Eine auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) präsentierte Studie der MedUni Wien zeigt erstmals, ab welchem Grenzwert die Insuffizienz der zwischen der rechten Vorkammer und der rechten Hauptkammer positionierten Trikuspidalklappe zu erhöhter Sterblichkeit führt. Das ist bereits deutlich früher als bisher angenommen und in aktuellen Leitlinien beschrieben der Fall, berichten die Studienautoren. Außerdem wurde die Trikuspidalinsuffizienz als unabhängiger prognostischer Faktor identifiziert.
Paris/Wien, Mittwoch, 4. September 2019 – Eine neue Studie der MedUni Wien konnte erstmals zeigen, ab welchem Grenzwert die Insuffizienz der zwischen der rechten Vorkammer und der rechten Hauptkammer positionierten Trikuspidalklappe mit erhöhter Sterblichkeit verbunden ist. „Überraschenderweise ist das bereits deutlich früher als bisher angenommen und in aktuellen Leitlinien beschrieben der Fall“, berichtet Dr. Philipp Emanuel Bartko (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Abteilung für Kardiologie, Arbeitsgruppe für Herzinsuffizienz und strukturelle Klappenerkrankungen) auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Paris. „Außerdem konnte die Trikuspidalinsuffizienz als unabhängiger prognostischer Faktor identifiziert werden.“
In Paris kommen von 31. August bis 4. September 32.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen – der Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.
Die Wiener Studie zeigte anhand von 382 Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter linksventrikulärer Auswurffraktion unter optimaler medikamentöser Therapie mittels Herzultraschall-Untersuchung, dass die Sterblichkeit bei Trikuspidalklappeninsuffizienz bereits bei einem Regurgitationsvolumen von 20mL und einer Regurgitationsöffnungsfläche von 20mm2 erhöht ist.
Die Herzinsuffizienz kann über strukturelle Veränderungen zur Schlussunfähigkeit der Trikuspidalklappe führen. „Bisher wurde der Zusammenhang zwischen dem Schweregrad dieser Trikuspidalinsuffizienz und der Sterblichkeit kontroversiell diskutiert. Einer die Gründe für die Kontroverse ist der Mangel an Daten zur genauen Messung der Menge an Blut, das über die Trikuspidalklappe zurückfließt“, sagt Dr. Bartko. „Vorhergehende Studien bezogen sich ausschließlich auf die drei Schweregrade leicht, mittel- und hochgradig. Mit Hilfe einer genauen Herzultraschalluntersuchung kann man jedoch bestimmen, wieviel Blut in Millilitern zurückfließt. Das sogenannte Regurguitationsvolumen und die Regurgitationsöffnungsfläche erlauben somit das Erkrankungsspektrum und dessen Zusammenhang mit der Sterblichkeitsrate auf kontinuierliche Weise darzustellen und somit neue Einblicke in die Ursache und Wirkung der Erkrankung zu gewinnen.“
Die vorliegende Studie lege den Schluss nahe, dass Patienten von minimalinvasiven katheterbasierten Herzklappen-Therapieverfahren über die Leiste profitieren könnten und ebne den Weg, mit Hilfe dieser Techniken den Krankheitsverlauf und die Beschwerden der Patienten auf positive Weise zu modifizieren, so Dr. Bartko.
ESC 2019; Rapid Fire Abstracts: Natural history of functional tricuspid regurgitation: implications of quantitative doppler assessment