AT: Psychische Gesundheit ist wichtiges Thema in der Corona-Krise: LBG bekam mehr als 800 persönliche Beiträge aus der Bevölkerung

16. Juli 2020 | News Österreich | 0 Kommentare

Wien (OTS) – Die von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) kurzfristig gestartete Initiative „Reden Sie mit! Was macht Corona mit unserer psychischen Gesundheit?“ wurde von der Bevölkerung und der Wissenschaft sehr gut angenommen: Seit Anfang Mai reichten innerhalb von zehn Wochen mehr als 800 Personen persönliche Beiträge ein und beschrieben psychische Belastungen in der Corona-Zeit. Das ist ein hoher Wert für ein Crowdsourcing in der Wissenschaft und bietet reichhaltiges Datenmaterial für weitere wissenschaftliche Arbeiten. „Wir bedanken uns herzlich bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die der Wissenschaft vertrauen und sich die Zeit genommen haben, ihre höchst persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen mit uns zu teilen. Das Wissen aus der Bevölkerung, die ja unmittelbar von den Einschränkungen als auch Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen ist, ist für unsere Arbeit als Forschungsorganisation sehr wertvoll. Denn nur so können wir jetzt gezielt Maßnahmen entwickeln, um die psychische Gesundheit in Österreich zu stärken“, so Josef Pröll, Präsident der Ludwig Boltzmann Gesellschaft.

„Danken möchten wir allen voran auch unserem Unterstützungskomitee und dem Team an Expertinnen und Experten, die uns tatkräftig bei der Ausarbeitung der Maßnahmen unterstützen“, so Pröll weiter. Die Beiträge aus dem Crowdsourcing dienen einem interdisziplinären Team an Expertinnen und Experten als Basis, um konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik sowie neue Forschungsfragen zu identifizieren. Bereits mehr als 30 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis haben sich an der LBG-Initiative beteiligt. Im Herbst sollen die Ergebnisse, ein Katalog an politischen Handlungsempfehlungen und neuen Forschungsfragen, der Öffentlichkeit präsentiert werden.

„Wir können jetzt schon sagen, dass wir mit unserer Initiative und durch den offenen Dialog mit den Menschen auf bisher unbekannte Problemfelder gestoßen sind. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir die Bevölkerung einbinden und Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker an einem Tisch zusammenbringen“, so Claudia Lingner, LBG-Geschäftsführerin und Initiatorin der Reden Sie mit!-Initiative. „Wir sind dankbar, dass uns das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung bei dieser Initiative unterstützt und uns ermöglicht, mit Open-Innovation-Methoden neue Forschungsaktivitäten anzustoßen. Diesen Weg wollen wir auch in Zukunft weitergehen“, so Lingner weiter.

Österreichweite Beteiligung am Crowdsourcing

Erfreulich ist, dass sich aus allen neun Bundesländern in Österreich Personen am Crowdsourcing beteiligten. Erste Auswertungen verstärken die Annahme, dass Frauen, vor allem berufstätige Mütter, von den Covid-19-Auswirkungen besonders betroffen sind und bisher eine zu geringe Unterstützung erfahren haben. Sie beschreiben unter anderem, dass sie sich von der Gesellschaft massiv unter Druck gesetzt fühlen und den Anforderungen nicht gerecht werden können. Überraschend ist, dass vor allem gut ausgebildete Jugendliche und junge Erwachsene der Zukunft eher skeptisch entgegensehen und finanzielle Sorgen haben. Belastend ist für sie vor allem die große Ungewissheit hinsichtlich nächster Ausbildungsschritte und des Arbeitsplatzangebots. Als Metathema über alle Personengruppen hinweg zeigt sich, dass die körperliche Isolation und Trennung von anderen Personen über längere Zeiträume nachhaltige psychische Spuren hinterlässt. Das drückt sich etwa in Form von Angst- und Schlafstörungen aus, über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Crowdsourcings berichten. Auch Aggressivität und Ungeduld wie auch „Ablenkung“ in Form von gesteigertem Alkohol- und Medienkonsum sind Anzeichen dafür. Überraschend ist auch, dass nicht alle Beitragenden die Einschränkungen per se als schlecht und belastend empfunden haben. Einige Personen nahmen die Situation auch als eine langersehnte Entschleunigung war. Sie nutzten die Zeit zur persönlichen Neuausrichtung.

Bereits drittes Crowsdourcing-Projekt – LBG als Pionierin bei Open Innovation in Science

Bereits zum dritten Mal band die Ludwig Boltzmann Gesellschaft unter dem Motto „Reden Sie mit!“ aktiv die breite Bevölkerung mit ein. Aus den ersten beiden Crowdsourcing-Projekten hat die LBG in den Jahren 2015 und 2018 gezielt neue Forschungsfragen identifiziert und besonders wichtige Themen in die Wissenschaft gebracht. Aus den Ergebnissen entstanden bereits zwei LBG-Forschungsgruppen, eine dritte Forschungsgruppe startet noch 2020.

Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine Forschungseinrichtung mit thematischen Schwerpunkten in der Medizin und den Life Sciences sowie den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften und stößt gezielt neue Forschungsthemen in Österreich an. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern aktuell 19 Ludwig Boltzmann Institute und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen AkteurInnen wie Unternehmen, dem öffentlichen Sektor und der Zivilgesellschaft. Gesellschaftlich relevante Herausforderungen, zu deren Bewältigung Forschung einen Beitrag leisten kann, sollen frühzeitig erkannt und aufgegriffen werden. Teil der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das das Potenzial von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das 250 PhD-StudentInnen und Postdocs in der LBG betreut. In der Ludwig Boltzmann Gesellschaft sind insgesamt 550 MitarbeiterInnen beschäftigt.
www.lbg.ac.at

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)