Wien (OTS) – Die Auswirkungen dieser Budgetkürzung für Familien in Österreich wären 2018/2019 verheerend gewesen, wenn BMin Dr.in Bogner-Strauß nicht 50% der Kürzung, also € 500.000, durch Budgetmittel aus ihrem Ressort kompensiert hätte. 2020 kommt die Kürzung aber voll zum Tragen: 18.000 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Paare bzw. Familien werden in Problem- und Krisensituationen keine professionelle Beratung mehr finden, da 26.000 Beratungsstunden eingespart werden müssen.
Familienberatungsstellen sind vom Bund anerkannte und geförderte Beratungseinrichtungen zur Förderung der individuellen körperlichen, sozialen und psychischen Gesundheit. 2018 wurden in den fast 400 Familienberatungsstellen in Österreich 223.382 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Paare und Familien (2017: 230.000) in 456.482 Beratungsgesprächen (2017: 475.000) betreut. Durch die Kürzung der Fördermittel konnten bereits 2018 somit 18.518 Beratungen nicht mehr durchgeführt werden. 2019 werden ähnliche Beratungseinbußen erwartet.
Tragfähige Familien gehören zum Fundament unserer Gesellschaft. Familien und Partner*innenschaften geben Halt, Sicherheit und Geborgenheit. Durch die Fürsorge und Verantwortung, die in Familien und Partner*innenschaften füreinander übernommen wird, tragen sie wesentlich zu einer stabilen Gesellschaft bei. Wichtige Aufgabe der Politik ist es daher, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Familien und Partner*innenschaften in Österreich weiterhin gestärkt werden, um den Alltag und die Herausforderungen des Lebens bestmöglich meistern zu können.
In der gesetzlich verankerten Familienberatung finden Menschen professionelle, kostenfreie und anonyme Unterstützung in vielfältigen Lebens- und Krisensituationen wie zum Beispiel bei Familien-planung, sexueller und reproduktiver Gesundheit, Familien- und Paarkonflikten, Patchwork-Familien, bikulturelle Partner*innenschafts- und Familienformen, Generationenkonflikten, Erziehungsproblemen, Trennungen, Kindesmisshandlungen, (häuslicher) Gewalt, schulischen Problemen, Arbeitslosigkeit, psychischen Problemen, Behinderung, Migration, (Cyber-)Mobbing, Sucht, Diskriminierung, rechtlichen Fragen und Problemen etc. Ziel ist neben der Hilfestellung in akuten Lebenskrisen eine umfassende Präventionsarbeit, vor allem in Hinsicht auf Gewalt und sexuellen Missbrauch.
Um die psychosoziale Versorgung von Familien in Österreich zu gewährleisten, werden pro Jahr mindestens 15 Millionen Euro an Bundesförderung für die Familienberatung benötigt. 2017 betrug das Budget für fast 400 Familienberatungsstellen 13,1 Millionen Euro; im Budget 2018/2019 nur noch 12.1 Millionen Euro. Und das in einer Zeit, in der laut allen wissenschaftlichen Studien Familien vermehrt Belastungen ausgesetzt sind und psychische Erkrankungen erheblich ansteigen.
Die volkswirtschaftlichen Kosten mangelnder Unterstützung von Familien, Partner*innenschaften, Frauen, Männern, Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen sind durch zahlreiche psychische Folgeerkrankungen wie Depression, Angst- und Panikstörungen, Erschöpfungssyndrom, Suizidversuchen, Suchtgefährdungen sowie der Zunahme von Aggression und Gewalt enorm. Die Familienberatung leistet einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zur psychosozialen Familienförderung in Österreich.
Der Dachverband Familienberatung fordert daher nicht nur die Zurücknahme der Kürzung der Bundesförderung der Familienberatungsstellen, sondern eine dem Bedarf angepasste Erhöhung für die psychosoziale Versorgung von Familien in Österreich.