Die Ruhe geniessen, frische Luft und feine Düfte einatmen, dem Blätterrauschen zuhören, die Natur entdecken – ein Waldbesuch spricht alle Sinne an und ist erholsam. Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung schätzt dies und erholt sich regelmässig im Wald. Der diesjährige internationale Tag des Waldes will die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit hervorheben.
Die Menschen erholen sich gerne im Wald, sie spazieren, treiben Sport, sie machen ein Picknick, beobachten die Natur, lauschen den Vögeln oder geniessen einfach die Ruhe. Dieses Dossier zeigt auf, wie sich diese Aktivitäten positiv auf die Gesundheit auswirken. Es erläutert das Konzept des «Waldbadens» und den Einfluss von Gebäuden und Räumen aus Holz auf die Gesundheit.
Was ist Waldbaden?
Waldbaden bedeutet, den Wald achtsam und mit allen Sinnen zu erleben. Beim Waldbaden lässt man sich treiben, hat keinen fixen Plan und entdeckt dabei auch die Langsamkeit. Die Atmosphäre des Waldes kann so bewusst aufgenommen werden. Diese Form eines Waldbesuchs braucht Zeit und zu Beginn wohl auch etwas Mut, sich auf diese Art von Erlebnis einzulassen.
Perspektiven für die Zukunft
Der Wald hat auf der ganzen Welt positive Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Welche Entwicklungen gibt es in anderen Ländern und was können wir davon lernen?
In Japan und weiteren asiatischen Ländern sind die Effekte von Waldtherapien seit langem anerkannt. Nun wird die Schönheit der japanischen Wälder und speziell das Waldbaden auch touristisch vermarktet. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es interessante Beispiele. In den Adironrack Mountains, in der Nähe von New York, einem Gebiet mit einem sehr gut ausgebauten Wegnetz, werden die Effekte von Nadelduftstoffen als Anreize für geführten Touren und andere Produkte in Wert gesetzt. Sogar lokale Teesorten werden den Kunden offeriert. Auch Costa Rica, welches für seine Natur berühmt ist, präsentiert sich als «Paradies für Waldbaden».
Natur- und Waldtherapien werden von Fachleuten zunehmend anerkannt. In Grossbritannien ist es sogar möglich, dass Ärzte Waldbesuche offiziell als Therapie «verschreiben» können. Forschende haben geschätzt, dass dank Waldbesuchen jährlich etwa 185 Millionen Pfund im Gesundheitswesen (bei mentalen Krankheiten) eingespart werden könnten. Durch urbane Bäume könnten dazu 16 Millionen Pfund Kosten für nicht verschriebene Medikamente eingespart werden.
Entwicklungen in der Schweiz
In der Schweiz werden solche gesundheitsfördernden Angebote ebenfalls untersucht. Das Bundesamt für Gesundheit und auch Krankenkassen interessieren sich dafür. Die Frage scheint nicht mehr wann, sondern eher wie Natur- und Waldtherapien unterstützt und organisiert werden. Aktuell gibt es bereits lokale Initiativen und Angebote im Wald, die durch Private, Spitäler und Kliniken oder durch Försterinnen und Förster organisiert werden. Die ZHAW in Wädenswil hat einen CAS-Lehrgang über Wald, Landschaft und Gesundheit entwickelt sowie diverse Forschungsarbeiten lanciert.
Waldbesuche werden zukünftig auch in der Schweiz eine wichtigere Rolle bei der Gesundheitsprävention sowie bei der Erholung und ergänzend in der Therapie von Krankheiten spielen. Voraussetzung hierfür ist eine aktive Beteilung von qualifiziertem Fachpersonal aus dem Gesundheitsbereich (auch der Krankenkassen) sowie ausreichend zertifizierte Fachpersonen, die diese Angebote anbieten. Wichtig ist, dass solche Angebote gemeinsam mit Waldfachpersonen sowie der Waldeigentümerschaft entwickelt und umgesetzt werden.
Holz – schön fürs Auge und gut für die Gesundheit
Der Wald liefert mit Holz einen wertvollen Rohstoff. Als natürlicher Rohstoff hat Holz in der Schweizer Baukultur eine lange Tradition. Doch neben den praktischen Anwendungen hat Holz auch einen nachweislich positiven Effekt auf die Gesundheit. Dieser Effekt, entsteht also nicht nur aus der Schönheit des Objektes, sondern auch aus dem Verhalten des Holzes selbst.
Waldbesuche sind so beliebt wie nie
Die Schweizer Bevölkerung schätzt den Wald sehr. Über 95 % der befragten Personen gaben in der Bevölkerungsumfrage Waldmonitoring soziokulturell (WaMos 3, 2022) an, den Wald mehr oder weniger regelmässig zu besuchen. Zwar dauert der durchschnittliche Aufenthalt im Wald weniger lang als noch vor zehn Jahren, dafür gehen die Leute häufiger in den Wald. Eine spannende Erkenntnis ist, dass Erlebnisse aus der Kindheit das Verhältnis zum Wald bis spät ins Erwachsenenalter prägen. Am häufigsten suchen die Menschen den Wald auf, um zu spazieren und zu wandern; die Natur zu erleben steht an zweiter Stelle, dicht gefolgt von der Suche nach Ruhe bzw. dem Wunsch, einfach «zu sein» und «die Seele baumeln zu lassen».
Die zahlreichen und beliebten Waldbesuche haben auch eine Kehrseite. Durch die vielen und teils sehr unterschiedlichen Freizeit- und Erholungsaktivitäten fühlen sich auch mehr Waldbesuchende gestört und stark besuchte Wälder geraten unter Druck. An viel besuchten Orten besteht ein Konfliktpotenzial. Tatsächlich fühlen sich gut 40% der Befragten durch andere Leute oder Aktivitäten im Wald gestört.
Die Resultate von WaMos 3 belegen, dass der Wald einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Bevölkerung beiträgt. Die Mehrheit der Personen kann sich im Wald gut erholen fühlt sich nach dem Waldbesuch entspannter als zuvor.