Die demographische Entwicklung der kommenden zehn Jahre zeigt einen deutlichen Anstieg der Bevölkerungsgruppe der älteren Generation, der „Babyboomer“. Wir wissen seit langem, dass Österreich zwar älter, aber nicht unbedingt gesünder wird. Die Herausforderungen für die Gesundheitssysteme können zukünftig nur mit zielgerichteten und gleichzeitig kosteneffektiven Maßnahmen bewältigt werden.
Wachsender Bedarf an einfachen, risikoarmen und kostengünstigen Behandlungsformen
Gemäß einer Studie der Gesundheit Österreich GmbH (2015) gibt es bereits seit Jahren einen deutlichen höheren Bedarf an einfachen, risikoarmen und kostengünstigen Behandlungsformen zur
- Unterstützung des Heilungsprozesses,
- Schmerzlinderung,
- Verbesserung der Selbständigkeit und Arbeitsfähigkeit,
- Reintegration in das bisherige Wohnumfeld,
- Verringerung des Betreuungs- und Pflegebedarfs,
- Vermeidung von Sekundärkomplikationen sowie
- Verkürzung der stationären Verweildauer in Akutkrankenhäusern.
Die Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems wird durch einen Versorgungsengpass in der Gegenwart wie auch einen steigenden Versorgungsbedarf in naher Zukunft bestimmt. Eine rasche und umfassende ärztliche rehabilitationsmedizinische Abklärung erleichtert Remobilisation, Genesung und Rückkehr in den Alltag. Der Facharzt für PM&R erkennt als Drehscheibe den Bedarf für eine allenfalls notwendige multiprofessionelle und interdisziplinäre Betreuung des Patienten und leitet gezielte Behandlungsmaßnahmen ein.
Weniger Krankenstände, raschere Mobilisation und Genesung, frühere KH-Entlassung
So konnte in der Studie der GÖG beispielsweise eine Verringerung der Krankenstände um 23 Prozent durch Leistungen der PM&R – unter anderem der physikalischen Kombinationsbehandlung – gezeigt werden. Dadurch kann eine Einsparung der Gesundheitsausgaben von 450 Millionen Euro pro Jahr für Österreich erzielt werden.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass im Wiener Donauspital bei Patienten nach einer kritischen Erkrankung durch ein Rehabilitationsprogramm, das durch einen Facharzt für PM&R individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird – im Unterschied zu den vielen in Österreich leider noch immer üblichen Standard-Programmen – eine raschere Mobilisation, eine frühere Entlassung aus dem Akutkrankenhaus sowie eine raschere Genesung erzielt wurde. Diese Patienten sind in weiterer Folge auch wieder rascher in ihren persönlichen Alltag integrierbar oder sogar selbständig.
Neue Methoden wie die Extrakorporale Stoßwellentherapie zeigen sehr hohen Wirkungsgrad
Die Studienlage belegt seit vielen Jahren eindeutig einen hohen Wirkungsgrad der von der PM&R angebotenen multimodalen Schmerztherapie, und das überwiegend nebenwirkungsfrei bei minimalem Risiko. Neue Methoden wie die Extrakorporale Stoßwellentherapie zeigen einen Wirkungsgrad bezüglich des Behandlungserfolges von teilweise weit über 90 Prozent. Diese Behandlungsform kommt auch mit hoher Effektivität in der Behandlung von nicht heilenden Knochenbrüchen oder Knochenmarksödemen zum Einsatz.
Weitere neue Behandlungsverfahren sind im Kommen
Weitere neue Behandlungsverfahren sind im Kommen, aber noch nicht vollständig wissenschaftlich analysiert. Die Gepulste hochenergetische Magnetfeldtherapie erzeugt nach den Angaben von Geräteherstellern mittels eines Stimulationsgeräts ein tiefeindringendes pulsierendes Magnetfeld, das eine aktivierende, schmerzlindernde und durchblutungsfördernde Wirkung haben soll. Bei der Behandlung mittels Hämo Laser wird das Blut über die Venen einer Laserbestrahlung ausgesetzt, wodurch sich Stoffwechsel, Durchblutung und Sauerstoffversorgung verbessern sollen.
Bei diesen Verfahren bedarf es noch wissenschaftlicher Arbeiten zu Wirkungsweise und Wirksamkeit.