Basel, 17. November 2020 Die 876 von der SGI zertifizierten und anerkannten Intensivbetten, die in der Schweiz normalerweise zur Behandlung Erwachsener zur Verfügung stehen, sind aktuell praktisch vollständig belegt1 . Eine Überlastung dieser ordentlichen Bettenkapazitäten konnte bisher zum einen vor allem deshalb verhindert werden, weil vielerorts nicht dringende Eingriffe und Behandlungen verschoben wurden. Zum anderen hat eine Erhöhung der Bettenkapazitäten durch die ohnehin bereits übermässig stark geforderten Teams der Intensivstationen dazu beigetragen, dass die Intensivstationen aktuell nicht schweizweit überlastet sind.
Qualitätseinbussen in der intensivmedizinischen Behandlung verhindern
Die schweizerischen Intensivstationen sind an der Grenze ihrer ordentlichen Bettenkapazitäten, tun aber ihr Möglichstes, um diesen im Vergleich zur ersten COVID-19- Welle erhöhten Zustrom an kritisch kranken Patientinnen und Patienten zu bewältigen und auch künftig alle kritisch kranken Patientinnen und Patienten versorgen zu können. Es ist jedoch von allergrösster Wichtigkeit, die COVID-19-Pandemie jetzt einzudämmen und nicht dringende Eingriffe und Behandlungen schweizweit zu verschieben, um Qualitätseinbussen in der intensivmedizinischen Behandlung zu verhindern. Die SGI steht in engem Austausch mit den Intensivstationen, nationalen Behörden sowie diversen Organisationen des Gesundheitswesens, um auf Grundlage bisheriger Erkenntnisse und Erfahrungen Massnahmen zu koordinieren und umzusetzen.
Nationale Verlegungen als Belastung für Patientinnen, Patienten und Angehörige
In den vergangenen Tagen wurden mehrere kritisch kranke Patientinnen und Patienten aufgrund mangelnder intensivmedizinischer Ressourcen in andere Kantone oder sogar Sprachregionen verlegt. Diese Verlegungen aus der eigenen Wohnregion sind für die betroffenen Patientinnen und Patienten und für ihre Angehörigen eine grosse Belastung. Nationale Verlegungen sind jedoch notwendig, um allen kritisch kranken Patientinnen und Patienten in der Schweiz die bestmögliche intensivmedizinische Behandlung zu ermöglichen. Die SGI bedankt sich bei den Intensivstationen, Spitälern und Kantonen für die gelebte Solidarität und bei den Patientinnen, Patienten sowie Angehörigen für das Verständnis.
Jetzt Intensivstationen und gesamtes Gesundheitswesen unterstützen!
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle weiterhin die geltenden Schutzmassnahmen einhalten, verantwortungsvoll handeln und unnötige Risiken vermeiden, um die Intensivstationen und das gesamte Gesundheitswesen zu unterstützen. Die SGI möchte jedoch betonen, dass alle Personen, die akute Beschwerden haben oder eine ärztliche Abklärung benötigen, weiterhin nicht zögern sollen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Alle Personen – vor allem diejenigen, die durch das neue Coronavirus besonders gefährdet sind – werden gebeten, sich im Rahmen einer Patientenverfügung Gedanken dazu zu machen, ob sie im Falle einer schweren Erkrankung lebensverlängernde Massnahmen erhalten möchten oder nicht. Dadurch werden die eigenen Angehörigen aber auch die Teams der Intensivstationen in der Entscheidungsfindung unterstützt, damit die Behandlung bestmöglich und nach dem individuellen Patientenwillen stattfinden kann.
1 Quelle: Informations- und Einsatzsystem (IES) des Koordinierten Sanitätsdienstes (KSD)
Über die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI)
Die SGI ist eine interprofessionelle Fachgesellschaft mit über 1300 Mitgliedern aus Ärzteschaft und Fachpflege. Die SGI fördert seit ihrer Gründung im Jahre 1972 eine qualitativ hochwertige Intensivmedizin, bei der die Menschen im Mittelpunkt stehen und die verständnisvoll, nachhaltig und für die Bevölkerung sichtbar und verständlich ist.