Schweigepflicht betrifft persönliche Angelegenheiten jenseits der Rollen, die wir in unserem Leben spielen. Das Leben erscheint immer wieder wie ein Theater in dem sich alle auf die eine oder andere Weise selbst inszenieren. Das Schweigen zu brechen ist manchmal notwendig, denn viel zu oft werden Konflikte und Probleme ver-schwiegen, ver-drängt, anstatt sie auszusprechen und nach einer Lösung zu suchen.
Was ist dafür besser geeignet als das Musiktheater? Gesang, setzt fort, wo das Sprechen nicht mehr ausreicht. Musik kennt die beredten Pausen, das dramatische Schweigen, das „Decrescendo al Niente“, ein Leiserwerden bis zum Nichts. Musiktheater ermöglicht mehrere parallel verlaufende Prozesse, wie sie auch das Leben kennt. Das Lebenstheater ist im Grunde also doch häufig eine Art Oper.
Das eigentliche Thema des Projekts, das Altern, ist eines der schwer greifbaren Phänomene menschlichen Daseins. Alter und Altern ist mehr als bloße Statistiken, Alterspyramiden in der Sozialpolitik und vereinfachende Klischees über „Pensionisten“ und die Ausmusterung aus dem Wertschöpfungsprozess. Altern beginnt eigentlich schon mit dem ersten Lebenstag.
Das Stück TANZCAFÉ SCHWEIGEPFLICHT setzt sich zum Ziel, dem Unbegreiflichen von Alter und Altern nachzugehen. Junge Mitwirkende stellen sich der Aufgabe, (sehr) alte Menschen zu spielen. Doch es geht auch um die Altenpflege: Der alte Mensch ist zunehmend angewiesen auf Hilfe. Woher kommt diese Hilfe?
Einzelne Szenen auf der Grundlage authentischer Texte aus der Altenpflege ergeben eine Art Oper über Altenpflege. Ein vielleicht ungewöhnliches Thema für die Gattung Oper, aber umso aktueller.
Schauspiel, Gesang, und Bewegung … wie sie das Musiktheater auszeichnen – bilden die Vorstellungswelten ab, in denen wir leben, lassen sie interagieren, machen sichtbar, wie sehr diese Ebenen gefährdet sind, ineinander kippen oder verteidigt werden. Alles in allem ist es auch eine szenische Versuchsanordnung, eine paradoxe Suchbewegung zur Zukunft der Jugend: Das Alter.
Der Stücktext wurde von Regisseur Thomas Desi nach dem Buch von Sonja Schiff, „10 Dinge, die ich von alten Menschen über das Leben lernte. Einsichten einer Altenpflegerin“ für die Bühne bearbeitet. Sonja Schiff ist
Alterswissenschaftlerin und diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester mit langjähriger Erfahrung in der Altenpflege.
Der Komponist Jörg Ulrich Krah fügt den szenischen Tableaus eine musikalische Dimension hinzu, durch die Unausgesprochenes ergänzt wird. Das Team sind jugendliche Schauspielerinnen, Schauspieler, Sänger und Sängerinnen.
TEAM
Text und Regie – Thomas Desi
Komposition und Musikalische Leitung – Jörg Ulrich Krah
Kostüme – Angelika Pichler
Choreographie – Anna Knapp
Licht Design – Stefan Enderle
Dramaturgische Mitarbeit – Georg Steker
Regieassistenz – Daniel Aaron Prem
Musikalische Assistenz – Diego Collatti
Bühnenbild-Hospitanz – Laurenz Steixner
MIT:
Vivienne Causemann, Da-Yung Cho, Shirina Granmayeh, Jakob Pinter, Birgit Stimmer
sowie: SeniorInnen des Wohnheims Betreutes Wohnen Kabelwerk
MUSIKERENSEMLBE
Adrián Artacho Bueno (Live Electronics), Diego Collatti (Klavier), Joel Diegert (Saxophon),
Jörg Ulrich Krah (Violoncello und Leitung)
Eine Produktion von MUSIKTHEATERTAGE WIEN 2017.
Spieldaten:
23.06.2017 um 19.30 Uhr – Uraufführung
25.06.2017 um 16.30 Uhr Talk zum Thema „Zukunft Altern/ Altenpflege“
um 18.00 Uhr – Aufführung
30.06.2017 um 19.30 Uhr – Aufführung
01.07.2017 um 19.30 Uhr – Aufführung
02.07.2017 um 18.00 Uhr – Aufführung
Spielort: WERK X, Oswaldgasse 35A, 1120 WIEN
Nähere Informationen: www.mttw.at