichkeit, Wege aus der persönlichen Krise zu finden. Quasi mit einer Lupe schaut sie auf die Folgen von Einsamkeit, die bei Senioren gleichfalls auftreten wie bei Menschen, die in Quarantäne sein müssen. Menschen, die die Zeit allein verbringen müssen, leiden nach Ansicht von Frohme unter anderem darunter, dass sie keine Resonanz von einem anderen Menschen bekämen. Gleichzeitig komme es dazu, dass keine eigene Struktur mehr gefunden werde.
Zu Recht erkennt Frohme, dass es unheilvolle Kreisläufe sind, mit denen Menschen in den Zeiten der Corona-Pandemie konfrontiert sind. Abwärts-und Eskalationsspiralen sieht sie wohl bei der Betrachtung der unzähligen Phänomene, die sich seelisch infolge der Corona-Pandemie entwickeln. Frohme will die Stärkung der Seelen und der Persönlichkeiten an sich. Sie will ermutigen, „diese Krise aus einer übergeordneten Perspektive heraus zu betrachten, statt in Panik zu verfallen“ (S. 7).
Natürlich stellt sich die Frage, wie dies gelingen soll. Auf der einen Seite schöpft Frohme aus einem reichen Erfahrungsschatz als Psychotherapeutin. Sie differenziert die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Auffälligkeiten wie Angst und Panik, Depressionen und Burn-Out. Auf der anderen Seite stellt sie viele Hinweisschilder auf, mit denen sie Wege eröffnet, die sich in Krisenzeiten bewährt haben.
Mit unterschiedlichen Strukturelementen macht es Frohme den Leserinnen und Lesern leichter, sich den Konsequenzen der Pandemie anzunähern. Partnerübungen und Reflexionsübungen machen es leichter, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Sprachlich holt sie die Zeitgenossinnen und Zeitgenossen dort ab, wo sie dies wünschen.
Auf einem niederen Level ist es möglich, sich beispielsweise der Achtsamkeit anzunähern. Aus Frohmes Sicht eignet sich Entspannung gut dafür, „die Psyche und das Immunsystem zu stärken“ (S. 114). Entspannung wirke auf den Körper und die Psyche. Wie es sich bei Entspannung, progressiver Muskelrelaxation und autogenem Training gehört, so ermuntert Frohme, dies täglich 15 bis 30 Minuten einzuüben. Gleichzeitig nimmt Frohme den Druck aus dem Kessel und schreibt: „Setzen Sie sich nicht unter Druck – manches braucht Zeit, bis es klappt. Probieren Sie verschiedene Methoden, um das Richtige zu finden“ (S. 115).
Wenn Frohme das Thema Lebensskript in den Diskurs einbringt, so wird greifbar, wie der Weg aus den Haltlosigkeiten infolge der Corona-Pandemie gefunden werden könnte. Wer seine Lebensepisoden als Lebensgeschichte begreift, der oder die gönnt sich die Gelegenheit, eine ganz eigene Erzählung zu schreiben. Wenn dies mit dem festen Willen geschieht, Resilienz zu erfahren, dann gehen trotz schweren Zeiten Lebensfreude und Begeisterungsfähigkeit nicht verloren.
Kurzum: Wenn Sie das Gefühl haben, Sie brauchen zumindest kurzzeitig Gehstöcke in dieser schwierigen Corona-Zeit, dann gönnen Sie sich Frohmes Corona-Buch.
Gabriele Frohme: Corona – Wie Sie die psychischen Herausforderungen meistern, Trias Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-432-11353-1, 159 Seiten, 14.99 Euro.