Ist Ihnen das Barfußlaufen vertraut? Oder ist es eine Übung, an die Sie sich aus Ihrer Kindheit erinnern? Es ist kein Grund zur Zurückhaltung. Das Buch „Barfuß werden wir beweglich“ eröffnet neue Wege. Denn Lorenz Kerschner glückt es, den gesundheitsbewussten Zeitgenossen mitzunehmen – zu Erfahrungen, die in Vergessenheit geraten sind. Kerschner selbst bringt es früh auf den Punkt: „Dieses Buch hält sich nicht lange mit Fragen nach dem Warum auf, sondern gibt Antworten auf das Wie“ (S. 6).
Für Kerschner gibt es nichts Schöneres, als sich frei zu bewegen. Deshalb fragt er auch an, weshalb die Menschen die Füße verpacken. Es käme niemandem in den Sinn, die Hände in starre Hüllen zu verpacken. Freie Füße haben nach Kerscher auch mit der gesunden Seele zu tun. Wörtlich: „Die wahrnehmung einer schönen Umgebung mit allen Sinnen ist eine wesentliche Voraussetzung, damit wir uns glücklich fühlen …“ (S. 18).
Mit dem Buch schafft Kerscher eine umfassende Einführung in das Barfußlaufen. Er informiert über den Funktionsumfang der Füße und gibt Tipps für gesundes Barfußgehen. Die Fußgymnastik und das Barfußturnen hat er genauso im Blick wie Spaß und Spiel mit freien Füßen. Kerscher weiß um die Skepsis gegenüber dem Barfußlaufen. Doch schiebt er die Gründe für das Barfußlaufen immer wieder in den Vordergrund. Es sei reizvoll, „die Vielfalt des Untergrunds mit den Füßen zu ertasten“ (S. 26).
Dabei sind seine Zugänge auch spielerisch. So ermuntert er, das Wahrnehmungsspiel „Blindes Vertrauen“ zu erproben. Dabei nähert sich der zeitgenössische Mensch den Wahrnehmungen, die oft nicht bewusst sind. Natürlich gibt Erfahrung Sicherheit, wie Kerscher unterstreicht. Inwieweit dies dem Einzelnen gelingt, wenn er ungewöhnliche Strecken barfuß zu laufen probiert, dies bedarf einer Erprobung. Wenn Menschen in der Stadt barfuß laufen, begegnen dem Barfußbegeisterten skeptische Blicke. Kerscher gibt dem Barfußlaufen in diesem Zusammenhang dieselbe Bedeutung wie dem alltäglichen Zähneputzen.
Wer mit geistig behinderten Menschen oder rehabilitationsbedürftigen Menschen zu tun hat, der weiß um die Heilkraft des Barfußlaufens. Wer Kinder hat, der bemalt mit ihnen immer auch die Füße. Auch Fußtheater ist möglich. Eine niederschwellige Möglichkeit, das Barfußlaufen zu erproben, sind Sinnespfade bei Veranstaltungen im Freien oder beim Aufbauen von Sinnespfaden auf Sport-oder Camping-Geländen.
Kerschers Schlussfolgerung will man sich nach der Lektüre gleich zu Herzen nehmen: „Es wäre fahrlässig, diese Möglichkeiten nicht für die gesunde Entwicklung der Kinder oder zur Erhaltung unserer Gesundheit und Lebensfreude zu nutzen“ (S. 176). Dann mal raus aus den Socken und den Schuhen.
Lorenz Kerscher: Barfuß werden wir beweglich – Anleitungen für Sporterziehung, Therapie, Naturerfahrung und Familienspaß, fidibus-Verlag, Halle an der Saale 2015, ISBN 978-3-94341-123-2, 182 Seiten, 24.95 Euro.