AT: Pneumokokken nehmen COPD-Patienten die Luft zum Atmen

23. November 2017 | News Österreich | 0 Kommentare

COPD-Patienten besonders anfällig für Infektionen

Wien (OTS) – In Österreich leiden mindestens eine halbe Million Menschen an COPD*. Das sind knapp 11 Prozent aller Personen über 40 Jahre (1). Sie haben dadurch eine eingeschränkte Lebensqualität und eine verminderte Lebenserwartung. Kommt noch eine Lungenentzündung hinzu, kann das zu einer massiven Verschlechterung der Erkrankung führen. Um das Risiko dafür zu reduzieren, empfehlen medizinische Leitlinien und der österreichische Impfplan diesen Personen eine Impfung gegen Pneumokokken, die als häufige Auslöser für Lungenentzündungen gelten (2). Impfen lassen sollten sich auch all jene, die an Asthma leiden, da klar nachgewiesen wurde, dass sie für Lungenentzündungen besonders anfällig sind (3).

In Europa müssen jährlich zwei bis zwölf Personen pro 1000 Einwohner mit Lungenentzündung ins Spital (4). Experten gehen davon aus, dass etwa ein Drittel aller Lungenentzündungen in Österreich durch Pneumokokken verursacht werden. Das sind grampositive Bakterien, die auch andere schwere Infektionen hervorrufen können (5).

Pneumokokken verschlimmern die Krankheit COPD

Eines der wichtigsten Therapieziele bei COPD ist das Verhindern von Exazerbationen (Symptomverschlechterung mit Atemnot, Husten und Auswurf)(6). Laut Schätzungen haben etwa 50 Prozent der dieser Symptomverschlechterungen einen bakteriellen Ursprung, viele davon gehen auf Pneumokokken zurück (7). „Wenn wir eine Besiedelung mit Pneumokokken reduzieren können, haben wir also schon viel gewonnen“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka von der Universitätsklinik für Pneumologie/Lungenheilkunde am Uniklinikum Salzburg.

Auch im Fall von Lungenentzündungen spielen Pneumokokken eine wichtige Rolle – sie wurden in 43 Prozent aller Fälle gefunden.8 Ein anderes Problem ist, dass Patienten mit COPD, wenn sie eine Lungenentzündung bekommen, schwerer erkranken, häufiger auf die Intensivstation müssen und eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit haben innerhalb der nächsten 90 Tage zu versterben als Lungenentzündungspatienten ohne COPD. Um dies zu verhindern, kann man mit einer Impfung gegen Pneumokokken vorbeugen. Die Datenlage spricht hier eine eindeutige Sprache: Das renommierte internationale Forschernetzwerk Cochrane Collaboration hat in einer Analyse festgestellt, dass eine Pneumokokken-Impfung COPD-Patienten vor einer Lungenentzündung schützt und auch die Wahrscheinlichkeit für Exazerbationen reduziert (8).

Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöht

Wer jetzt noch überlegt, ob er sich impfen lassen soll oder nicht, sollte bedenken: Nicht nur die Folgen einer Pneumokokken-Infektion sind bei COPD-Patienten dramatischer, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, eine zu bekommen. Laut Studien haben Menschen mit COPD ein 8-fach höheres Risiko an einer Pneumokokken-Pneumonie zu erkranken (9). Chronische Atemwegserkrankungen wie COPD gehen außerdem mit einem deutlich gesteigerten Risiko für invasive Pneumokokken-Erkrankungen einher. Dieses ist bei Patienten zwischen 16 und 64 Jahre beinahe 17 Mal so hoch wie bei Patienten der gleichen Altersgruppe ohne diese Grunderkrankung (10). Unter invasive Pneumokokken-Erkrankungen fallen beispielsweise so schwerwiegende Infektionen wie Blutvergiftung, Hirnhautentzündung oder besonders schwere Formen der Lungenentzündung. „Eine Pneumokokken-Impfung kann viele dieser dramatischen Entwicklungen verhindern“, so Studnicka. „Wir raten daher allen COPD-Patienten im Einklang mit nationalen und internationalen Leitlinien zu einer vorbeugenden Impfung.“

Erhöhte Infektanfälligkeit auch bei Asthmatikern

Der Österreichische Impfplan empfiehlt übrigens auch allen Asthmatikern eine Pneumokokken-Impfung (11). Das betrifft hierzulande knapp sechs Prozent der Bevölkerung (12). Sie haben ein bis zu 5,9 Mal höheres Risiko für eine durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung als gesunde Menschen (13). Pneumologe Studnicka: „Wir empfehlen auf jeden Fall mit dem behandelnden Lungenfacharzt zu sprechen und eine vorbeugende Pneumokokken-Impfung in Betracht zu ziehen. Sie ist gut verträglich und kann das Infektionsrisiko in jedem Fall deutlich reduzieren.“

*chronisch obstruktive Lungenentzündung

Mit freundlicher Unterstützung von Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien

Quellen:

  1. Nowak, Peter, et.al., Themenqualitätsbericht COPD Band 1 der Berichtsreihe Fokus Qualität, 2013
  2. Wenisch C et al., Wien Klin Wochenschr (2013) 125:621–628
  3. J. Obert, P.-R. Burgel,  Médecine et maladies infectieuses 42 (2012) 188–192
  4. Drijkoningen JJ, Rohde GG. Pneumococcal infection in adults: burden of disease. Clin Microbiol Infect 2014;20 Suppl 5:45-51.
  5. Welte T, Torres A, Nathwani D. Clinical and economic burden of community-acquired pneumonia among adults in Europe. Thorax
  6. GOLD 2017, abgerufen am 13.11.2017 unter https://www.ots.at/redirect/goldcopd5
  7. Sethi S, Murphy TF. Infection in the pathogenesis and course of chronic obstructive pulmonary disease. N Engl J Med 2008; 359:2355–65.
  8. Walters, JAE, et.al., Pneumococcal vaccines for preventing pneumonia in chronic obstructive pulmonary disease (Review), Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 1. Art. No.: CD001390. DOI: 10.1002/14651858.CD001390.pub4.
  9. Lee TA, Weaver FM, Weiss KB. Impact of pneumococcal vaccination on pneumonia rates in patients with COPD and asthma. J Gen Intern Med. 2007;22(1):62-7
  10. van Hoek, AJ, The effect of underlying clinical conditions on the risk of developing invasive pneumococcal disease in England, Infect. 2012 Jul;65(1):17-24. doi: 10.1016/j.jinf.2012.02.017.
  11. Österreichischer Impfplan 2017, abgerufen am 13.11.2017 unter www.bmgf.gv.at/home/Impfplan
  12. Austrian Severe Asthma Network, abgerufen am 13.11.2017 unter www.asa-net.at
  13. Shea KM, Edelsberg J, Weycker D, et al. Rates of pneumococcal disease in adults with chronic medical conditions. Open Forum Infect Dis. 2014;1-9

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)