Linz (OTS) – Ohne Rücksicht auf Beschäftigte und Patienten/-innen sollen Oberösterreichs Krankenhäuser noch „effizienter“ werden. Morgen soll dazu vom oö. Landtag der „Regionale Strukturplan Gesundheit 2025 (RSG)“ beschlossen werden. „Wie die Effizienz in Spitälern gesteigert werden soll, ohne den bestehenden Personalmangel zu beheben, ist völlig schleierhaft“, kritisiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. „Beschäftigte in den Krankenhäusern arbeiten schon jetzt am Anschlag.“ Statt weiterer Arbeitsverdichtung und weniger Spitalsbetten brauche es einen Ausbau der Dienstposten und eine Entlastung für alle Krankenhaus-Beschäftigten.
Mit der oö. Spitalsreform wurden von 2009 bis 2017 mehr als 700 Betten abgebaut. Die Folge: Lange Wartezeiten für Patienten/-innen auf geplante Operationen. Im vergangenen Jahr musste man etwa im Krankenhaus Kirchdorf 28 Wochen (!), also mehr als ein halbes Jahr, auf eine Knieprothese warten. „Mit dem neuen Strukturplan wird sich diese Situation weiter zuspitzen“, fürchtet AK-Präsident Kalliauer.
Allein aufgrund des Bevölkerungszuwachses wären 500 zusätzliche Spitalsbetten notwendig. Das Land will aber das Gegenteil machen und bei den Betten sparen, indem die Wochen- und Tageskliniken ausgebaut werden. Das wird bei den Patienten/-innen zu sehr raschen und wahrscheinlich auch zu frühen Spitalsentlassungen führen. Spüren werden das auch die Spitalsbeschäftigten, die jetzt schon an einer chronischen Unterbesetzung und Arbeitsverdichtung leiden. Nach einer Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich stimmen 90 Prozent aller befragten Beschäftigten der Aussage völlig bzw. ziemlich zu, dass die Aufgaben in den letzten Jahren mehr geworden sind.
Durch die immer kürzere Verweildauer nimmt aber auch der „Drehtüreffekt“ zu: Patienten/-innen in einem angeschlagenen Gesundheitszustand kommen schneller und häufiger wieder in das Krankenhaus. Bereits jetzt sagen knapp zwei Drittel der Beschäftigten, dass dieser Effekt zunimmt. Die kürzere Verweildauer führt auch dazu, dass Betten oft mehrfach pro Tag belegt werden. Dies führt zu einer hohen zeitlichen und körperlichen Belastung für die Pflegekräfte, weil die Personalvorgaben nur auf aufgestellte Betten abzielen, aber nicht auf die tatsächliche Arbeit.
Zusätzliches Personal notwendig
Scharf kritisiert Kalliauer auch einen weiteren Punkt im neuen Strukturplan: Aufgaben von Ärzten/-innen sollen auf andere Berufe im Krankenhaus übertragen werden. Das geht auch zu Lasten der Pflegekräfte. Schon jetzt fehlen für die Pflege in Oberösterreichs Spitälern 2.500 Dienstposten (Vollzeit) und es bräuchte eine Aufstockung um 20 Prozent. „Attraktive Arbeitsbedingungen im Krankenhaus müssen sich endlich auch in zeitgemäßen Dienstpostenberechnungen für alle Berufe abbilden. Betriebsräte als wichtige Interessensvertretung der Beschäftigten müssen bei solchen Veränderungen unbedingt frühzeitig eingebunden werden!“
Fazit des Präsidenten: „Hohe Versorgungsqualität kann nicht durch Sparen und sogenannte Effizienzsteigerungen gesichert werden, sondern nur durch nachhaltige Entlastung der Beschäftigten, gute Arbeitsbedingungen und ausreichende Bettenkapazität. Deshalb erneuere ich mein Angebot zur Gründung einer Strategiegruppe für die oö. Krankenhäuser, um gemeinsam die Spitalsstruktur im Sinne der Patienten, der Beschäftigten und einer allgemeinen Versorgungssicherheit weiterzuentwickeln.“