Caritas Präsident Landau, Patientenanwalt Bachinger und Ex-Gesundheitsministerin Rauch-Kallat stellen eine Corona Pflege Charta vor. Ihr Appell an den Bund: Corona Taskforce Pflege einrichten, bundesweite Teststrategien festlegen, Schutzausrüstung garantieren und ärztlichen Grundversorgung sichern.
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch appellierten Caritas Präsident Landau, Patientenanwalt Bachinger und Ex-Gesundheitsministerin Rauch-Kallat an die Bundesregierung, die noch verbleibende Zeit vor einer möglichen zweiten Pandemiewelle zu nutzen, um den Gesundheits- und vor allem den Pflegebereich vorzubereiten und noch besser zu schützen. Landau: „Der erste Höhepunkt der Krise ist überstanden, der erste Lockdown ist überwunden, die Sorge vor einer zweiten Welle ist begründet und real. Mehr als 500.000 betagte und pflegebedürftige Menschen in ganz Österreich zählen zur Hochrisikogruppe. Wir müssen diese Phase nutzen, um uns wirksam vorzubereiten und den Pflegebereich vor dem Virus zu schützen.“ Eine Studie der AGES hat gezeigt, dass ein Drittel aller Sterbefälle in Österreich zuletzt auf Pflegewohnhäuser zurückzuführen ist.
„Keine Zeit, um auf die Ampel zu warten“
Bei dem Pressetermin wurde eine fünf Punkte Corona-Pflege-Charta vorgestellt. Sie soll die neue Reform nicht ersetzen, sondern die Zeit bis dahin überbrücken. Eine Pflege-Taskforce, Teststrategien, Schutzausrüstungs-Garantie, Sicherstellung der Gesundheitsversorgung und klare Regelung der Finanzierung ergeben die fünf Punkte und sollen bundesweit gleich geregelt sein.
Bundesweite Corona-Pflege-Taskforce: „Wir appellieren dringend eine Taskforce auf Bundesebene für Krisenvorbereitung und akute Krisenbekämpfung einzurichten. Eine interdisziplinäre Einheit, in der Vertreter der Länder und der Pflege, gemeinsam dem Krisenstab des Bundes beratend zur Seite stehen.“ Dadurch würde rasches Handeln, einheitliche Standards und Teststrategien aber auch die dringend benötigte Rechtssicherheit für alle Beteiligten gewährleistet werden. „Wir brauchen eine Strategie im Kampf gegen das Virus und nicht neun verschiedene“, sagt Landau.
Einheitliche Teststrategien: Ex-Gesundheitsministerin Rauch-Kallat meinte dazu: „Für das Corona-Virus gelten: Speed Kills. Rasche, regelmäßige und gezielte Testungen können sicherstellen, dass das Virus wirksam bekämpft wird. Hochrisikogruppen und Schlüsselarbeitskräfte brauchen Vorrang bei den Testungen!“
Schutzausrüstungs-Garantie: „Wir brauchen neben einem ausreichenden Ausmaß an Schutzkleidung und Testkapazitäten auch eine entsprechende Kapazität, um dies in Österreich erzeugen zu können. Hier hat es einen EU-weiten Sinneswandel gegeben, dass man sich nicht von Asien und anderen Kontinenten abhängig machen möchte, sondern die Produktion ins eigene Land verlagert“, sagte Rauch-Kallat. Ausreichende Bevorratung, gemeinsames bundesweites Verhandeln und bundesweite Anschaffungen würden die Kosten senken und seien von enormer Wichtigkeit.
Sicherstellung der medizinischen Gesundheitsversorgung: Die Sicherstellung medizinischer Versorgung vor allem für betagte und pflegebedürftige Menschen muss auch während einer Pandemie und ohne persönliche Visite beim Arzt kontinuierlich gewährleistet werden. Dies steht absolut im Fokus. Bachinger meint, ein überregionaler verbindlicher Versorgungsplan wäre die Lösung um bessere und kontinuierliche medizinische Versorgung, auch in Krisenzeiten, gewährleisten zu können. Vor allem -Wer? Macht was? und Wo?- muss der Bevölkerung richtig kommuniziert werden.
Bachinger übt starke Kritik an der ÖGK aus
Die ÖGK schafft mit Ende August die telemedizinische Betreuung ab. Bachinger meint: „Das ist ein völlig falsches Signal an die Patienten und die Ärzte. Offensichtlich tritt das Misstrauen soweit in den Vordergrund, dass ein erprobtes Erfolgspatent wieder aufgelöst wird, statt proaktiv ausgebaut zu werden. Die Bevölkerung fordert die Erhaltung dieses Systems.“
Klare Regelung der Finanzierung: Landau begrüßt die Einrichtung von Hilfsfonds und das Zweckzuschussgesetz. Jedoch sei es immer noch unklar wie die anfallenden Personalkosten, die aufgrund von Freistellungen anfallen, bewältigt werden können. Trotzdem ist es wichtig, dass Mitarbeiter der Pflege für Ihre Leistungen eine verbindliche Zusage einer Prämie bekommen, welche in allen Bundesländern vereinheitlicht ist.
Zeit als Schlüssel zum Erfolg
Aus meiner persönlichen Sicht, als baldige Absolventin des Bachelorstudiums Gesundheits- und Krankenpflege, steht die Vorbereitung auf die mögliche zweite Welle und das Nutzen des jetzigen Zeitfensters absolut im Fokus. Mit einer Pressekonferenz wie diesen, wo konkrete Forderungen an den Bund gestellt werden, sind die Weichen für die ersten Schritte zum Schutz der Bevölkerung gestellt. Der Zeitliche Aspekt darf jedoch meines Erachtens nach nicht außer Acht gelassen werden. Wie lange hat es gedauert bis die fünf Punkte Corona-Pflege-Charta vorgestellt wurden? Zeit ist im Kampf gegen den Virus, wie wir auch schon von Ex-Gesundheitsministerin Rauch-Kallat gehört haben, das effektivste Mittel. Das sollten wir dementsprechend nutzen. Worten müssen Taten folgen.